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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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als sie sich wieder an der frischen Luft befanden. Das Pilzhaus glich einer feuchten Höhle. Eilig verließen sie die Siedlung und machten nicht eher halt, bis sie den Pfad erreicht hatten, der zu den Gobbles führte.
    In Gedanken war Samstag wieder bei Spiggy Fettle. Es störte sie nicht, daß sie nicht so intelligent war wie er, aber so häßlich wie er wollte sie auch nicht unbedingt aussehen.
    »Meinst du, daß ich schön bin?« fragte sie Jep.
    Jep drehte sich um und musterte ihr braunes Gesicht, das von schwarzen Locken eingerahmt wurde, die funkelnden braunen Augen, die gerade, zierliche Nase, den roten Mund, der nur selten geschlossen war, und das energische Kinn. »Sams, ich glaube schon, daß du schön bist. Und was ist mit mir? Sehe ich auch gut aus?« fragte er grinsend.
    Jep erinnerte sie immer an die kleinen Schlepper, die in der Siedlung herumfuhren, gedrungen, massig und stark. Seine Augen hatten die Farbe von Kieselsteinen und kontrastierten mit den buschigen braunen Brauen. Er hatte eine große Ähnlichkeit mit Sam, und Sam war ein stattlicher Mann.
    Gleichermaßen zufrieden mit seiner Antwort und mit seinem Aussehen gab sie ihm einen Kuß. Jep war überrascht, angenehm überrascht, und erwiderte den Kuß. Das Resultat erstaunte sie beide. Atemlos lösten sie sich voneinander und setzten den Aufstieg fort.
    Der Weg zu den Gobbles war reizlos. Die Steigung wurde von kümmerlichen Sträuchern gesäumt, die weder einen besonderen Duft verströmten noch Blüten oder Früchte aufwiesen. Zudem war der Pfad mit Geröll übersät, und wenn man sich nicht den Knöchel brechen wollte, tat man gut daran, den Weg ständig im Auge zu behalten. Es war weniger die körperliche Anstrengung als vielmehr die Eintönigkeit der Umgebung, die so ermüdend war. Instinktiv schaute Jep auf. Dort, wo eigentlich der Pfad hätte verlaufen sollen, ragte ein großer Baum in die Höhe. Perplex blieb er stehen.
    Samstag rumste in seinen Rücken.
    »Mist«, knurrte sie. Erst dann schaute sie auf. »O je. Meine Güte. Wo kommt der denn her?«
    »Wo kommen sie denn her«, korrigierte Jep. »Es müssen ungefähr hundert sein, die kleinen nicht mitgerechnet.«
    Hinter dem ersten massiven Stamm erkannte sie weitere Bäume, die den Pfad säumten und sich den Abhang hinunterzogen. Dazwischen wuchsen fedrige Gewächse, bei denen es sich ohne Zweifel um jüngere Ausgaben desselben Typs handelte.
    »Früher waren die nicht da«, sagte sie überflüssigerweise. »Oder wir haben uns verlaufen.«
    Er nickte. An dieser Stelle hatten bisher keine Bäume gestanden. Und verlaufen hatten sie sich auch nicht. Die Spur endete am Baumstamm und setzte sich hinter ihm fort.
    »Das erinnert mich irgendwie ans Pilzhaus, wo das Zeug über Nacht in die Höhe schießt«, sagte sie. »Wie das Ding, das die Bodenplatte angehoben hat.«
    Jep hatte bereits den Kopf in den Nacken gelegt und versuchte die Höhe des Baums zu schätzen, gegen den er fast geprallt wäre. Die Höhe des Stamms schien der Breite eines Hockeyfelds zu entsprechen, also ungefähr dreißig Meter. Der Baum war fast so breit wie hoch. Lange, starke Äste standen in alle Richtungen ab und wurden durch massive Auswüchse gestützt, die aus dem Stamm wuchsen. Manche Äste hatten sogar mehrere ›Widerlager‹.
    »Über Nacht?« fragte er ungläubig. »Das hat länger gedauert. Wann sind wir zuletzt hier gewesen?«
    Samstag dachte nach. »Es ist schon länger her, aber Willum R. war erst vor zehn Tagen beim Creely- Fischen; einen anderen Weg zum Fluß gibt es nicht. Wenn er diese Bäume gesehen hätte, hätte er sicher etwas gesagt. Wir melden es deiner Mom. Sie soll es sich ansehen und uns sagen, was es ist.«
    Jep schluckte, umging den Baum und marschierte auf dem Pfad weiter. Wenn diese Bäume noch nicht existiert hatten, als Willum R. vor zehn Tagen diesen Weg gegangen war… nun, auf jeden Fall war es eine sehr merkwürdige Sache.
    Später kamen sie erneut auf die Bäume zu sprechen, wobei sie sich mehr Sorgen machten, als sie sich gegenseitig eingestehen wollten; gleichzeitig suchten sie jedoch nach einer Erklärung für dieses Phänomen. Den Kuß erwähnten sie jedoch mit keinem Wort und achteten auch darauf, daß sie sich nicht zu nahe kamen; wer weiß, was sonst noch geschehen wäre. Einen weiteren Vorfall hätten sie vielleicht nicht mehr verkraftet. Ihre Welt schien aus den Fugen zu geraten. Sie schlichen auf Zehenspitzen durch den neuen Wald, der im Dämmerlicht noch unheimlicher

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