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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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auch für ein Geschenk, bis er dann den Haken spürt. Nur daß die Bewohner von Hobbs Land den Haken bisher noch nicht gespürt haben.«
    »Was veranlaßt dich zu der Annahme, diese sogenannten Götter seien gefährlich?«
    »Zum einen glaube ich nicht, daß es sich bei ihnen überhaupt um ›Götter‹ handelt«, erwiderte Shan. »Ich bin sicher, daß sie Teile eines Ganzen sind. Auf jeden Fall existierte dieses Ganze noch, als der Planet besiedelt wurde. Als es starb, stieß es einen Samen oder dergleichen ab, aus dem sich dann die Ableger entwickelten. In jeder Siedlung gibt es einen dieser kleinen Tempel, als ob die Leute nur darauf gewartet hätten, daß sich auch bei ihnen ein solcher Ableger entwickelte. Sogar die Zentralverwaltung hat ihren eigenen Tempel. Vielleicht gibt es mittlerweile schon Klone der Siedler.«
    »Aber du sagtest doch, sie seien gefährlich«, sagte Churry.
    »Oh, da will ich mich nicht festlegen«, erwiderte er mit kaum gezügeltem Sarkasmus. »Meiner Ansicht nach gibt es drei Möglichkeiten. Vielleicht ist es gutartig. Vielleicht ist es neutral. Vielleicht ist es gefährlich. Wie will man die Alternativen gewichten? Es gibt nämlich mehr Kreaturen, die andere Kreaturen fressen als Kreaturen, die das nicht tun.« Er kicherte hysterisch.
    Churry warf ihm einen Blick wie ein Peitschenhieb zu. »Nimm dich zusammen, Damzel. Du redest Unsinn. Erst hast du gesagt, es sei eine Art Gemüse, das nur auf Hobbs Land vorkommt.«
    »Das stimmt doch auch. Solange es nur auf Hobbs Land vorkommt, kann man in aller Ruhe abwarten. Aber wenn es sich von Hobbs Land aus weiter ausbreitet…«
    »Hältst du das denn für möglich?«
    »Ich glaube, es hat sich schon ausgebreitet.«
    Churry lehnte sich zurück. »Interessant.« Er tippte rhythmisch mit den Fingern auf den Stiefel.
    »Ich glaube, es ist jetzt auch auf Ahabar. Ich glaube, jemand hat Samen von Hobbs Land nach Ahabar gebracht.«
    »Und weshalb?«
    »Weshalb man es getan hat oder weshalb ich es vermute?«
    »Weshalb du es vermutest.«
    Shan schneuzte sich. Seit dem Aufenthalt auf Hobbs Land litt er an chronischem Schnupfen. »Weil jeder wußte, daß der Mörder von Stenta Thilion – sogar ich wußte, wer sie war – aus Voorstod kam. Die Mobilmachung der Armee und die Verhängung der Blockade wurden allgemein begrüßt. Voorstod ist ein Geschwür am Hintern der Zivilisation, und alle waren bereit, es herauszuschneiden. Wir hatten eigentlich damit gerechnet, daß Ahabar einmarschieren würde.«
    »Und?«
    »Nichts ›und‹. In einer Nachrichtensendung wurde Wilhulmia Willensschwäche vorgeworfen. In einer anderen Nachricht hieß es, daß sie das Massaker an den Gharm nicht verantworten wollte, das im Falle einer Invasion von Voorstod stattgefunden hätte.«
    »Und?«
    »Nichts ›und‹, Churry. Nun ist bereits ein halbes ahabarianisches Jahr vergangen, und die Blockade besteht noch immer, und es herrscht eine verdammte Friedhofsruhe. Das riecht förmlich nach Gemauschel hinter den Kulissen. Du hast schon so viel von den Voorstodern gelesen, um dir ein Bild von ihnen zu machen. Glaubst du wirklich, sie hätten über ein halbes Jahr stillgehalten?«
    »Und du glaubst nun, jemand hätte Göttersamen von Hobbs Land nach Voorstod gebracht und ihn dort ausgesät, eh? Das ist doch nur eine Vermutung.«
    »Nicht ganz.« Shan kicherte, riß sich dann aber zusammen. »Gleichzeitig mit uns hatten auch einige Siedler von Hobbs Land den Planeten verlassen. Zu dieser Gruppe gehörten unter anderem der Topman der Siedlung Eins – seit über dreißig Jahren zufällig auch der Standort des Erloschenen Gottes –, seine Mutter und ein junges Mädchen, das ich in der Siedlung singen gehört hatte. Die drei hatten diesen entschlossenen, aber auch bedrückten Gesichtsausdruck, der mich immer an einen gefährlichen militärischen Auftrag erinnert. Man muß es einfach tun. Man will den Auftrag zwar ausführen, aber andererseits will man auch nicht dabei umkommen, was durchaus möglich ist. Also macht man sich in dieser Stimmung aus Niedergeschlagenheit und Entschlossenheit auf den Weg, angetrieben allein durch den Willen. Genau diesen Ausdruck hatte ich in den Gesichtern der Frauen gesehen.«
    »Und?«
    »Ich will damit sagen, daß hier kein Bauerntölpel mit seiner Mutter und Tochter einen Verwandtenbesuch unternommen hat. Die drei hatten ein großes Ziel vor Augen, zumindest die Frauen. Also habe ich ein wenig recherchiert und Fragen zu einem Tempel auf dem Gelände

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