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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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involviert war. Mittlerweile war ihre Paranoia schierer Verärgerung und Frustration gewichen.
    In ihrer Not hätte sie sogar mit Spiggy als Begleiter vorliebgenommen, nur um festzustellen, daß Volsa Damzel ihr mit einer entsprechenden Einladung bereits zuvorgekommen war. Nach Aussage von Tandle Wobster, die ohnehin alles wußte, war Spiggy so Baidee-kompatibel, daß er als Sex-Partner in Frage kam, auch wenn er Eier aß und kein kamrac sein eigen nannte. Weil es sonst nichts gab, worüber sie Spekulationen hätte anstellen können, fragte Zilia sich, wie Tandle wohl von diesem interessanten Umstand Kenntnis erlangt hatte und kam schließlich zu dem Schluß, daß Tandle die Intimsphäre der beiden vermutlich mit illegalen Mitteln ausspioniert hatte.
    All diese Spekulationen und Mutmaßungen wurden indes durch das plötzliche Ableben von Horgy Endure beendet, wobei es niemanden sonderlich überraschte, daß der Exitus eingetreten war, als er sich gerade mit einer seiner Trainees vergnügte. Erst als Zilia die Blondine bei der Beerdigung sah, wußte sie, um wen es sich gehandelt hatte. Offensichtlich stand das Mädchen noch unter Schock und wurde von ihren Kolleginnen gestützt. Horgy hatte einen großen Bekanntenkreis gehabt, überwiegend Frauen, von denen viele in der Zentralverwaltung Dienst getan hatten. Zilia zog ein dezentes Kostüm an und nahm dann hinten in der Halle Platz, wobei sie hoffte, daß die Grabreden nicht allzulang dauerten. Ein junges Mädchen setzte sich neben sie, und weitere junge Leute belegten die umgebenden Plätze.
    »Ich heiße Samstag Wilm«, stellte Zilias Nachbarin sich vor und reichte ihr die Hand. »Und das ist mein Cousin Jeopardy. Wir sind uns schon in der Siedlung Eins begegnet, als Sie dort zu Besuch waren. Die anderen sind Mitglieder des Besuchskomitees, das Horgy Endure gesponsert hatte.« Samstag seufzte, wobei ihr ein paar Tränen über die Wangen kullerten. »Er war sehr freundlich zu uns.«
    »Er war zu vielen Leuten freundlich«, sagte Zilia pikiert. Sie war nämlich fast die einzige Frau in der Zentralverwaltung gewesen, für die Horgy kein zärtliches Interesse bewiesen hatte. Weder für sie noch für Tandle, obwohl Zilia nicht unbedingt den Kopf darauf verwettet hätte. In welcher Beziehung Horgy wohl zu diesem Kind gestanden hatte? »Dann besucht ihr also nur den Gottesdienst.«
    »Eigentlich sind wir wegen der Grabwache hier«, sagte Jep. »Das gehört nämlich auch zu den Aufgaben unserer Gruppe. Wir halten Nachtwache an den Gräbern der Verstorbenen. Damit ehren wir sie. Es soll eine nette Geste sein.«
    Das war das erste, was Zilia hörte. Sie hatte Horgys Innovationsbericht nicht gelesen, und obwohl Dern Blass die Verbreitung der Götter auf Hobbs Land interessiert verfolgt hatte, war von solchen Nachtwachen in den letzten Besprechungen nicht die Rede gewesen. »Am Grab?« fragte sie erstaunt. Solche Praktiken waren ihr nämlich unbekannt. Nur die Familie beziehungsweise die Leute, die damit beauftragt worden waren, betteten die Toten in ein Grab oder organisierten eine andere Art der Bestattung, falls das gewünscht war. Auf jeden Fall wurde fast nie gegen diese Baidee-Sitte, die vom ganzen System übernommen worden war, verstoßen. Die Baidee betrachteten einen Leichnam nämlich nur als eine Art Überbleibsel, einen Rückstand, um den die Gemeinschaft kein Aufhebens machen mußte. Es war Brauch, daß die Familien ihre Toten zügig, wenn auch respektvoll, unter die Erde brachten, noch bevor die Grabreden gehalten wurden.
    »Ja, am Grab. Und weil das Wetter so schön ist, bringen wir Decken mit und singen, bis die Sonne aufgeht.« Samstags Augen waren so klar wie die Wasserfälle, die vom Hochplateau herabstürzten. »Nur zur Erinnerung.«
    Zilia indes war niemand, der sich von großen Kinderaugen in ihren Bann ziehen ließ. Dies war eine weitere Verhaltensweise, die sie nicht verstand. »Ich würde euch gern begleiten«, sagte sie. »Wärt ihr mit einem Beobachter einverstanden?«
    »Ja, natürlich«, erwiderte Jep nach einem unmerklichen Zögern. »Wir würden uns freuen, wenn Sie mitkämen. Wir treffen uns zwischen zwei und drei in der Nachtschicht auf dem Friedhof.«
    Exakt um halb drei in der Nachtschicht erschien Zilia auf dem Friedhof. Der Ort befand sich in einer auf einer Anhöhe befindlichen Mulde, die durch einen mit Gebüsch und Bäumen bewachsenen Steinwall vom Komplex der Zentralverwaltung getrennt war. Zilia vernahm einen Gesang, und als sie den Wall

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