Monströse Welten 2: Hobbs Land
ihnen, ohne etwas verstanden zu haben.
Die meisten nahmen ihre Ausrüstung überhaupt nicht mit. Die Wachen und die Repräsentanten des Büros für Umwelt- und Naturschutz zuckten bloß die Achseln. Ob nun die Porsa oder die Propheten draufgingen, eins war so gut wie das andere, wollten sie damit ausdrücken. Es gehörte nicht zu ihrem Auftrag, sich um Voorstoder zu kümmern, welche die Sicherheitsbestimmungen mißachteten.
Also lernten die Voorstoder es auf die rauhe Art. Die Herden blieben zum größten Teil zusammen, doch einige Tiere, die noch durch die Transmitterpassage desorientiert waren und zudem durch den Duft frischer Kräuter angezogen wurden, lösten sich von der Herde und liefen den Hügel hinab. Die Hirten folgten ihnen. Obwohl das Hochland südlich der Station in die Ebene überging, fiel es an der Station selbst steil ab. Die Grenze war also deutlich markiert. Die Tiere wurden noch schneller und überquerten die gelbe Linie. Alle Hirten, bis auf einen, blieben sofort stehen. Dieser eine indes hatte die Warnungen ignoriert und rannte hinter den Tieren her, als ob es sich um ein Spiel handelte.
Sämtliche Voorstoder wurden Zeugen des darauffolgenden Vorgangs. Außerdem hörten und rochen sie es.
Mit düsterem Blick stöpselte der Prophet die Nasenfilter ein, wenn auch etwas verspätet. Seine Söhne scharten sich schutzsuchend um ihn.
»Wir können… wir können hier nicht leben«, sagte der älteste.
»Wir können hier leben«, sagte der Awateh laut, »zumindest für eine gewisse Zeit.« Dann gab er mit lauter Stimme Anweisungen. Die Tiere wurden in die dafür vorgesehenen Pferche getrieben. Dann wurden die großen schwarzen Zelte aufgeschlagen, die für die Männer zuerst, danach die für die Frauen. Dort, wo die Pferche errichtet worden waren, hatte das Hochland einen Durchmesser von einer Meile. Der Gestank der Porsa stieg den Voorstodern noch immer in die Nase, wenn auch nicht mehr gar so penetrant. Sie sahen die schwabbelnden Formen und hörten ihre Schreie, die jedoch durch die Entfernung gedämpft wurden.
Die Leute sammelten Holz und machten Feuer. Dann bereiteten sie Essen zu. Der Awateh saß derweil mit seinen fünfzehn Söhnen, von denen der jüngste noch keine zwanzig war, in einem Zelt.
»Auf dem Mond Enforcement befinden sich zwei Gläubige«, eröffnete der Awateh eine Litanei, die allen schon zur Genüge bekannt war.
»Lobet den Allmächtigen Gott«, sagten seine Söhne.
»Halibar Ornil ist der Diener Gottes. Altabon Faros ist der Diener Gottes. Bevor wir Voorstod auf Ahabar verließen, erhielten wir von diesen Gläubigen die Nachricht, daß die Zeit gekommen sei. Die Armee von Enforcement wird in den Dienst Gottes gestellt.«
Sie gerieten in ekstatische Wallung. »Wann?« fragte der älteste Sohn atemlos.
»Sobald wir der Armee von Enforcement das Wort Gottes nahegebracht haben.« In der Vorstellung des Awateh war die Armee von Enforcement eine Art himmlischer Heerschar, die nur auf den Befehl zum Angriff wartete. Doch im Grunde wußte er, daß dem nicht so war. Der letzten Meldung zufolge hatten Ornil und Faros noch nicht einmal ein Prozent der Armee umprogrammiert. Nachdem der bewußtlose Kommandeur seinen Zweck erfüllt hatte, hatten sie sich seiner auf eine Art entledigt, die auf einen natürlichen Tod hindeutete. Sein Nachfolger indes schien die Devise zu befolgen, daß neue Besen gut kehren; er inspizierte jeden Winkel, ging die Direktiven durch und überprüfte, ob sie auch befolgt worden waren. Ornil und Faros waren unverdächtig und widmeten sich weiterhin dem Großen Werk, wobei sie allerdings nichts überstürzten und alles vermieden, was vielleicht Verdacht erregt hätte. In Anbetracht der Größe der Armee auf Enforcement hatte der Awateh beschlossen, sofort loszuschlagen. Ein Prozent sollte für den Anfang genügen.
»Dann müssen wir es hier also nur für kurze Zeit aushalten«, sagte der älteste Sohn optimistisch.
Der Prophet nickte. »Nicht für lange.«
»Wohin?« fragte der jüngste Sohn verwegen. In einer Kultur, die dem Senioritätsprinzip huldigte, hatte er sich bisher immer im Hintergrund gehalten. »Wohin werden die Soldaten geschickt, Vater? Nach Phansure?«
Viele in dem schwarzen Zelt sahen den Awateh nun zum erstenmal lächeln.
»Als wir die verräterische Gharm in Ahabar bestraften, wurden wir von drei Leuten geschmäht«, sagte der Prophet. »In zwei Fällen liegt ein schweres Vergehen vor, denn sie sind von unserem Blut, Apostaten, die
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