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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Wortes.
    * * *
    Der Hof der Zitadelle der Propheten in Wolke diente verschiedenen Zwecken. Dort fanden Versammlungen statt, wenn der Prophet sich bemüßigt fühlte, zu den Gläubigen zu sprechen. Apostaten und Häretiker wurden auf den Wällen bei lebendigem Leibe gepfählt, um etwaigen Nachahmern als warnendes Beispiel zu dienen. Manchmal landeten auch Gleiter aus anderen Regionen Ahabars in der mächtigen Zitadelle und setzten offizielle Besucher ab.
    Die zwei in eine Kutte gehüllten, vermummten Gestalten, die eines späten Abends auf dem Hof landeten und in das weitverzweigte Haupthaus geleitet wurden, mußten offizielle Besucher sein. Sonst wären sie nämlich nicht weiter als bis zum Haupttor gekommen.
    Die Männer gingen schweigend durch die Korridore des der Öffentlichkeit zugänglichen Teils der Zitadelle, der von den Anhängern der Sache frequentiert werden durfte. Schließlich erreichten sie das eiserne Tor, hinter dem die Privatquartiere des Propheten lagen. Es wurde mit großem Pomp entriegelt, und die beiden wurden in warme und helle Gemächer eskortiert, die mit flauschigen Teppichen und weichen Kissen ausgelegt waren. Bratenduft lag in der Luft. Es war einer der jüngeren Propheten gewesen, der ihnen Einlaß gewährt hatte und ihnen nun zunickte.
    »Altabon Faros«, murmelte er. »Halibar Ornil. Getreuer Ornil, wenn du in der Kammer warten würdest…«
    Halibar Ornil verneigte sich lächelnd und zog sich in die Kammer zurück, während Altabon Faros an der Kammer vorbei in die Quartiere des Propheten Awateh deroselbst geleitet wurde. Nachdem er sich im Foyer der schweren Kutte entledigt hatte, entpuppte er sich als ein großer, schlicht gekleideter Mann mit aristokratischem Habitus, der sich nur durch den militärisch kurzen Haarschnitt von den anderen Männern in der Zitadelle unterschied.
    Der Prophet saß im Nebenzimmer auf einem gemütlichen Diwan, nippte an Fruchtsaft und las einen Kommentar zu den Schriften. Faros kniete vor ihm nieder und berührte mit der Stirn den Boden.
    »Altabon Faros«, sagte der Prophet keuchend und schaute kurz von seiner Lektüre auf.
    »Eure Heiligkeit«, sagte der andere und verstummte dann erwartungsvoll. Er und Ornil waren vorgeladen worden, und sie waren gekommen. Vielleicht würde er später die Gelegenheit haben, zu fragen… zu bitten… Aber nicht jetzt. Es war keine gute Idee, den Propheten bei einer Audienz um etwas zu bitten, jedenfalls nicht in diesem frühen Stadium der Audienz.
    »Wie hast du es auf dem Mond Enforcement angetroffen?« begehrte der Awateh zu wissen.
    Wie ich es angetroffen habe? fragte Altabon Faros sich verwundert. Ich bin mutterseelenallein, von diesem Fanatiker Ornil einmal abgesehen. Die meiste Zeit verspüre ich nur Furcht. Und wenn ich an Silene und die Kinder denke, überkommt mich Verzweiflung.
    »Wir nähern uns dem Ziel, Awateh.«
    »Mit Besorgnis habe ich vernommen, daß eine Verzögerung eingetreten sei«, sagte der Prophet mit gütiger Stimme. Wer den Propheten indes kannte, den schauderte es bei diesem Tonfall. Dieser scheinbar gütige Mensch war in Wirklichkeit ein Ungeheuer. »Diese Verzögerung bringt mich in eine schwierige Lage.«
    »Es ist eine Verzögerung eingetreten, Awateh.«
    »Es sollte aber keine weiteren Verzögerungen geben.«
    Faros schluckte unbehaglich; er hatte eine trockene Kehle. »Gemach, Eure Heiligkeit. Wir haben nur bedingt Einfluß auf die Entscheidungen und Handlungen von Authority.«
    »Details«, verlangte der Prophet. Faros schaute auf, wobei er sich fragte, ob der alte Mann überhaupt noch den Überblick hatte. Offensichtlich hatte er ihn. Sein klarer Blick war ein Indiz dafür. Als Altabon Faros den Awateh zum letztenmal gesehen hatte, war er kaum imstande gewesen, den Kopf gerade zu halten. Vielleicht hatte es sich nur um eine vorübergehende Schwäche gehandelt. »Berichte von Anfang an«, sagte der Prophet. »Als ob ich keine Ahnung hätte.«
    Das war die übliche Masche der Propheten. Sie ließen sich die ganze Geschichte vortragen und überprüften sämtliche Details, um zu sehen, ob der Referent etwas ausließ, vom Sachverhalt abwich oder sich an Interna erinnerte, die ihn nichts angingen.
    Faros sammelte sich. Die Geschichte hatte vor zwei Generationen begonnen, als ein Dutzend fanatischer Gläubiger sich die Haare hatte scheren lassen und Ahabar infiltrierte, indem sie sich als wohlhabende Pflanzer etablierten. Pflanzer lebten in der Anonymität und waren durchweg angesehene Leute,

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