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Monströse Welten 1: Gras

Monströse Welten 1: Gras

Titel: Monströse Welten 1: Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Wand des EBG befand. Mit dem Peilsender konnte sie sich zwar nicht orientieren, aber er verhinderte zumindest, daß sie verlorenging. Die Scheune war nicht weit von der ›Arena‹ entfernt, wo die Hippae im Blutrausch wüteten. Es würde nicht einfach sein, die Pferde unentdeckt herauszuholen. Wenn sie erst den Sumpfwald erreicht hatten, wären sie in Sicherheit. Wenn sie aber vorher entdeckt wurden, wäre das mit Sicherheit das Ende. Sie spürte, daß die Wut der Hippae sich gegen sie persönlich richtete. Sie haßten sie. Sie hatte sie ausspioniert, war in ihre Kaverne eingedrungen und hatte den Angriff gegen sie geführt. Sie würden sich nicht die Gelegenheit entgehen lassen, ihr das heimzuzahlen.
    Dennoch – wenn es ihr gelang, die Pferde zum Abhang zu führen, würden einige von ihnen es schaffen. Sie würde sie wenigstens in die gewünschte Richtung schicken. Wenn sie erst den Wald erreicht hatten, würde der Erste sich ihrer annehmen und sie beschützen. Sie hatten es nicht verdient, von diesen Bestien zerfleischt zu werden. Sie verdienten saftige, von der Sonne beschienene Weiden und viele Fohlen.
    Ihre Schritte hallten auf dem Stein. Trübe Lichter markierten die Abzweigungen. Als der Peilsender ihr mitteilte, daß sie sich in der Nähe des Ziels befand, suchte sie nach einem Aufstieg. Die Pferde mußten irgendwo über ihr sein. Sie konnte nur hoffen, daß die Hippae ihr Augenmerk noch nicht auf die Scheune gerichtet hatten. Hoffentlich waren die Pferde noch unverletzt.
    Nein, sagte da jemand. Die Pferde sind in Sicherheit.
    Wie vom Donner gerührt blieb sie stehen. Das war die Stimme der Wildnis und des Waldes, nicht dieser düsteren Korridore. Nachdem sie die Fassung wiedererlangt hatte, folgte sie der Stimme, wie eine Kompaßnadel, die sich nach Norden ausrichtet. Sie zitterte.
    Hier, sagte die Stimme. Hier.
    Sie folgte den Rufen, ging durch aufwärtsführende Korridore und stieg Wendeltreppen hinauf, wie ein Hund an der Leine.
    Er war bei den Pferden in der Scheune; er hatte sich vor die Tür gelegt. Sie sah die flirrende Luft, das einer Luftspiegelung gleichende Flimmern, blitzende Zähne und Augen. Die Pferde delektierten sich in aller Ruhe am Heu. Als sie die Scheune betrat, stieß Quixote ein Begrüßungswiehern aus, und sie lehnte sich zitternd an die Wand. War Er der einzige, der sie unterstützte, oder waren noch mehr Füchse hier?
    Weshalb bist du hier? fragte sie.
    Ich wußte, daß du kommen würdest, erwiderte ER in absolut menschlichen Worten.
    Sie verdrängte die Implikationen dieser Aussage. Ich konnte meine Freunde nicht im Stich lassen, sagte sie.
    Ich weiß, sagte er. Ich wußte es schon die ganze Zeit, aber mein Volk glaubte nicht an dich.
    Haben sie ihre Meinung nun geändert? fragte sie.
    Ja. Wegen ihnen, entgegnete Er. Wegen der Pferde.
    Sie sah sich wieder auf Quixotes Rücken, von allen Seiten in Bedrängnis, sie sah den Sicherheit verheißenden Gleiter, sie sah, daß sie sich weigerte zu gehen. Das Bild in ihrem Bewußtsein war überlebensgroß. Sie würde die Pferde nicht verlassen.
    Dumm, sagte sie sich. Damals dachte ich, es wäre dumm gewesen.
    Dumm, griff er das Wort auf. Wichtig. Wichtig zu wissen, daß man sein Leben für ein anderes Lebewesen riskiert. Wichtig zu wissen, daß die Menschen Loyalität kennen. Wichtig zu wissen, daß Freundschaft über die Rassen hinweg möglich ist.
    Waren die Arbai eure Freunde?
    Eine Negation. Sie sah, daß die Arbai mit den Hippae in Kontakt standen und mit ihnen arbeiteten, während die Füchse in der Nähe umherstreiften und die Arbai sie geflissentlich ignorierten. Die Füchse hatten den Eindruck, daß die Arbai die direkte Ansprache der Kommunikation der Füchse vorzogen; sie spürte, daß die Arbai sich affektiert zurückzogen, sie spürte ihren Kleinmut, der so große Ähnlichkeit mit ihren eigenen Gefühlen hatte, aber schier auf die Spitze getrieben war! Sie betrachteten die Füchse nicht als Bedrohung, wohl aber als Beeinträchtigung ihrer Privatsphäre, und das war ihnen zuwider. Das kam ihr nur zu bekannt vor!
    Er stimmte ihr zu. Dennoch spürte Er Mitleid mit ihnen und fühlte sich schuldig wegen ihres Todes.
    Sie sind gestorben, sagte sie. Und nun sterben wir. Dort oben sind die Hippae. Sie werden in Commons eindringen und uns töten.
    Sie sind schon in Commons. Aber es sterben nicht viele. Diesmal nicht.
    Beschützt ihr uns?
    Diesmal wissen wir, was geschieht.
    Damals habt ihr es nicht gewußt? fragte sie. Ihr wollt nicht

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