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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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wurde durch das von Westen nach Süden verlaufende Flußtal geschaffen.
    Er sah den Tempel erst, als er unmittelbar vor ihm stand. Fast wäre er gegen die Mauer geprallt. Dann war es ihm, als ob jemand zu ihm sprechen würde, und mit schlafwandlerischer Sicherheit fand er die Außentür, die zur Zentralkammer führende Gittertür und den Sockel, auf dem der Gott stand. Der Gott indes hatte ihn auch gefunden.
    Als er im Morgengrauen zu sich kam, lag er direkt vor der Außenwand der Zentralkammer auf dem Mosaikboden. Beim Aufstehen hatte er das Gefühl, daß etwas an ihm zerrte, als ob er durch einen Pelz aus haarfeinen Fasern mit dem Boden verwachsen gewesen wäre. Dieses Gefühl verursachte ihm indes keine Schmerzen. Er war sich nicht einmal sicher, ob es sich überhaupt um eine körperliche Empfindung gehandelt hatte. Genausogut hätte es rein subjektiv sein können, ein symbolischer Ausdruck der Verbundenheit mit der Welt. Alles in allem fühlte er sich nach dieser eigentlich doch ungemütlichen Nacht erstaunlich gut.
    Er trat ins Freie. Von der Anhöhe aus sah er im Süden eine mit kleinen Inseln gesprenkelte Seenkette, wo sich seines Wissens zuvor keine Seen befunden hatten. Daß die Inseln real waren, merkte er an dem süßlich-würzigen Geruch, den der Wind zu ihm herübertrug, und von seinem Standort aus erspähte er große bunte Blumen. Auf einigen Inseln standen kleine, runde Gebäude mit sanft gewölbten Kuppeldächern, wie die Brüste einer Frau.
    Ein schöner Platz, sagte er sich. Es würde sich lohnen, mit einem Nachen hinauszurudern, um den Duft der Blumen einzusaugen und die Tierwelt zu erkunden; sicher gab es auch ein schönes Plätzchen für ein Picknick, und dann konnte man vielleicht eine Frau zu einem Fick in einem dieser kleinen Gebäude überreden.
    Er fragte sich, ob Dern von den Seen wußte; natürlich wußte Dern es, sagte er sich dann. Alle wußten es. Nur daß niemand davon sprach. Die Siedler informierten das System nicht über die Existenz dieser Seen, genausowenig wie sie die anderen Welten über den Canyon westlich der Siedlung Eins, den Neuen Wald und die anderen Wunder informiert hatten. Diese Dinge betrafen nur Hobbs Land. Niemand hatte ein Interesse daran, daß die Welt von neugierigen Fremden überschwemmt wurde, die lauter Fragen stellten und das… ja was eigentlich bedrohten? Was auch immer es war.
    Bevor er sich wieder seiner Arbeit, sinnvoller Arbeit, widmete, bevor er sich wieder mit seinen Freunden von der Zentralverwaltung traf, war es also angeraten, die Thykeriten von Hobbs Land zu verabschieden, bevor sie die Gelegenheit hatten, noch weitere Nachforschungen anzustellen.
    Spiggy wollte die Hoch-Baidee so schnell wie möglich loswerden, weil sie nämlich kein Gespür für die friedliche Aura hatten, die sich allmählich auf Hobbs Land manifestierte.

 
2
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    »Morgen werden wir abreisen«, sagte Sam zu Theseus, als sie des Nachts auf einem Hügel im Tempel des Poseidon standen und Phantompferde auf den Weiden grasen sahen. »Ich möchte mit ihm sprechen. Mit Phaed. Mit meinem Vater.«
    »Und worüber möchtest du mit ihm sprechen?« fragte der Held.
    »Ich weiß nicht. Ich meine, ich frage mich immer, was ich ihm sagen könnte, aber dann ist es doch nicht das Richtige.«
    Theseus warf sein Schwert in die Luft und fing es am Griff auf. »Wir üben das. Stell dir vor, ich sei er. Was sagst du dazu?«
    Sam hatte Zweifel. »Du hast aber gar keine Ähnlichkeit mit ihm.«
    »Wart’s ab«, sagte Theseus, setzte sich auf den Hügel und schrumpfte zu einer untersetzten und massigen Gestalt zusammen. Dann schaute er Sam von schräg unten an. Er hatte Phaeds Gesicht, wie Sam es ihm beschrieben hatte; nicht einmal die Kappe fehlte. »Eh, hallo, Junge! Wo kommst du denn auf einmal her?«
    Sam war schockiert. Die Stimme und die Worte waren ihm nur zu vertraut.
    »Hallo, Dad«, sagte Sam schließlich. »Ich bin den weiten Weg von Hobbs Land gekommen, um dich zu besuchen.«
    »Das ist wirklich ein weiter Weg. Ich hatte immer gehofft, du würdest kommen, egal wo du bist.«
    »Nun, wenn du mich vermißt hast, weshalb bist du dann nicht gekommen, Dad?«
    »Wäre keine gute Idee gewesen, Junge. Ich meine, deine Mam hat mich doch verlassen, nicht wahr? Was für ein Mann wäre ich dann gewesen, wenn ich mich in ihre Privatangelegenheiten eingemischt hätte und in ihrer

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