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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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um irgend etwas«, sagte er und verzog das Gesicht. »Aber ich weiß noch nicht genau, worum.«
    Das verstand sie nicht. »Was könnte das denn sein, Sam?« fragte sie nach einiger Zeit im Flüsterton.
    »Ich weiß nicht.« Er hob die Hände und betrachtete die Handflächen, als ob sie die Antwort bereithielten. »Ich bin aus einem ganz bestimmten Grund nach Voorstod gegangen, China. Mein Motiv kenne ich. Aber weshalb durfte ich gehen? Als Beschützer von Samstag und Jep wurde ich jedenfalls nicht gebraucht. Sie hätten es wahrscheinlich auch ohne mich geschafft. Was sollte ich also dort?«
    »Vielleicht hatte dein bloßer Wille, dorthin zu gehen, schon genügt, Sam. Du wolltest deinen Vater kennenlernen und herausfinden, was für ein Mensch er wirklich ist.«
    Darauf erwiderte er zunächst nichts. »Ich habe das Gefühl«, sagte er schließlich, »daß dort Dinge vorgehen, von denen ich nichts weiß. Dinge, die ich nie wahrgenommen habe. Als ob ich mein ganzes Leben lang auf einer anderen Welt gelebt hätte.«
    »Welche Dinge könnten das sein, Sam?« fragte sie mit sanfter Stimme.
    »Nun, da wäre einmal die Sache mit Maire. Um Jep zu retten, hat sie sich in Phaeds Hände begeben, obwohl sie wußte, daß sie damit ihr Leben aufs Spiel setzte. Gotoit Quillow hat einen Soldaten mit einem Stein angegriffen, um Willum R. das Leben zu retten. Maire ist gestorben und Gotoit hat überlebt, aber beide taten das gleiche. Wie viele Millionen Frauen sind im Laufe der Jahrtausende wohl bei dem Versuch gestorben, ihre Kinder oder sich selbst zu beschützen?«
    »Viele, nehme ich an. Und sicher auch viele Männer.«
    »Frauen werden in den Legenden praktisch nicht erwähnt, China. Die Legenden sind meine Welt, und Frauen kommen dort nicht vor. Keine einzige.«
    China wußte das auch. Sie schwieg.
    »Mein ganzes Leben lang, China, habe ich nach dem Einmaligen Wunder gesucht.« Er stand auf und lief auf der Veranda herum, wobei er sich die Haare raufte. »Ich habe diese Geschichten in Buchform gebracht, um die gedruckten Worte zu sehen und mich in die Gedankenwelt unserer Vorväter hineinzuversetzen. Ich hoffte, auf jeder Seite das Einmalige Wunder zu finden. In den Legenden wird immer nach dem Einmaligen Wunder gesucht. Der Heilige Gral. Das Zauberschwert. Die entführte Frau. Der Magische Ring. Das Wunderbare Juwel. Das Ewige Leben. Die Wiederkehr des Sommers. Der Thron. Die Krone. Der Goldene Bogen. Was auch immer. Immer suchen sie dieses ganz besondere Ding. Die Antwort. Die letztgültige Antwort.
    Das war auch der eigentliche Grund, weshalb ich nach Voorstod gegangen bin. Ich glaubte, ich würde es dort finden, gemeinsam mit Dad. Ich dachte, es wäre eines der Dinge gewesen, die Maire dort zurückgelassen hatte.«
    »Bist du denn sicher, daß es ein Einmaliges Wunder überhaupt gibt, Sam?«
    »Weshalb sehnen wir uns danach, wenn es keines gibt? Weshalb suchen wir danach? Weshalb…?«
    Sie sah ihn kopfschüttelnd an. Nun fühlte sie sich wieder so wie damals, als er sie mit Fragen bestürmt hatte. »Wir suchen nicht danach, Sam. Ich nicht. Africa nicht. Sal auch nicht. Ich glaube, das gilt für die Frauen überhaupt. Wir haben einfach nicht die Zeit dafür. Für uns sind viele Dinge wichtig. Es gibt viele Antworten, nicht nur eine. Es sind die Männer, die auf alles eine einzige Antwort haben wollen. Sie erlassen ständig Gesetze, als ob sie auf der Suche nach einem Universalgesetz wären, das jedem Einzelfall Gerechtigkeit widerfahren läßt. Aber das ist unmöglich. Ich glaube, daß die Männer verrückt sind. Anstatt Lösungen für reale Probleme zu finden, begeben sie sich auf diese sinnlose Suche. Sie werfen sich in Positur, fuchteln mit ihren Waffen herum und stoßen Schlachtrufe aus. Sie sagen, sie seien auf der Suche nach etwas Höherem, aber am Ende steht immer der Schmerz, nicht wahr?«
    »Ich weiß nicht…«
    »Zum Beispiel die Gesetze, die sie erlassen. Es sind fast immer nur Männer, die Gesetze machen, absolute Gesetze, die den Einzelfall nicht berücksichtigen. Und besonders gern erlassen sie Gesetze für Frauen und Kinder, um uns dadurch unserer Identität zu berauben. Oft sind die Gesetze ungerecht und verursachen großes Leid. Aber die Männer stellen das Gesetz über die Gerechtigkeit, denn ein pauschales Gesetz zu erlassen ist einfach, doch der Gerechtigkeit muß jedesmal von neuem Genüge getan werden, und das ist schwierig. Wie diese Hoch-Baidee auf Thyker, die Gesetze gegen das Töten erlassen und

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