Monströse Welten 2: Hobbs Land
begrenzt. Sie erklomm ihn und stellte verwundert fest, welchen Einfluß eine vielfältige Vegetation auf die Qualität der Luft hatte. Jenseits der Barriere wuchsen nur noch vereinzelte Bäume, so daß sie von ihrem Standort einen ungehinderten Blick über den gesamten Kreis hatte, der die strahlenförmig vom Mittelpunkt des Platzes ausgehenden Wälle einschloß.
Sie schritt den Radius und den Umfang des Kreises ab. Die von einem gemeinsamen Zentrum ausgehenden Wälle hatten eine Länge von vielleicht dreißig Metern. Insgesamt waren es elf. Sie tastete die Wälle mit dem Analysegerät ab, ohne daß es jedoch korrekt ansprach. Also enthielten die Wälle keine der Substanzen, auf die das Gerät kalibriert war – obwohl in Anbetracht der flackernden Digitalanzeigen und hektisch zuckenden Zeiger selbst diese Annahme noch fraglich war.
»Bombi«, sprach sie ins Funkgerät. »Shan. Kommt her. Ich habe etwas gefunden.«
Als die beiden nach wenigen Augenblicken erschienen, stand sie bereits im Mittelpunkt des Kreises, im Ursprung der Wälle, und versuchte die Anzeigen des Geräts zu interpretieren.
Bombi machte große Augen. »Ein Artefakt?« fragte er schließlich.
»Das glaube ich nicht«, erwiderte sie. »Ein Artefakt würde eher aus Stein oder Metall bestehen, nicht wahr? Aus dem Material, mit dem sie auch die Häuser und Tempel errichtet haben. Ich habe die Spektrallinien dieser Substanzen in die Maschinen eingespeichert und sie auf maximale Empfindlichkeit eingestellt.«
»Vielleicht ist die Sonde einfach zu kurz. Im Gleiter gibt es noch eine längere.«
»Gut, dann versuchen wir es damit.«
Ein Erfolg stellte sich indes auch nicht ein. Was auch immer es war, das dort vergraben lag, es war nicht das, was die Damzels erwartet hatten.
* * *
Samasnier Girat heftete einen Zettel an Chinas Tür, auf dem stand, daß er an sie dachte. China wußte, was er damit sagen wollte. Er machte einen neuen Anlauf.
Gleichzeitig wunderte sie sich darüber, daß sie seine Nachricht überhaupt so interpretierte. Sie hatte sich nämlich geschworen, sich nicht mehr mit Sam einzulassen und sich höchstens zu offiziellen Anlässen mit ihm zu zeigen. Als Kollegen kamen sie nämlich gut miteinander zurecht. Zumindest hatte sie diesen Vorsatz gefaßt, nachdem er sie mit seiner Art fast zur Verzweiflung gebracht hätte. Er hatte merkwürdige Fragen gestellt. Er hatte Antworten verlangt, wo sie nicht einmal wußte, wovon er überhaupt sprach. Er hatte immer gesagt: »Denk darüber nach«, obwohl sie keine Ahnung hatte, was er mit ›darüber‹ meinte.
Andererseits machte Sam in letzter Zeit einen entspannteren Eindruck. Die Dinge waren außerordentlich gut gelaufen. Selbst die kleinen Probleme, die ihn und die anderen Siedler immer plagten – fehlende Ersatzteile, defekte Maschinen, verspätet eintreffende Lieferungen -; selbst diese Probleme traten im Moment nicht auf. Deshalb war es durchaus möglich, daß Sam nun verträglicher war und daß ihr Zusammensein harmonischer verlief. Außerdem war sie neugierig. Sie wollte wissen, mit welchem Spielzeug er sich da beschäftigte, und vielleicht… vielleicht würde er es ihr sogar sagen.
Als sie ihm wieder über den Weg lief, lud sie ihn zum Abendessen ein; sie war jedoch so schnell wieder verschwunden, daß ihr sein freudestrahlendes Gesicht entging.
Viehzucht wurde in der Siedlung Neun betrieben, wobei aber fast alles in den Export ging. Die Zuteilungen an die Siedler waren minimal. Dafür betrieben die Siedlungen Geflügelhaltung und deckten so den Bedarf an Fleisch und Eiern. Also plante China, zum Abendessen ein Huhn zuzubereiten. Die Siedlungen verfügten über umfangreiche Getreide- und Gemüsevorräte, einschließlich sogenannter sensibler Sorten, die in Treibhäusern gezogen wurden. Die Versorgung mit frischen Früchten war saisonbedingt, doch dafür gab es das ganze Jahr über Dörrobst. In einigen Siedlungen wurden auch Reben gezüchtet und Käsereien betrieben, aber an dieser Expertise partizipierten noch nicht alle Siedlungen, so daß die jeweiligen Erzeugnisse entsprechend knapp waren. China war es indes gelungen, Zuteilungen für besondere Anlässe zu ergattern.
Sie fragte Africa, ob Jeopardy und Peace bei ihr zu Abend essen dürften.
»Tut sich wieder etwas zwischen dir und Sam?« fragte Africa spöttisch. »Oder gibt es einen anderen?«
»Nein«, erwiderte China achselzuckend. Nicht daß sie wüßte.
»Das habe ich mir schon gedacht«, murmelte Africa. »Ist ein
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