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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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noch für die ländlichen Gegenden; in den Städten ging der Trend bereits zu größerer musikalischer Raffinesse. Eine Zeitlang waren in den gehobenen Kreisen Streichquartette vom degenerierten Phansure der letzte Schrei gewesen. In einem dieser elitären Zirkel war ein phansurischer Komponist aufgetreten und hatte Königin Wilhulmias Aufmerksamkeit erregt. Worauf er von ihr beauftragt wurde, ein Werk für Gharm-Harfe und Orchester zu komponieren, das zum einen den Patriotismus der Ahabarianer stärken und zum anderen Stenta Thilions Virtuosität zur Geltung bringen sollte.
    »Zur Geltung bringen, aber nicht übertreiben«, hatte die Königin dem Komponisten beim Dinner ins Ohr geflüstert. »Sie ist keine junge Frau mehr. Vielleicht solltest du dich vorher mit ihrem Stil vertraut machen.«
    »Ma’am«, sagte der Komponist, der sich durch diesen Auftrag sehr geehrt fühlte, »sogar auf Phansure ist Stenta Thilion ein Begriff. Ich habe mich mein ganzes Leben lang mit ihrer Arbeit beschäftigt.«
    Das entsprach den Tatsachen. Stenta Thilion war ein seltenes Genie, das schon früh erkannt worden war. Trotzdem war ihr der Ruhm nicht zu Kopf gestiegen. Die Erste Symphonie für Gharm-Harfe und Orchester hatte sowohl die Zustimmung des Dirigenten als auch von Stenta Thilion selbst gefunden. Die Proben fanden in einer enthusiastischen Atmosphäre statt, und jeder, der das Werk gehört hatte, lobte es in den höchsten Tönen und vertrat die Meinung, daß nun ein neues Zeitalter in der Musik von Ahabar angebrochen sei. Es sprach für das politische Gespür des Komponisten, daß er bekannte patriotische Themen in das Werk integriert hatte – einschließlich einiger Motive, die auf die königliche Familie Bezug nahmen – und für das Talent sowie die korrekte Gesinnung der Harfenspielerin, daß sie diese Passagen mit der angemessenen Verve spielte.
    Nun waren es nur noch wenige Tage bis zum Konzert, das die Königin zusammen mit ihren Söhnen, dem Kronprinzen Ismer und den Prinzen Rals und Duke Levenar besuchen würde. Stenta verbrachte die Zeit zu Hause bei ihren beiden Töchtern, die dem Ereignis auch schon entgegenfieberten.
    »Coribee, Gern, setzt euch«, sagte Sarlia, die älteste Tochter und selbst schon Großmutter. »Setz dich, Mama-Gem. Trink deinen Tee.«
    »Du sollst mich nicht veralbern«, murmelte Stenta lächelnd. »Du sollst mich nicht veralbern.«
    »Wer ist denn hier albern? Wir sind ganz ernst, stimmt’s, Liva?«
    »Ganz und gar, Sarlia«, bestätigte ihre Schwester.
    Kichernd plazierte Stenta sich neben ihren Töchtern auf der Couch. »Ihr und ernst? Das ist genauso, als ob eine neue Sonne aufgehen würde.«
    »In ein paar Tagen wird auch eine neue Sonne aufgehen«, sagte ihre Tochter und verneigte sich. »Sie wird auf dem Konzert über der großen Künstlerin Stenta Thilion scheinen.«
    »Coribee«, sagte ihre Mutter und wurde rot, wobei ihr Teint eine zinnoberrote Färbung annahm. »Oh, coribee. Der Wille von Tchenka geschehe.« Damit drückte sie aus, daß ihr Talent nicht ihr eigenes Verdienst, sondern eine Gabe der Götter von Gharm sei.
    »Nix coribee. Und die Tchenka haben auch nur wenig damit zu tun, falls überhaupt. Du hast es durch eigene Anstrengung so weit gebracht. Zumal die Tchenka aller Voraussicht nach weit weg sind, im alten Land. Die Alten sagen, daß sie uns nicht hierher gefolgt seien.« Betrübt schüttelte Sarlia den Kopf.
    »Vielleicht sind sie mittlerweile doch gekommen«, spekulierte Stenta hinter der dampfenden Teetasse. »Vielleicht sind sie nun doch hier.« Eine Sehnsucht schwang in ihrer Stimme mit, eine Sehnsucht, die sie ihren Töchtern nicht erklären mußte. Die Tchenka waren die Geister der Vorfahren der Gharm, die Geister der Tiere des Planeten Gharm, gute Geister, Wächter. Weil der Planet Gharm schon vor langer Zeit zerstört und verlassen worden war, wußten die Gharm nicht, was mit den Tchenka geschehen war. Seit ihrer Ankunft auf Ahabar hatten die Gharm keinen spirituellen Schutz und nur wenig Güte erfahren.
    »Ich danke für meine Befreiung«, flüsterte Stenta. Es war undankbar, an die Entbehrungen zu denken, wo sie in Ahabar so freundlich aufgenommen worden war.
    »Wir beten für unsere Verwandten in der Sklaverei«, flüsterten ihre Töchter. »Coribee.«
    Es war schwer, sich seiner Freiheit zu erfreuen, wo so viele Gharm sich noch unter dem Joch der Sklaverei befanden. Stentas Großeltern war es gelungen, aus Voorstod zu fliehen. Stenta war die zweite

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