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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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dabei übersehen, daß Töten manchmal auch ein Gnadenakt ist; doch für den Krieg haben sie sich eine Option offengehalten, denn sie lieben den Krieg. Ich bin über alles informiert. Wir Frauen sind über alles informiert.«
    Er schaute sie für einen langen Moment an, wobei ihm bewußt wurde, daß sie die Wahrheit gesprochen hatte. Dann setzte er sich neben ihr auf den Boden. »Das wollte ich damit wohl ausdrücken. Während die Leute in meinem Umfeld versuchten, Lösungen für den jeweiligen Einzelfall zu finden, war ich auf der Suche nach der absoluten Antwort. Und während Maire starb, war ich noch immer auf der Suche nach dem einen perfekten Ding. Weshalb hatte ich es nicht gesehen? Weshalb hatte ich die Bedrohung nicht erkannt? Weshalb hatte ich es erst dann bedauert, als es schon zu spät war?«
    Sie legte den Arm um ihn. »Du hast die Antworten immer bei mir gesucht, Samasnier Girat. Ich hatte mir geschworen, mich nie wieder mit dir einzulassen, weil du mich ständig mit diesen Fragen bedrängt hattest. Und nun suchst du wieder bei mir nach Antworten. Sam, ich weiß es nicht. Ich kenne die Antwort nicht.«
    »Aber ich muß sie wissen«, sagte er mit ruhiger Stimme. »Es ist in mir verwurzelt, China Wilm. Ich bin damit geboren worden, und der Gott hat es nicht entfernt. Hätte er es nicht beseitigt, wenn es sinnlos oder gar zerstörerisch wäre? Hätte der Gott mich nach Voorstod gehen lassen, wenn er keinen Nutzen darin gesehen hätte? Vielleicht bin ich auf eine erfolglose Suche programmiert. Vielleicht habe ich einen Schuldkomplex wegen Maires Tod. Vielleicht lodert der Zorn in mir so heiß, daß er nicht besänftigt werden kann.« Seufzend umarmte er sie.
    »Phaed Girat lebt. Mein Vater. Der Mörder meiner Mutter. Er, der mit den anderen blutigen Legenden zurückgelassen wurde. Aber es ist noch nicht vorbei zwischen uns.«
    »Sam«, rief sie. Seine Worten hatten wie ein Paukenschlag geklungen.
    »Sam«, sagte er. »Der noch mindestens eine Antwort finden muß.«
    Er küßte sie und ging. Sie schaute ihm weinend nach. Sie befürchtete weniger, ihn zu verlieren, sondern daß er sich selbst verlor. Als ob da etwas in ihm wäre, das nicht einmal der Gott Birribat Shum besänftigen konnte – oder wollte.
    * * *
    Am dritten Tag nach dem Massaker auf Hobbs Land wurde Howdabeen Churry aufgespürt und den Skrutatoren zum Verhör vorgeführt. Obwohl er von Shan Damzel eindeutig identifiziert worden war, leugnete er zunächst jegliche Beteiligung an der Tat.
    Auf die Frage, wo er sich vor drei Tagen aufgehalten habe, sagte er: »Wir hatten vor einigen Tagen eine Übung. Ein paar meiner Männer sind verschwunden. Daraufhin habe ich eine Suchaktion durchgeführt.« Howdabeen hatte wirklich eine Suchaktion durchgeführt, nur daß der Anlaß ein anderer gewesen war.
    »Kennst du einen Nonginsaree Hoven?«
    »Natürlich. Er ist einer meiner Männer.«
    »Er wird aber nicht vermißt?«
    »Nein.«
    »Hoven befindet sich auf Hobbs Land.«
    »Was, um alles in der Welt, tut er denn dort?«
    Nachdem Churry informiert worden war, daß der Soldat Hoven in einer Zelle des Gefängnisses der Zentralverwaltung angekettet war, schüttelte er nur den Kopf und weigerte sich, weitere Fragen zu beantworten. Reticingh und die anderen Skrutatoren hatten keine religiös korrekte Handhabe, ihn zu weiteren Aussagen zu zwingen. Sie durften sein Bewußtsein nicht manipulieren, so nötig Churry das auch gehabt hätte, wie Reticingh seiner Schwester bei einem frugalen Mahl eröffnete. Andererseits war Churrys Geständnis auch gar nicht erforderlich, um ihn der Verschwörung gegen den System-Frieden für schuldig zu befinden.
    Churrys Strategie, wenn man sie denn als Strategie bezeichnen wollte, hatte darin bestanden, Gras über die Sache wachsen zu lassen; das hätte auch funktioniert, wenn es den verdammten Siedlern von Hobbs Land nicht gelungen wäre, eine Funkverbindung einzurichten, mit der Churry nicht gerechnet hatte und die ihm auch jetzt noch schier unglaublich vorkam. Er hatte abwarten wollen, bis die Sache Schnee von gestern war und die Gemüter sich beruhigt hatten. Der einzige Tatbestand, bei dem die Baidee die Todesstrafe verhängten, war Bewußtseinsmanipulation, aber andere Schwerverbrechen wurden mit langjährigen Haftstrafen geahndet. Churry hatte sich bereits damit abgefunden, viele Jahre, wenn nicht gar den Rest seines Lebens in einer Strafkolonie in der südlichen Wüste zu verbringen. Wenn er die Angelegenheit indes

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