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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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einem großen Baum und entwickelte diesen Gedanken weiter. Falls Theseus wirklich auf den Gott angewiesen war, dann hatte Sam die Gespräche, die er scheinbar mit Theseus geführt hatte, mit dem Gott geführt. Die Schlußfolgerung daraus war, daß der Gott sich als Theseus ausgegeben hatte, und der wiederum hatte sich des öfteren als Phaed Girat manifestiert. Sam war seines Wissens der einzige, der solche Gespräche geführt hatte. Anderen Leuten gegenüber hatte der Gott keine Scheinidentitäten angenommen. Nicht daß Jep oder Samstag jemals von solchen Phänomenen berichtet hätten. Weshalb trieb er dann mit ihm, Sam, solche Spielchen?
    Die Vorstellung, daß alles nur eine Schimäre gewesen sein sollte, war bedrückend. Wenn man sich zum Beispiel als Vater ausgab und das Kind den Unterschied nicht erkannte, handelte es sich dann um eine Lüge? Betrachtete der Gott Sam vielleicht als Kind, das man vor der bösen Realität schützen mußte? Hatte das ganze Spiel vielleicht nur den Zweck gehabt, ihn an eine andere Aufgabe heranzuführen?
    Und wie war es hier auf Voorstod um die Realität bestellt? Wurde hier auch nur eine Schau abgezogen, wo die Leute den Anschein erweckten, etwas Bestimmtes zu tun, wo sie in Wirklichkeit etwas ganz anderes taten? Und wieso war Phaed Girat noch nicht erschienen, um seinen Sohn zu sehen? Als Theseus seinen Part gespielt hatte, hatte Phaed es kaum erwarten können, ihn zu sehen. Allerdings war das auch nicht Phaed gewesen, sondern der Gott, der sich als Theseus ausgegeben hatte, der sich seinerseits…
    »Phaed Girat war in den Plan, Maire nach Voorstod zurückzuholen, nicht eingeweiht«, sagte Jep, nachdem er und Samstag von der Beerdigung zurück waren und die Rede auf Phaed kam. »Er wußte auch nichts von meiner Entführung. Als er euch auf dem Konzert sah, wurde er wütend. Überrascht und wütend.«
    »Er wußte es nicht?« fragte Sam, wobei er sich im selben Moment in der Überzeugung bestätigt sah, daß Phaed selbst nur ein Opfer war. »Er wußte es nicht«, rief er triumphierend.
    »Er wußte es nicht«, bekräftigte Jep. »Aber dennoch ist er einer von ihnen, Sam. Wirklich.«
    Das hörte Sam schon nicht mehr. Er lächelte befreit. Jep befingerte die Halskrause und fragte sich, ob sie jemals wieder freikommen würden. Wenn sie solange überlebten, bis der Tchenka gehoben wurde, dann hatten sie eine reelle Chance. Vorausgesetzt, er entfaltete in Voorstod die gleiche Wirkung wie auf Hobbs Land. Vorausgesetzt, die Voorstoder waren nicht immun. Vorausgesetzt, sie überlebten so lange.
    Samstag teilte seine Befürchtungen und sorgte sich gleichzeitig um Sam, der einen völlig ruhigen Eindruck machte. »Er ist verrückt«, hatte Africa gesagt. »Vielleicht tut er etwas Verrücktes.« Angst, so sagten Jep und Samstag sich, wären der Lage eher angemessen gewesen als fatalistische Gelassenheit.
    Gegen Ende des zweiten Tages erschien Mugal Pye und forderte Samstag auf, einen Brief an Kommandeur Karth zu schreiben. Sie sollte ihm mitteilen, daß man sie zu Tode vergewaltigen würde, falls die Blockade nicht unverzüglich aufgehoben wurde.
    Seit der Einreise nach Voorstod hatte Samstag versucht, ihre Angst unter Kontrolle zu halten. Seit dem Begräbnis in Sarby hatte sie sogar neuen Mut geschöpft, als ob der im Entstehen begriffene Gott die Wirkung der göttlichen Substanz, die schon in ihr enthalten war, noch verstärkte. Sie hatte beschlossen, sich nicht von irgendwelchen Drohungen beeindrucken zu lassen, und seien sie noch so fürchterlich. »Nein«, erteilte sie Mugal Pye mit fester Stimme eine Absage. »Nein.« Dann versagte ihr die Stimme.
    Sam legte ihr die Hand auf die Schulter und sah Pye durchdringend an; nun hatte seine Präsenz in diesem Konflikt eine neue Rechtfertigung erfahren. »Wenn du Karth einen derartigen Brief schickst, wird die Armee von Ahabar sofort losschlagen. Bisher haben sie sich nur in Geduld geübt, weil Maire Manone sie darum gebeten hat; sie möchte weiteres Blutvergießen vermeiden. Wenn ihr diesem Kind jedoch etwas antut, dann wird die Armee nicht länger tatenlos zusehen. Wenn ihr die Lage nicht verschärfen wollt, haltet euch an die Vereinbarungen. Laßt uns gehen, und Maire Manone wird kommen.«
    »Ich spreche mit dem Mädchen!« blökte Pye.
    »Und ich spreche mit dir«, brüllte Sam in der gleichen Lautstärke.
    Derweil hatte Samstag sich wieder gefangen. »Macht mit mir, was ihr wollt, aber ich werde nichts schreiben.«
    Wutentbrannt verließ

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