Monströse Welten 2: Hobbs Land
unabhängig von der Schule, die sie besucht hatten. Und wohlhabende Pflanzer waren besonders angesehen.
Die Pseudo-Pflanzer hatten ihre Kinder wie Ahabarianer erzogen und sie schließlich ›auf ein Internat‹ geschickt. Dieses ›Internat‹ befand sich in Voorstod, in der Zitadelle der Propheten. Irgendwann kehrten die Söhne dann zurück und gründeten ihrerseits eine Familie, während die Töchter indes nicht wiederkamen. Schließlich war auch nicht zu erwarten, daß die zur völligen Selbstaufgabe erzogenen Frauen, wie sie von den Gläubigen gebraucht wurden, sich in aller Öffentlichkeit zeigten. Dann wurde die zweite Generation von Ehefrauen und Müttern unter den Ahabarianern rekrutiert.
Silene Faros war eine von ihnen gewesen.
Bei Faros und Ornil handelte es sich nun um das Endergebnis all dieser Bemühungen, zwei Quasi-Ahabarianer, die auf Enforcement Karriere gemacht hatten. Faros und Ornil hatten beide makellose Personalakten und einen Rattenschwanz an Referenzen.
Auch wenn der Prophet angeblich alles hören wollte, diese Vorgeschichte bestimmt nicht; also beschränkte Faros sich auf seine eigene Biographie.
»Vor zehn Jahren bekam ich eine Stelle auf Enforcement; zuvor hatte ich nach dem Abschluß der Akademie in Fenice fünf Jahre in der Armee von Ahabar gedient«, trug er mit ausdrucksloser Stimme vor. Man mußte nämlich immer damit rechnen, daß der Awateh ohne ersichtlichen Grund einen Tobsuchtsanfall bekam. »Die Anhänger der Sache hatten mir bereits den Weg geebnet, indem sie einige Mitarbeiter des Personalbüros von Enforcement bestochen und so dafür gesorgt hatten, daß ich eingestellt wurde und einen geeigneten Posten erhielt. Anfangs war mein Rang noch zu niedrig, um an die von der Sache benötigten Informationen zu kommen, doch ich durchlief die Laufbahn in der schnellstmöglichen Zeit, wobei jede Beförderung von meinen Brüdern arrangiert wurde. Vor zwei Jahren wurde ich dann zum Oberstleutnant befördert; diesen Rang muß man mindestens bekleiden, um Zugang zu den Geheimdokumenten von Enforcement zu erhalten.« Er leckte sich die Lippen. Er hatte Durst, wagte es aber nicht, um Wasser zu bitten.
»Zu jener Zeit wurde deine Familie auch aus Sicherheitsgründen hierher gebracht«, sagte der Prophet schnurrend.
»Das ist richtig, Eure Heiligkeit.« Dabei hatte man ihm verschwiegen, daß seine Familie in die Zitadelle gebracht werden sollte. Silene und die Kinder lebten auf Ahabar, und wenn er Urlaub hatte, besuchte er sie dort. Von Voorstod hatte er Silene jedoch nichts erzählt. Im Grunde hatte er ihr nie etwas erzählt. Auf der Plantage in Ahabar hatte sie ein sicheres und glückliches Leben geführt. Es hätte also keinen Grund gegeben, sie und die Kinder von dort wegzuholen. Und doch hatte dieser alte… Seine Heiligkeit sie entführt und hierher gebracht!
»Ich wollte nur gewährleisten, daß keine unnötigen Verzögerungen mehr eintreten«, sagte der Prophet mit sanfter Stimme und nippte an seinem Getränk.
Faros, der nur zu gut wußte, welche Gefahr dieser Tonfall implizierte, stockte der Atem. Nachdem er sich wieder gefangen hatte, sagte er: »Ich hatte mich mit den Mobilmachungsprozeduren der Streitkräfte von Enforcement vertraut gemacht, sobald ich die Gelegenheit dazu bekam.«
Er hatte fast ein ganzes Jahr benötigt, um sich einen Überblick über die gesamte Einsatzplanung zu verschaffen. »Zuerst muß der Ständige Rat mit einer Zweidrittelmehrheit seiner einundzwanzig Mitglieder die Mobilmachung verbindlich beschließen. Dann bringt der Oberkommandierende der Streitkräfte den Beschluß persönlich nach Enforcement, wo er von seinen zwei Stellvertretern verifiziert wird. Dann nimmt der Oberkommandierende den Schlüssel…«
»Schlüssel?« fragte der Prophet, als ob er Faros’ Ausführungen nicht verstanden hätte. Aber er wußte Bescheid. Er war bereits instruiert worden.
»Ein Gerät, in dem sein Gehirnwellenmuster gespeichert ist. Damit aktiviert der Kommandeur eine bestimmte Schaltfläche auf dem Mond Enforcement. Hinter dieser Fläche befindet sich ein Steuergerät, dem der Oberkommandierende und die beiden Vizekommandeure simultan einen Befehl erteilen. Mittels dieses Befehls werden die Sperren aufgehoben, und die Armee kann nach Belieben programmiert werden.
Es versteht sich, Eure Heiligkeit, daß viele dieser Prozeduren lediglich rituellen Charakter haben. Deshalb mußten wir im Grunde nur den Schlüssel und den Oberkommandierenden in unsere Gewalt
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