Monströse Welten 2: Hobbs Land
gesungen hatte; also ist das nicht der Grund. Eigentlich geht es nur darum, daß ihr keine Voorstoder seid. Jeder Fremde ist des Teufels: ihr, das Volk von Ahabar, das Volk von Phansure, alle. Und wir von der Sache werden den Teufel vernichten. Wir sind die einzig wahren Gefolgsleute Gottes. Wir sind im Besitz der Wahrheit. Sie wurde uns vor langer Zeit offenbart, auf Menschenheimat.«
»Aber die Frauen verhalten sich anders als ihr«, wandte Samstag ein. »Und die Priester sind auch nicht wie ihr.«
»Die Priester sind Abkömmlinge eines anderen Stammes. Sie wurden zusammen mit uns vertrieben. Unsere Führer waren Voorstod und die Propheten. Sie schlossen einen Kompromiß. Sie ließen die Priester am Leben, doch am Jüngsten Tag, wenn die Sache vollbracht ist, werden wir alle Priester töten. Und an jenem Tag werden die Frauen in die Verbannung geschickt, wie die Weiber des Propheten, und sie werden keine Priester mehr brauchen.« Preu seufzte. »Denkt nicht zu schlecht vom Awateh. Er ist nur ungeduldig. Er stirbt. Er hat das ganze Leben auf diesen Tag gewartet, und er möchte ihn noch erleben.«
Jep glaubte sich verhört zu haben. »Er will wirklich jeden töten, außer seinem eigenen Volk?«
»Sprich nicht so von ihm«, sagte Preu tadelnd. »Sein Wille ist auch unser Wille.« Seine Stimme war rauh, und er atmete schwer.
»Glaubst du etwa auch daran?«
»Natürlich glaube ich daran. Schließlich ist es meine Sache, wie es schon die Sache meines Vaters und Großvaters war. Schon damals auf Menschenheimat hatten wir die Ungläubigen getötet.« Er sah Samstag mit leerem Blick an, als ob er sich mit diesen Worten selbst in Trance versetzt hätte. Er stimmte einen Singsang an: »Wir haben viele getötet. Unsere Schlächter brachen in die Schafherden ein und schnitten ihnen die Kehle durch. Wir haben sie in alle Winde zerstreut. Wir haben sie auf den Weltmeeren niedergemetzelt. Wir haben sie als Geiseln genommen und von mächtigen Ländern Lösegeld erpreßt. Doch böse Männer zogen gegen uns in großer Zahl und trieben uns in die Wildnis…« Er schwelgte im Rausch der Erinnerung.
Samstag versuchte, die Fassung zu bewahren. Sie haßte ihn. Sie haßte das, was er sagte und wofür er stand. In ihren Augen war er das personifizierte Böse, genauso wie die Propheten und seine Kumpane. Zwischen ihnen gab es nicht den Hauch einer Gemeinsamkeit. Sie wollte ihn töten und wußte doch, daß sie dazu nicht fähig war. Sie stand innerlich in Flammen, und das, was von Birribat Shum in ihr war, reichte nicht aus, den Schmerz zu lindern.
»Was werdet ihr tun, wenn Ahabar einmarschiert?« fragte Jep, nachdem Preu den Monolog beendet und sich wieder halbwegs beruhigt hatte.
»Ahabar wird nicht einmarschieren«, behauptete er. »So sagen die Propheten. Der Allmächtige Gott hat es ihnen gesagt.«
Der Gleiter landete neben einer Sperre an der Südgrenze von Skelp. Sie waren kaum ausgestiegen, als Maire auch schon auf sie zueilte.
»Sie haben Sam dabehalten?« flüsterte Maire schockiert.
»Sie sagten, Phaed wolle ihn kennenlernen. Wir haben Sam in Sarby zurückgelassen. Sie sagten, du würdest auch kommen, wenn sie Sam haben.«
»Oh, diese bösen Männer!« Maire faßte Samstag an der Schulter. »Ihr hattet Erfolg?«
»In Selmouth und in Sarby hatten wir Erfolg«, sagte Samstag. »Den Rest haben wir den Gharm überlassen. Sie wissen, was zu tun ist. Als nächstes sind Wolke und Scaery an der Reihe. Dann die anderen Orte. Sie arbeiten so schnell wie möglich. Aber es wird trotzdem eine Weile dauern, Maire. Wir haben unser Bestes getan.«
»Dann ist das Risiko für Sam und mich also kalkulierbar«, sagte Maire nachdenklich. »Vielleicht schaffen wir es.«
»Die Propheten werden dich vielleicht töten, Maire. Sie suchen nämlich ein Opfer!«
»In Voorstod lauert der Tod an jeder Straßenecke. Wenn ich nicht gehe, werden sie Sammy sicher umbringen, und er ist doch mein Sohn.«
»Sie werden verlangen, daß du singst.«
»Ich bin beim Arzt gewesen. Er hat eine Wucherung im Hals festgestellt. Entweder glaubt Phaed es mir so, oder ihre Ärzte bestätigen es. Vielleicht gewinne ich dadurch Zeit. Und dann ist da noch die Blockade…« Ihre Stimme erstarb. »Ich habe die Königin überredet, mit der Invasion noch zu warten, aber sie wird langsam ungeduldig. Außerdem habe ich mit Kommandeur Karth gesprochen. Er wird versuchen, mäßigend auf sie einzuwirken. Die Armee darf nicht in Voorstod einmarschieren. Noch nicht.«
»Du
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