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Monströse Welten 1: Gras

Monströse Welten 1: Gras

Titel: Monströse Welten 1: Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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patzig. Während er mit Rillibee sofort warmgeworden war, war er sich noch nicht sicher, ob er Sylvan leiden konnte; der hatte nämlich die Angewohnheit, andere herumzukommandieren. ›Wir gehen dort hinüber.‹ ›Wir machen jetzt eine Rast.‹
    »Im Hafen besorgen wir uns ein Fahrzeug und fahren damit zur Grasbergstraße«, sagte Sylvan nun. »Wir werden uns an den Ordnungsdienst wenden.« Dann marschierte er auf den Hafen zu.
    Eigentlich hatte Tony schon eine Replik auf der Zunge gelegen, aber es war ihm der Mühe nicht wert. Das Wichtigste war jetzt, Stella schnell zu einem Arzt zu bringen. »Die Arztpraxen befinden sich am anderen Ende der Stadt?« fragte er.
    Errötend blieb Sylvan stehen. »Nein. Nein, das Krankenhaus ist gleich dort oben, in der Nähe des Hafenhotels.«
    »Worauf warten wir dann noch?« sagte Rillibee, hob Stella auf die Arme und stapfte den Abhang zum Krankenhaus hinauf.
    »Soll ich Ihnen beim Tragen helfen?« erbot Tony sich.
    Stella war in einen tiefen Schlaf gefallen, und Rillibee bezweifelte, daß sie überhaupt spürte, wer sie trug. Trotzdem schüttelte er den Kopf. Er wollte seine Last niemand anderem anvertrauen, obwohl er schon ziemlich ermattet war. Auch wenn sie ihm wie ein Kind vorkam, war sie kein kleines Mädchen. Er hatte sie schon auf dem Fuchs stundenlang gehalten. Sie war die Dame seines Herzens, ohne daß er sich gefragt hätte, weshalb das so war.
    »Ich schaffe das schon«, erwiderte er. »Es ist nicht mehr weit.«
    Der Abhang war recht steil; für Leute, die ohnehin schon erschöpft waren, bedeutete es eine anstrengende Kletterpartie. Sie näherten sich dem Hospital von der Rückseite und gingen auf eine Tür zu, die in eine fensterlose Wand eingelassen war. Eine weißgekleidete Gestalt steckte den Kopf heraus und zog sich wieder zurück, als er sie gesehen hatte. Dann kam Personal mit einer fahrbaren Trage zum Vorschein. Mit letzter Kraft übergab Rillibee ihnen das Mädchen und wurde von einem Pfleger ins Haus geführt.
    »Wer ist das?« fragte ihn jemand.
    »Stella Yrarier«, entgegnete Tony. »Meine Schwester.«
    »Aha!« sagte der andere erstaunt. »Ihr Vater ist auch hier.«
    »Vater! Was ist denn passiert?«
    »Fragen Sie den Doktor. Doktor Bergrem. Sie sitzt in diesem Büro.«
    Binnen weniger Minuten schaute Tony auf das Gesicht seines schlafenden Vaters.
    »Was fehlt ihm denn?« fragte er die Ärztin.
    »Zum Glück ist es nicht allzu schlimm. Wir haben keine BioTech-Ausrüstung und sind deshalb nicht imstande, gentechnische und bionische Eingriffe vorzunehmen.«
    Cloning! Bionik! Die Sterblichkeitsrate bei derartigen Eingriffen war hoch. Zumal bionische Prothesen und Implantate für Altkatholiken tabu waren, obwohl es immer wieder Leute gab, die sich über dieses Verbot hinwegsetzten und es später dann beichteten.
    Die Ärztin schaute ihn stirnrunzelnd an. »Nur keine Panik, Junge. Ich sagte, es sei nicht allzu schlimm. Schnittwunden und eine leichte Gehirnquetschung. Wir kümmern uns darum. Die Beinnerven sind etwas in Mitleidenschaft gezogen. Das heilt wieder aus. Alles, was er jetzt braucht, ist ein paar Tage Ruhe.« Die zierliche, stupsnäsige Frau beugte sich über die Geräte und justierte sie nach. Das volle Haar hatte sie straff zurückgekämmt und zu einem Knoten gebunden; in dem weiten Kittel wirkte sie fast geschlechtslos.
    »Sie haben ihn sediert«, bemerkte Tony.
    »Maschinenschlaf. Er ist zu nervös, als daß er für längere Zeit bei Bewußtsein sein dürfte. Er scheint sich zu grämen.«
    So konnte man es auch ausdrücken, sagte Tony sich, wobei er ironisch grinste. Roderigo Yrarier grämt sich. Oder er kocht vor Wut. Oder er schreit herum.
    »Bei Ihrer Schwester«, fuhr die Ärztin fort, »sieht es allerdings etwas anders aus. Ohne Zweifel liegt eine Manipulation des Bewußtseins vor. Die Hippae sind dafür verantwortlich.«
    »Sie wissen davon?!«
    »Das ergibt sich zwangsläufig, wenn die bons mit Knochenbrüchen oder abgerissenen Gliedmaßen zu mir kommen. Weil man auf normalem Weg nichts aus ihnen herausbekommt, erzähle ich ihnen, ich würde ihre Reflexe testen und mache in Wirklichkeit ein EEG. In der Regel stelle ich Anomalien fest, darf sie aber nicht behandeln. Nicht die bons. Sie kokettieren geradezu mit ihren Macken.«
    »Wir wollen aber, daß Stella wieder richtig gesund wird!«
    »Daran habe ich auch keinen Augenblick gezweifelt. Ich muß Sie jedoch darauf hinweisen, daß wir bei der Ausrüstung, die uns hier zur Verfügung

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