Monströse Welten 2: Hobbs Land
einmal mitspielen lassen und kräftig rumschubsen, wird es dir schon vergehen, sie noch einmal zu nerven.«
»Weshalb sind sie mir dann nicht gleich mit der Regel gekommen, verdammt. Ich habe nämlich keine Lust, meine Zeit mit ihnen zu verschwenden, wenn ich eh keine Chance habe, eingesetzt zu werden.«
»Jedenfalls nicht, solange du keine fünfzehn bist. Und wenn du mir nicht glaubst, dann frag Africa.«
»Ich glaub’s dir schon«, nuschelte er grummelig. Am meisten ärgerte er sich darüber, daß er sich nicht selbst erkundigt hatte. Seine Mutter würde es ihm gesagt haben, wenn er sie gefragt hätte. Und der Trainer, der ihn nicht darauf hingewiesen hatte, würde das auch noch bereuen. Im nächsten Jahr, wenn sie ihn fragten, ob er bei ihnen mitspielen wollte, würde er sie ordentlich auflaufen lassen. Er würde nämlich in die Siedlung Vier umziehen. »Wonach willst du denn fischen?«
»Nach Creelies. Mam hat einen richtigen Heißhunger auf Creelies.«
»Das heißt, daß wir den weiten Weg hinauf zu den Gobbles machen müssen.«
»Der Aufstieg zu den Gobbles ist auch nicht anstrengender als den ganzen Nachmittag Scherenhockey zu spielen«, erwiderte sie sarkastisch.
»Vielleicht ist dieses Monster, mit dem Sam gekämpft hat, dort oben. Hast du daran schon mal gedacht?«
»Sam hat es getötet, Jep. Die Späher haben überall nach weiteren Monstern gesucht und keine gefunden. Wenn sie glaubten, daß es noch mehr von ihnen gäbe, dürften wir die Siedlung gar nicht verlassen. Aber sie haben nichts derartiges gesagt.«
Grimmig schaute Jep sie an. Das war wohl nicht zu widerlegen. »Hast du einen Köder dabei?«
»Ich habe ein halbes Hähnchen geschnetzelt und das ganze ein paar Tage liegen lassen.«
Erneut verzog Jep das Gesicht und ging, um seine Jacke zu holen. Dabei dachte er an die Creelies. In den Archiven waren sie als eine Mischform aus Oktopus und Hummer registriert; sie hatten Tentakel und ein Exoskelett – das sie manchmal verließen und quasi nackt umherliefen -; andererseits wiesen sie auch fischähnliche Merkmale auf, denn sie hatten Flossen und Schuppen und eine Art Endoskelett. Diese exotischen Wesen lebten im Schlick der Flußbetten; manchmal verharrten sie in ihrer aufklappbaren, mit Beinen bestückten Schale, manchmal verließen sie auch das Gehäuse und schwammen ›nackt‹ im Fluß umher. Der Körper und das Gehäuse waren an den Auflageflächen mit neuronalen Schaltpunkten bestückt, wobei das Tier mit dem Wiedereintritt in das Exoskelett den Kontakt herstellte. Die Beine verfügten über einen autarken Kreislauf, um im Falle einer längeren Trennung vom Wirtstier überlebensfähig zu sein. Deshalb waren die Biologen uneins, ob es sich bei den Creelies nun um ein Tier oder um zwei in Symbiose verbundene Wesen handelte.
Ob es nun ein oder zwei Tiere waren, beim Creely- Fischen ging es darum, die Kreatur, nackt oder mit Gehäuse, mit einem Brocken halb verfaulten Fleischs anzulocken. Steckte der Creely in der Schale, wurde er aus dem Gehäuse gepult. Anschließend warf man das mit Tentakeln bestückte Wesen wieder in den Fluß und behielt die Hülle. Wenn man einen nackten Creely erwischte, befestigte man eine Schnur an ihm und setzte ihn wieder aus, damit er zur Schale zurückkehren konnte. Dann fischte man das komplette Ding aus dem Fluß und raubte die Schale. Ein nackter Creely war ungenießbar, aber die Beine galten als Delikatesse. Wie die Anhänger der Theorie, daß es sich um zwei eigenständige Tiere handelte, zur kulinarischen Verwertung der Creely- Schenkel standen, bedarf kaum einer näheren Erklärung. Diejenigen, die der Ansicht waren, daß es sich nur um ein Tier handelte, führten zu ihrer Rechtfertigung an, daß der nackte Creely sowieso bald eine neue Schale und neue Beine ausbilden würde. Und diejenigen, die sich an dieser akademischen Diskussion überhaupt nicht beteiligten, ließen sich derweil die gedünsteten und in Butter getränkten Schenkel mit einem Spritzer Saft aus den Blättern des Cit- Baumes schmecken.
Außerdem wurde das Creely- Fischen von einem gewissen Nervenkitzel begleitet. Nicht in jeder Kreatur, die wie ein Creely aussah, steckte auch ein Creely drin, und diese Pseudo- Creelies versprühten bei der Entnahme aus der Schale ein Reizgas. Von den Creelies unterschieden diese Kreaturen sich durch eine minimale Abweichung bei der Anordnung der Tentakel und wurden sinnigerweise als Bomber bezeichnet. Sowohl Jep als auch Samstag waren schon mehr als
Weitere Kostenlose Bücher