Monströse Welten 1: Gras
erstrecken schienen. Geschmeidige Schatten, sinnliche Schatten. Sie, Marjorie, unter geschmeidigen, sinnlichen Schatten, tanzte mit den Füchsen.
Sie tanzten in Paaren, Männchen und Weibchen, wobei die Schatten sich berührten und miteinander verschmolzen. Schatten und Seelen verschmolzen miteinander. Die anderen tanzten paarweise. Marjorie tanzte mit dem Ersten. Zuerst bauschten sich die Ärmel ihrer Bluse, entfalteten sich zu Schwingen, flatterten wie ein Schweif, und das Haar öffnete sich zu einer seidigen Mähne. Ein Weibchen. Sie tanzte. Noch immer sah sie nicht Seine Vision Seiner selbst, aber wenigstens sah sie Seine Vision von ihr.
Du. Marjorie. Weiblich. Gang. Bewegung. Farbe. Geruch.
Gefahr, flüsterte sie im Geiste. Zuviel Gefahr.
Unter ihr bewegten die Muskeln sich wie Finger und berührten sie. Gefährlich. Ja. Sehr gefährlich. Ja. Wundervoll. Schrecklich. Kraftvoll. Sein Fell kommunizierte mit ihr, wie das Fell der Pferde immer mit ihr kommuniziert hatte, und vermittelte ihr Emotionen und Intentionen. Sie legte sich vertrauensvoll auf seinen Rücken, wie sie sich auf Quixotes Rücken gelegt hatte… Streiflichtartig wurde das Bild scharf, und schockiert zog sie sich zurück. Sie weigerte sich, das eben Gesehene zur Kenntnis zu nehmen.
Er spürte ihre Verweigerungshaltung. Beim Tanzen stieg er auf die Hinterläufe und verwandelte sich in einen Satyr, mit Mähne und Schweif, kein Mann, aber wie ein Mann. Sein Haar verwob sich mit ihrem, als er sie an sich zog. Die anderen Füchse tanzten paarweise.
Freude. Ein Freudentanz. Die Paare berührten sich. Wie die Elemente einer Äolsharfe berührten sie sich im Rhythmus des Tanzes, wobei jeder Tänzer einen leisen Ton von sich gab und ihre Seelen sich berührten; ein gedämpftes Trommeln wie von riesigen Pfoten, ein concerto adagio mit Glocken und Hörnern.
Kein Wort. Sie hörte nur Schnurren, Gebrüll und Knurren aus aufgerissenen Rachen, deren Reißzähne aus Elfenbein sich in ihre Emotionalität bohrten. Gewaltige Kiefer schlossen sich um sie und umklammerten sie sanft. Sie hatte sich dem Tanz nicht aus freien Stücken angeschlossen. Sie tat es, weil Er es so wollte. Sie sah Ihn nicht. Aber Er sah sie.
Ihr Bewußtsein war ausgeschaltet. Sie ließ die Szenerie auf sich wirken und trieb wie ein Boot dahin, dessen Segel von einer Windbö gebläht wird. Keine Verpflichtungen. Nur Wahrnehmung. Es zählte nur das Hier und Jetzt.
Gefahr, erinnerte er sie lachend. Große Gefahr.
Eine Wesenheit schwebte über ihr, bereit zum Zustoßen, fähig zum Zustoßen. Und sie war die Beute. Sie trieb in einer warmen Flüssigkeit, die sich plötzlich in Luft verwandelte. Sie spürte ihn. Das sinnliche Ausfahren der Klauen. Die muskulösen Beine. Die starken Schultern, das Pulsieren des Leibes, das donnernde Pochen des Herzens. Blitze zuckten die Nervenstränge entlang wie goldenes Feuer.
Die Klauen berührten sie sanft und fuhren wie Fingernägel an ihrem nackten Körper entlang. Ein Schauder durchfuhr sie.
Gefahr. Gefahr.
Seine Zunge berührte ihr Bein und wand sich wie eine feurige Schlange nach oben.
Ein flammendes Symbol aus zwei Hälften, die mit quälender Langsamkeit zu einem Ganzen verschmolzen.
Mein Name, sagte Er. Dein Name. Wir.
Die Schlange hob sie auf und brachte sie weit weg. Sie kam zu einer Tür aus Feuer, und er sagte, sie solle hindurchgehen, aber sie hatte Angst und sträubte sich…
Als sie zurückkehrte, lag sie im kurzen Gras an seiner Brust, zwischen den Vorderbeinen und kuschelte sich in seinen weichen Pelz. Sein Atem rauschte wie der Wind in ihrem Ohr. Ihr Gesicht war feucht, aber sie erinnerte sich nicht, daß sie geweint hätte. Das Haar trug sie offen; es hüllte sie wie Seide ein.
Er stand auf und ließ sie zurück. Sie erhob sich in der Dunkelheit; sie war froh, daß es dunkel war, denn so sah Er ihr Gesicht nicht. Bis sie plötzlich die Erkenntnis überkam, daß auch die Dunkelheit sie nicht vor Seinen Blicken verbarg. Das war ihr peinlich. Sie suchte ihre Kleidung zusammen und zog sich an. Als sie fertig war, wurde ihr bewußt, daß sie darunter nach wie vor nackt war. Ihr Bewußtsein. Es war eine Veränderung eingetreten. Etwas, das zuvor noch dagewesen war, fehlte nun…
Nach kurzer Zeit kam Er zurück. Sie bestieg Ihn, und Er trug sie, so vorsichtig wie ein rohes Ei. Die Erinnerung an den Tanz verblaßte. Etwas Schaurig-Schönes. Etwas, das nicht ganz zu Ende gebracht worden war.
Mänaden, sagte sie sich. Die mit dem
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