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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Jungen. Wir gingen fast zwei Jahre miteinander, bis seiner Mutter eine Stelle bei der Zentralverwaltung angeboten wurde. Wir hatten nie Sex miteinander, obwohl ich glaube, daß es bald dazu gekommen wäre. Aber allein das bloße Zusammensein war schon sehr schön gewesen.«
    China glaubte schon, sich souverän aus der Affäre gezogen zu haben, bis ihr plötzlich auffiel, daß ihr Sohn ganz blaß im Gesicht war und dunkle Ringe um die Augen hatte. Er wirkte wie ein Mitwirkender in einer antiken Tragödie, der gleich in Wehklagen ausbrechen würde. »Jep, was ist los mit dir?«
    »Du hast ihn nie wiedergesehen? Er ging einfach fort, und du hast ihn nie wiedergesehen?« rief er schmerzerfüllt.
    »Natürlich habe ich ihn wiedergesehen«, sagte sie verwundert. »Selbstverständlich. Ich habe ihn in der Zentralverwaltung besucht, und er hat mich hier besucht. Außerdem haben wir übers Internet miteinander in Verbindung gestanden. Doch dann hat er jemand anders kennengelernt, und… er hat nicht mehr von sich hören lassen.«
    »Das ist das Allerletzte!« rief er. »Das war sicher schmerzlich für dich.«
    Am einfachsten wäre es gewesen, ihm recht zu geben, aber sie entschied sich für die Wahrheit. »Nein«, sagte sie. »Ich hatte nämlich auch jemand anders kennengelernt.« Sie hatte Samasnier gefunden, oder ihn wiedergefunden, oder vielleicht hatte er auch sie gefunden. Samasnier, mit dem sie Jep gezeugt hatte. Sam hatte damals noch nicht den Status eines Topman erreicht, aber er hatte sich auf dem besten Weg dorthin befunden. Sie hatte ihn damals geliebt und liebte ihn vielleicht heute noch, trotz allem, was zwischen ihnen vorgefallen war.
    »Das ist etwas anderes«, rief er, während er die Schüssel mit den Creely- Schalen in die Küche brachte. »Das ist etwas ganz anderes.«
    China, die sich fragte, was er mit das wohl meinte, hielt es für das beste, nicht weiter in ihn zu dringen. Weil Jep den Tag mit Samstag verbracht hatte, konnte sie sich den Grund für seine Reaktion in etwa vorstellen. Vielleicht sollte sie sich morgen als erstes mit Africa unterhalten. Wo die Kinder so schnell heranwuchsen, war es nun an der Zeit, daß die beiden Schwestern sich mit ihren Brüdern, Asia, Australia und Madagascar Wilm, zusammensetzten und eine Clan-Strategie entwickelten. Africa sagte, sie hätte genug Kinder, aber China hätte gern noch eins bekommen. Dann mußte sie sich aber beeilen, bevor Samstag sie noch zur Großtante machte.
    Ein weiteres Kind zu bekommen war eine reizvolle Vorstellung. Das Problem war nur, daß sie sich bisher zu niemandem richtig hingezogen fühlte. Zu niemandem außer Sam. Als ob sie mit Sam einen Bund fürs Leben geschlossen hätte, wie in einer Ehe-Kultur. Es gab natürlich noch andere Männer, die sich für sie interessierten. So ließ zum Beispiel Jebedo Quillow schon seit zwei Jahren durch seine Schwester gezielte Indiskretionen verbreiten. Nur daß sie sich nicht für Jebedo interessierte. Das galt für jeden Mann in der Siedlung Eins, in den anderen Siedlungen und in der Zentralverwaltung. Sie wollte eben niemanden. Höchstens Sam. Auch wenn er leicht verrückt war. Auch wenn er in den Augen der Leute den Verstand verloren hatte.
    Auch wenn es sich bei dem Ding, das er in diesem seltsamen Canyon getötet hatte, um die vermißte Person aus der Siedlung Drei handelte, nach der eine Suchmeldung herausgegeben worden war. Ein gewisser Jamel. Er hatte sich in die Wildnis abgesetzt, anstatt, wie befohlen, den Planeten zu verlassen, und wahrscheinlich hatte er Sam angegriffen, denn für solche Aktionen war Jamel bekannt. Allerdings hatten der Schädel und das Skelett nicht die geringste Ähnlichkeit mit den Überresten eines Menschen aufgewiesen. Die Zähne waren zu lang, und das Wesen hatte Klauen gehabt. Es glich eher einem Monster.
    Jep, der sie von der Küche aus beobachtete und ihren besorgten Gesichtsausdruck registrierte, fragte sich, womit sie sich gerade beschäftigte; er vermutete schon, sie würde sich wegen ihm und Samstag Sorgen machen. Dabei, so sagte er sich, waren diese Sorgen völlig unbegründet. Samstag war nämlich ein kluges Kind, und er nicht minder.
    * * *
    In der Zentralverwaltung waren ständig Routinearbeiten zu erledigen, und so dauerte es noch einmal über einen Monat, bis die Abteilungsleiter und Zilia Makepeace die von Dern Blass angeordnete Dienstreise antraten. Diese Verzögerung war nicht weiter tragisch; schließlich handelte es sich bei der Siedlung Eins nicht um

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