Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
Vom Netzwerk:
Grund für seinen Besuch kennen würde. »Ich bin hier, Sam, weil ich wissen will, woran, zum Teufel, es liegt, daß die Leute in der Siedlung Eins so friedlich sind.«
    »Ach so«, sagte Sam und machte eine wegwerfende Geste, als ob das ein eher belangloser Umstand wäre.
    »Mit ›ach so‹ gebe ich mich aber nicht zufrieden, Sam. Mir sind die Gerüchte auch zu Ohren gekommen, und ich habe sie auf ihre Stichhaltigkeit überprüft. Ich glaube indessen nicht, daß ihr den Rest von uns verhext habt, wie manche der jüngeren Arbeiter anscheinend vermuten. Daß ihr von der Zentralverwaltung bevorzugt werdet, glaube ich auch nicht. Und trotzdem steht fest, Sam, daß die Siedlung Eins gleichzeitig auch die ›Nummer Eins‹ ist. Die Archive sagen, das sei vor deiner Zeit als Topman auch schon so gewesen; ich mache dir also persönlich keine Vorwürfe.« Lachend neigte er den Kopf zur Seite, um der Aussage die Schärfe zu nehmen.
    Sam starrte ihn verständnislos an. »Ich dachte immer, dabei hätte es sich… wirklich nur um Gerüchte gehandelt«, sagte er schließlich. »In der Hauptsaison hatten wir eine Phase, in der überhaupt nichts mehr lief. Nachdem unser Gott gestorben war, der alte Bondru Dharm.« Lachend zuckte er die Achseln. »Das waren schlimme zehn Tage. Ich glaube, sie waren auch der Grund für die darauffolgenden Krawalle. Das habe ich der Zentralverwaltung auch schon erzählt. Nachdem wir den Tod des Gottes aber überwunden hatten, normalisierten die Dinge sich ziemlich schnell wieder.«
    »In euren Augen vielleicht«, erwiderte Harribon schmallippig. »Sam, was ich dir sagen will, ist folgendes: Was für euch normal ist, ist für den Rest von uns eben nicht normal. Und du weißt verdammt genau, wovon ich rede. Wir müssen den Grund dafür erfahren. Nach über dreißig Jahren kann man nicht mehr von Zufall sprechen! Verdammt, Sam, hier geht irgend etwas vor.«
    Erneut zuckte Sam verständnislos die Achseln, oder zumindest erweckte er den Anschein, als ob er keine Ahnung hätte. »Wenn du das sagst, wird es wohl so sein. Trotzdem weiß ich nicht, was los ist, Harri. Wir sind einfach so, wie wir sind. Ich habe fast mein ganzes Leben hier verbracht. Ich weiß nicht, in welcher Hinsicht wir uns von anderen Menschen unterscheiden. Ab und zu kommen Leute von der Zentralverwaltung, schnüffeln herum, verbreiten Hektik, und dann verschwinden sie wieder. Wenn da wirklich etwas Ungewöhnliches wäre, müßten sie es eigentlich auch finden, nicht wahr? So oft, wie sie schon bei uns waren, hätten sie es auf jeden Fall gefunden.«
    »Dürfte ich mich vielleicht einmal hier umsehen?« fragte Harribon und hielt vor Anspannung die Luft an.
    »Sicher! Schau dich nur um! Wo du willst. Befrage die Leute. Hol dir einen Gleiter aus dem Hangar. Flieg raus zum Blasensee, wenn du etwas Schönes sehen willst. Oder zur Wolkenbrücke.«
    »Blasensee? Wolkenbrücke?«
    »Sicher. Das ist ganz in der Nähe. Die Leute von der INST wissen, wie du hinkommst. Abendessen gibt es um Nachtschicht Zwei. Dann hast du noch Zeit, dich nach der Rückkehr frischzumachen.« Er verneigte sich und machte eine schwungvolle Armbewegung in Richtung der Tür, womit er ausdrückte, der Gast möge sich in der Siedlung ganz wie zu Hause fühlen.
    Harribon hatte noch nie vom Blasensee und der Wolkenbrücke gehört. Außerdem war er nicht wegen irgendwelcher Naturwunder hergekommen. Soviel er wußte, hatte noch niemand Hobbs Land besucht, nur um die Schönheit der Natur zu bewundern. Was ihn interessierte, würde sich ohnehin in der Siedlung selbst befinden; also inspizierte er zuerst die Scheunen und Fuhrparks, wobei er indes nichts Bestimmtes suchte und auch nichts Besonderes fand. Die Menschen wirkten geschäftig; sie waren nicht hektisch, trödelten aber auch nicht herum. Sie grüßten ihn freundlich und stellten sich ihrerseits vor, wobei er indessen nicht den Eindruck hatte, daß sie das als willkommene Unterbrechung der Arbeit betrachteten. Eine Zeitlang stand er im Tor einer Traktoren-Halle und sah einem Mann und einer Frau bei der Arbeit an einer Güllepumpe zu. Sie führte die Reparatur aus, und er arbeitete ihr zu. Harribon sah, wie sie die Hand ausstreckte und ein Werkzeug erhielt; dann streckte sie die Hand erneut aus und bekam ein anderes Werkzeug. Nachdem er sich das für eine Weile angesehen hatte, ging er; erst später wurde ihm bewußt, daß die beiden kein Wort miteinander gewechselt hatten. Das war eine Art der Zusammenarbeit, wie er sie

Weitere Kostenlose Bücher