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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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ganz anderer geworden, unser Sam. Ein richtiger Humanist.«
    »Africa…«, sagte China. »Sei nicht albern.«
    »Ist doch so! Die Siedlung amüsiert sich köstlich über euch zwei Skandalnudeln. Du führst einen regelrechten Eiertanz auf, um Sam aus dem Weg zu gehen, und er will draußen in den Hügeln einen Drachen für seine Herzdame erlegen…«
    »Das tut er nicht!«
    »Und was tut er dann?«
    »Ich weiß nicht, Africa. Außer, daß es nichts mit mir zu tun hat. Es betrifft ihn selbst. Er will ein anderer sein. An einem anderen Ort.«
    »Topman zu sein genügt ihm wohl nicht, was?«
    »Damit hat es nichts zu tun. Da ist… da ist etwas in ihm, eine Art Loch, das er auszufüllen versucht. Dieser ganze Mummenschanz ist nur ein Teil davon.« Nachdem sie das gesagt hatte, wunderte sie sich über sich selbst. Sie nahm wohl an, daß das stimmte, aber wenn jemand von ihr verlangt hätte, Sam zu charakterisieren, hätte sie ihm erwidert, daß sie dazu nicht imstande wäre. Vielleicht würde ihr das mit zunehmendem Alter eher gelingen.
    »Mit bloßen Händen gegen Geisterwesen kämpfen? Gehört das etwa auch dazu?«
    China schüttelte den Kopf. Bisher wußte niemand genau, mit wem oder was Sam gekämpft hatte, aber auf jeden Fall hatten Geister keine Knochen. Allerdings verrieten die Knochen auch nicht, um welches Wesen es sich gehandelt hatte. Eine Zeitlang hatte China sich deswegen Gedanken gemacht und schon befürchtet, daß vielleicht bald ein Besucher oder ein intelligentes Wesen vermißt werden würde. Doch außer diesem Soames aus der Siedlung Drei fehlte niemand, und überhaupt handelte es sich nicht um die Knochen eines Menschen. Zumindest dem ersten Anschein nach. China hatte schon mit dem Gedanken gespielt, den Vorfall der Zentralverwaltung zu melden, damit diese eine Suche nach einem eventuellen Fremdraumschiff durchführte, doch dann hatte sie davon Abstand genommen. Der Schädel des Wesens befand sich bereits bei der Zentralverwaltung. Er hatte lange Zähne und dicke Knochenwülste über den Augen, und bisher war er nicht einmal identifiziert worden. Wenn die Fachkräfte in der Zentralverwaltung schon nicht an einen Alien gedacht hatten, weshalb sollte sie sich dann noch Gedanken machen?
    Africa schüttelte den Kopf. »Schick Peace und Jeopardy nur rüber«, sagte sie lachend. »Sie können bei ihren Cousins übernachten.«
    China verfeinerte den Vogel mit landestypischen Gewürzen und briet ihn in Kornöl. Dazu gab es spezielle Gemüsenudeln, Brot und Früchte sowie Wein und Käse. Sie aßen am kleinen Tisch am Fenster, das nach Westen hinausging und einen Blick über die Felder bis hin zum Waldland ermöglichte.
    Sam ließ es sich schmecken, ohne in sein früheres Verhalten zurückzufallen, und als er schließlich die Platte leergeputzt hatte, schlug er vor, daß sie sich mit dem restlichen Wein ins Schlafzimmer zurückzögen.
    Erst wollte sie ablehnen, aber dann willigte sie ein, noch immer nicht ganz überzeugt.
    Sie lagen auf dem breiten Bett, ihr Kopf an seiner Schulter.
    »Wir brauchen Legenden«, sagte er.
    Man sollte ihn an den Füßen aufhängen, sagte sie sich und versteifte sich. Ging es schon wieder los.
    »Legenden von Liebenden«, präzisierte er. »Kennst du große Liebesgeschichten, China Wilm?« fragte er. Aus seinem Tonfall schloß sie, daß ihre Befürchtung unbegründet war; er hatte nur eine sachliche Frage gestellt.
    Das war eine neuartige Frage. »Große Liebesgeschichten?« wiederholte sie und entspannte sich.
    »In den Archiven habe ich ein paar Namen erfahren. Aber sie sagen mir nicht das geringste. Wer war Abaelard? Wer war Romeo? Wer waren Gercord Thrust, Standfast Murgus und Lady Vees? Ich habe noch nie von ihnen gehört.«
    »Ich auch nicht«, hauchte sie und spürte, wie der Druck seiner Umarmung sich verstärkte und seine Hand an ihr hinabglitt.
    »Samasnier Girat und China Wilm«, flüsterte er. »Wir könnten auch zur Legende werden.«
    »Schon zu Lebzeiten?« fragte sie kichernd.
    »Für alle Zeit«, flüsterte er und küßte sie. Dann widmete er sich anderen Dingen. »Für alle Zeit.«
    Für alle Zeit, sagte sie sich und ließ die schicksalsträchtigen Worte auf sich wirken. Für alle Zeit. »Mach’s noch mal«, verlangte sie. »Oh, mach’s noch mal.«
    Er tat’s noch mal, und dann etwas anderes, und dann spielte die Zeit überhaupt keine Rolle mehr. Sie hörten weder den Donner noch den ans Fenster prasselnden Regen.
    Erst viel später hörten sie, daß es

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