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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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bringen, dazu eine Aufzeichnung des von den drei Offizieren simultan artikulierten Codes. Er lautete: ›Sesam öffne dich.‹ Dieser Code weist eine mir unbekannte Konnotation auf. Auf jeden Fall gehört diese Wortfolge nicht zum alltäglichen Sprachgebrauch der drei höchsten Militärs.
    Dennoch war es leicht, den Code in Erfahrung zu bringen. Die Kombination ›Öffne dich‹ bekamen wir sofort von allen drei Offizieren. Ich nahm mir zwei der Männer vor, und Ornil kümmerte sich um den dritten. Das andere Wort mußten wir aus Phonemen rekonstruieren, was etwas länger dauerte, doch schließlich waren wir bereit für die Aufnahme.« Faros leckte sich die Lippen. Sie waren so dicht dran gewesen, so verdammt dicht dran.
    »Wir haben zur Kenntnis genommen, daß der Erfolg kurz bevorstand.«
    »Das ist richtig, Eure Heiligkeit.«
    »Aber dann habt ihr eine Verzögerung gemeldet. Verzögerungen bedürfen einer Begründung«, verlangte der Prophet mit harter, eisiger Stimme.
    »Wir wollten die Erfolgsmeldung schon absetzen, als Vizekommandeur Thees plötzlich seines Kommandos enthoben wurde.«
    »Hättet ihr den Schlüssel nicht schon benutzen können, bevor er weggeschickt wurde?«
    »Er wurde nicht ›weggeschickt‹, Eure Heiligkeit. Als es geschah, befand er sich auf einem Bankett auf Authority, und er ist nicht mehr zurückgekommen. Der Oberkommandierende hatte auch an dem Bankett teilgenommen, und deshalb kamen wir nicht an ihn heran. Und als der Kommandeur zurückkehrte, hatte Authority das Paßwort bereits geändert; erst dann erfuhren wir von dem Zwischenfall.«
    »Zwischenfall?«
    »Die Sache hatte nichts mit Thees’ Tätigkeit auf Enforcement zu tun. Beim Bankett auf Authority hatte er einer jungen Frau gegenüber eine anzügliche Bemerkung gemacht. Bei der Dame handelte es sich um die Tochter einer angesehenen Baidee-Familie, und als ein auf Ahabar rekrutierter Offizier hätte er wissen müssen, daß die Baidee nur untereinander heiraten. Die Familie der jungen Frau forderte seine Absetzung.«
    »Du hättest mit diesem Problem rechnen müssen.«
    »Ich bitte um Vergebung, Eure Heiligkeit.« Woher, bei allen Teufeln der Hölle, hätte er wissen sollen, daß der verdammte Ahabarianer sich vollaufen lassen und anschließend eine Baidee anmachen würde.
    »Wieviel Zeit haben wir also verloren?« knurrte der Prophet.
    »Wir haben das neue Paßwort bereits in Erfahrung gebracht. Die Stimmaufzeichnungen der beiden verfügbaren Männer haben wir auch schon kombiniert. Für die Mobilmachung sind aber drei Stimmen erforderlich, und für Vizekommandeur Thees ist noch kein Nachfolger bestimmt worden. Die Mühlen mahlen langsam auf Authority, und in dieser Sache muß Enforcement die Entscheidung von Authority abwarten.«
    Unmittelbar nach besagtem Zwischenfall hatte Faros Voorstod benachrichtigt und dem alten Mann einen detaillierten Bericht vorgelegt. Geduld, hatte er gesagt. Eine unerhebliche Verzögerung. Geduld. Der alte Mann wußte schon alles. Jemand hatte es ihm erzählt!
    Doch Voorstod wußte schon seit langem, was die Propheten unter Geduld verstanden: einen notdürftig kaschierten Tobsuchtsanfall. Die Lehre der Propheten besagte nämlich folgendes: Versagte ein Mann bei einer Mission, dann deshalb, weil der Allmächtige Gott ihm zürnte. Wenn Gott zufrieden mit ihm war, konnte er auch nicht versagen. Wenn er scheiterte, war Gott mit ihm unzufrieden, und die Propheten auch. Eine simple Logik.
    »Ich verstehe«, sagte der Prophet affektiert und alles andere als überzeugt. »Jammerschade, daß ich nicht schon früher erkannt hatte, daß diese Verzögerung nicht ausschließlich auf deine Inkompetenz und Nachlässigkeit zurückzuführen ist. Ich befürchte indes, deine Familie hat unter deinem Mangel an Voraussicht leiden müssen.«
    Erneut stockte Faros der Atem.
    »Zweifellos hat der Allmächtige Gott dir vergeben«, sagte der Prophet. »Zweifellos steht Sein Sieg über die falschen Götter der Ungläubigen kurz bevor.«
    Faros war deprimiert. Streiflichtartig hatte er eine Vision von einem anderen Mann, der irgendwo vor einem anderen Propheten oder einem anderen Gott kniete und dieselben Worte vernahm. Wurde irgendwo gerade ein anderer armer Vasall über sein Schicksal aufgeklärt? Vielleicht der Diener eines falschen Gottes? Faros hielt die Luft an und unterdrückte den fast unkontrollierbaren Drang, in ein hysterisches Gelächter auszubrechen. Vielleicht war es überhaupt nicht der Allmächtige Gott, dem er

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