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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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die Militärtechnik als auch Strategie und Taktik immer auf dem neusten Stand waren.
    Da war es wirklich eine Schande, daß eine derart effiziente Maschinerie sich ›im Leerlauf‹ erschöpfte. In den langen Jahren seit der Ankunft der Prophetin war die Armee der Baidee erst einmal ins Feld gezogen. Die Wesen, die mit dem Ansinnen aus den Tiefen des Weltraums gekommen waren, den Baidee ihre Lebensart aufzuzwingen, hatten ordentlich eins auf die Mütze bekommen. Anfangs hatten die Skrutatoren bei der Erwähnung der Invasion amüsiert gelächelt, doch als die Seuche ausbrach, verging ihnen das Lachen.
    Wohlwollend musterte Reticingh die exerzierenden Rekruten. »Ich habe den Damzel-Clan schon gekannt, bevor Shan, Bombi und Volsa geboren wurden«, sagte er nachdenklich. »Diese Familie zeichnet sich durch kompromißlose Objektivität aus. Deshalb hatte ich Shan auch trotz seiner Jugend für emotional stabil gehalten. Wenn er krank ist, ist das natürlich etwas anderes.«
    Damit meinte er natürlich körperlich krank. Psychische Erkrankungen wurden von den Hoch-Baidee nicht als medizinische Indikation betrachtet.
    »In der Botschaft sagt er aber, es ginge ihm gut«, gab Merthal zu bedenken.
    »Das ist vielleicht nur ein subjektiver Eindruck. Ich meine, ein Symptom des Krankseins besteht gerade darin, daß man sich gesund fühlt, obwohl man in Wirklichkeit krank ist.« Körperliche Beschwerden waren heilbar. Und manchmal verschwanden mit der Heilung körperlicher Gebrechen auch mentale ›Unpäßlichkeiten‹.
    »Was meinst du, sollen wir ihn nach Thyker zurückrufen und von den Feldschern untersuchen lassen?«
    Reticingh seufzte. Geisteskranke stellten eine ständige Herausforderung für die Baidee dar. Solange keine körperlichen Beschwerden vorlagen, konnte man nichts für sie tun. In der Peripherie von Thyker hatte man viele Heime für die ›Unkontrollierten‹ errichtet. Manche der Insassen mußten in eine Zwangsjacke gesteckt werden. Manche waren auch so gefährlich, daß sie von den anderen isoliert werden mußten; bei Selbstverstümmelung indes schritt niemand ein. Wieder andere, wie Shan Damzel, litten an Wahnvorstellungen.
    Bedächtig, wie man es die Hoch-Baidee lehrte, ließ Reticingh sich die Sache durch den Kopf gehen, wobei er die potentiellen Konsequenzen jeder Option sorgsam prüfte. »Ich würde vorschlagen, Merthal«, sagte er schließlich mit einer zufriedenen Attitüde, »daß wir einen unserer Feldscher nach Hobbs Land entsenden, damit sie unseren geliebten Sohn auf Herz und Nieren untersuchen. Der junge Dr. Feriganeh dürfte der richtige Mann sein. Es wird ihm sicher gefallen. Und du kommst natürlich auch mit.«
    »Ich?!«
    »Ich lege nämlich Wert auf deine geschätzte Meinung. Außerdem würde Shans Mutter mich samt zettle verschlingen, wenn ihm irgend etwas zustieße.«
    * * *
    Horgy Endure sicherte den ›inneren Frieden‹ seines Harems, indem er mit jeder Dame einen individuellen Termin vereinbarte, an dem sie sich seiner ungeteilten Zuwendung erfreuen durfte. Die fünfte, siebte und neunte Nacht der Zehn-Tages-Schichten verbrachte er jeweils mit einer der Trainees. Ruellin, die Blondine, hatte einen Termin für die fünfte Nacht, und sie erschien zum vereinbarten Zeitpunkt in Horgys Appartement, kurz vor der Essenszeit. Horgy hatte nämlich die Angewohnheit, einen Imbiß und ein Gläschen Wein zu sich zu nehmen, bevor er für mehrere Perioden der Nachtschicht der sexuellen Ertüchtigung frönte. Horgy war ein Meister in dieser Disziplin, und Ruellin schätzte sich glücklich, bei ihm eine Trainee-Stelle ergattert zu haben, insbesondere deshalb, weil sie sich auf diese Art auch Kenntnisse über landwirtschaftliches Produktionsmanagement aneignete.
    An diesem fünften Abend beließ Horgy es bei einem Glas Wein, was höchst ungewöhnlich war. Außerdem schien er keinen rechten Appetit zu haben.
    »Irgendwie habe ich keinen Hunger«, entschuldigte er sich.
    »Ich kann auch gehen«, sagte sie leise, wobei sie insgeheim doch hoffte, daß er sie zum Bleiben aufforderte, »wenn du dich nicht wohl fühlst.«
    »Nein, nein«, sagte er und lächelte sie an, wobei ihr schier das Herz aufging. »Setzen wir uns für eine Weile auf den Balkon. Ich muß mich einfach etwas entspannen.«
    Horgys Suite befand sich in der zweithöchsten Etage des Verwaltungsgebäudes. Nur Dern Blass residierte noch über ihm. Vom Balkon aus hatten sie einen weiten Blick über das Straßennetz und die Grünanlagen der

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