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Monströse Welten 1: Gras

Monströse Welten 1: Gras

Titel: Monströse Welten 1: Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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gewesen, sie zu verdrängen. Widerstrebend folgte er dem Ruf, ging durch das Hoftor und betrat den Pfad, wo drei Figuren ihn packten, durch eine Tür schoben und durch einen Gang in einen Raum brachten, in dem er noch nie zuvor gewesen war. Sie trugen nur Unterwäsche. Im Licht der Laterne zeichnete sich ein sadistischer Ausdruck auf ihren Gesichtern ab. Zweifellos handelte es sich bei ihnen um die Himmelsstürmer, von denen Mainoa gesprochen hatte. Er hatte ihn nicht gewarnt. Weshalb hätte er ihn aber auch vor dem Unausweichlichen warnen sollen? Aber zumindest hätte er ihm einen entsprechenden Hinweis geben können. Nicht daß Rillibees Lage dadurch entscheidend verbessert worden wäre.
    Sie schubsten ihn zu einer Bank, und er setzte sich hin, um das Zittern der Knie zu kaschieren. Es war keine Angst. Es war etwas anderes, etwas, das diese Leute vielleicht verstanden hätten, wenn Zeit zum Reden gewesen wäre. Dazu war aber keine Zeit mehr.
    Die Gestalt, die ihm am nächsten stand – zwischenzeitlich war die Gruppe auf ein gutes Dutzend Leute angewachsen – warf sich in Positur und verkündete: »Nenn mich Highbones!« Er war ein schlaksiger Mann mit einem glatten, jungenhaften Gesicht, obwohl die Falten um die Augen davon kündeten, daß er kein Junge mehr war. Eine Locke fiel ihm in die Stirn, die er mit einer einstudierten Geste zurückschob. Die Haarfarbe war nicht zu bestimmen. Die Brauen waren zusammengewachsen. Die Augen waren von einem sehr hellen Blau, fast schon weiß. Alles an ihm wirkte künstlich: Körperhaltung, Gestik, Verhaltensweise, Stimme. Ein Kunstgeschöpf; woraus mochte es bestehen?
    All das registrierte Rillibee und nickte, um ihm zu verstehen zu geben, daß er ihn verstanden hatte. Eine Erwiderung wäre zwecklos gewesen. Was man nicht sagte, konnte auch nicht gegen einen verwendet werden, wie der Leiter der Ministranten nicht müde wurde zu behaupten.
    »Was dich betrifft, so haben wir dich schon seit einigen Tagen observiert und erklären dich hiermit zu einem Peeper. Widerspruch gegen diese Entscheidung ist nicht zulässig.« Erneut dieses Keckern, als ob das eben eine schlimme Beleidigung gewesen wäre.
    Rillibee nickte bloß.
    »Es wird von dir erwartet, daß du diese Feststellung bestätigst. Sag, du seist ein Peeper.« Der andere sagte es in einer Art Singsang, bar jeglicher Emotion. Wie das Summen der Mücken in Heiligkeit.
    »Ich bin ein Peeper«, gestand Rillibee emotionslos.
    »Der Punkt ist nämlich der«, führte Highbones aus, wobei er sich nun in eine andere Pose warf, »daß wir Himmelsstürmer die Peeper als niedrigste Lebensform überhaupt betrachten. Hab ich nicht recht, Jungs?«
    Die Versammlung gab ihm recht. Ja. Peeper waren das Allerletzte.
    Rillibee hatte Bruder Shoethai schon gesehen, einen Krüppel von unbestimmtem Alter, über den jeder Witze riß – allerdings nur hinter vorgehaltener Hand, denn Bruder Shoethai arbeitete für das Büro für Akzeptable Doktrin. Highbones räumte Rillibee jedoch wenig Zeit ein, diesen Gedanken weiterzuverfolgen.
    »Natürlich wissen wir, daß es Leute wie den alten Shoethai gibt, die von ihrer Konstitution her nicht in der Lage sind, zu klettern, und jeder von ihnen wird sowieso als Peeper enden. Trotzdem geben wir dir eine Chance. Jeder bekommt eine Chance. Das ist nur fair, meinst du nicht auch?«
    Leichtsinnigerweise riskierte Rillibee einen Kommentar: »Ich möchte aber ein Peeper sein.«
    Das löste einen Tumult unter den versammelten Männern aus, die man allesamt für Verwandte von Highbones hätte halten können, so weißhäutig und schlank wie sie waren. Mit den langen Armen wiesen sie eine fatale Ähnlichkeit mit terranischen Menschenaffen auf.
    Highbones schüttelte den Kopf. »O nein, das willst du nicht, Peeper. Du weißt ja nicht, was du sagst. Vielleicht liegt es an deiner Dummheit. Peeper werden nämlich an den Türmen aufgehängt, und zwar an den Füßen. Peeper werden von jedem herumgeschubst. Ihr Leben ist ein einziges Elend, dem niemand sich freiwillig aussetzen würde. Da wäre es doch viel besser, sich dem Test zu unterziehen und zu versuchen, das Beste daraus zu machen, meinst du nicht? Und wenn du einfach nicht zum Klettern geeignet bist, nun, dann werden wir vielleicht Gnade walten lassen. Aber du mußt es auf jeden Fall versuchen. So sind nun einmal die Regeln.« Highbones lächelte. Es war ein künstliches, aufgesetztes Lächeln; aus seinen Augen sprach purer Sadismus.
    Rillibee registrierte diesen

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