Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
Vom Netzwerk:
Wolkenbrücke liegt weiter oben, in der Nähe der Gobbles. Jenseits des Neuen Waldes.«
    Harribon nickte. Von einem Neuen Wald hatte er ebenfalls noch nichts gehört, denn von der Hochebene abgesehen gab es auf Hobbs Land fast keinen Wald.
    »Darf ich mal reingehen?« fragte er.
    Die Kinder zögerten kurz, als ob sie darüber nachdenken müßten.
    »Sicher«, sagte Samstag schließlich. »Wieso auch nicht. Aber passen Sie auf den Boden auf. Seine Restaurierung hat viel Mühe gemacht.«
    Bevor er den Tempel betrat, zog er die Stiefel aus und ging dann in Strümpfen über den Boden, auf dem sich einst die Ureinwohner bewegt hatten. Das Gebäude war von einer seltsamen Schönheit. Er erinnerte sich nicht, daß der Tempel, den er damals besucht hatte, so schön gewesen wäre. Es war natürlich ziemlich düster, denn das Innere wurde nur von dem Licht erhellt, das von den Gittern der Zentralkammer reflektiert wurde und durch die Belüftungsschlitze sowie die offene Tür drang. Ob die Erloschenen die Tempel auch nachts genutzt hatten? Woher hätte aber das Licht kommen sollen? Es gab weder Kerzenhalter noch Laternen. Er ging über den abschüssigen Boden und spähte durch die Gittertür in die Zentralkammer.
    Da stand es vor ihm. Er blieb wie vom Donner gerührt stehen, und nach einiger Zeit wankte er wieder nach draußen. Die Kinder hockten derweil vor der Tür und mischten Lehm und Stroh.
    »Ihr habt… ihr habt einen neuen Gott«, sagte er, wobei er sich fragte, ob sie es überhaupt schon wußten.
    »O ja«, erwiderte Jep spontan. »Haben Sie sich erschreckt, Sir? Tut mir leid.«
    »Sein Name ist Birribat Shum«, erläuterte Samstag. »Jep und ich sind Diejenigen Welche, die sich um ihn kümmern.«
    »Wir helfen ihnen aber dabei«, wandten Gotoit und Willum R. gleichzeitig ein.
    »O ja«, bestätigte Samstag. »Viele Leute helfen uns. Und Katzen.«
    »Wie lange habt ihr ihn schon?« fragte Harribon und zog sich die Stiefel an. Sein Blutdruck sank allmählich wieder auf das normale Niveau, und nun schämte er sich ein wenig wegen seiner ersten Reaktion.
    »Wir haben ihn vor fünfzehn Tagen ausgegraben«, sagte Samstag. »Zwischen der zehnten und elften Stunde der Tagschicht. Wie sein Vorgänger ist auch er ein Am Mittag Entdeckter.« Sie lachte, und die anderen fielen ein. »Das ist ein Wortspiel«, erklärte sie Harribon. »Vielleicht auch ein Rätsel. Bondru Dharm bedeutet nämlich soviel wie ›Am Mittag Entdeckt‹; also ist Birribat ebenfalls Bondru Dharm.«
    Die Kinder widmeten sich wieder ihrer Arbeit. Harribon setzte sich vor die Tür und hörte ihnen zu. Sie machten einen ganz normalen Eindruck. Willum R. nannte Jep Samstags Liebling und drohte ihm an, ein großes, von einem Pfeil durchbohrtes Herz an die Wand des Tempels zu malen. Gotoit sagte ihm, er solle mit dem Quatsch aufhören und mehr Stroh holen. Nach einiger Zeit tauchten weitere Kinder auf, grüßten ihn und schlossen sich den anderen an.
    Harribon hörte, daß sich eine Schlammschlacht entspann. Die Kinder quietschten vor Vergnügen, aber es wurde niemand verletzt; nur Gotoit äußerte sich besorgt darüber, daß Willum R. Schlamm im Ohr hatte. Einige Kinder wuschen sich im Fluß das Gesicht. Harribon verharrte noch immer an seiner Position. Bei Anbruch der Dunkelheit kamen Samstag und Jep Wilm hinter dem Tempel hervor und boten ihm an, ihn zur Siedlung zu begleiten. Zuvor machten sie sich am Fluß sauber.
    »Das ist eine richtige Drecksarbeit«, beklagte Samstag sich. »Als ob man große Lehmkuchen backen würde.«
    »Aber, aber«, sagte Harribon leicht irritiert. »Schließlich arbeitet ihr für den Gott.«
    »Na und?« erwiderte sie. »Dem Gott ist das doch egal.«
    »Ich dachte, die Götter würden es sehr ernst nehmen mit solchen Sachen«, hakte er nach. »Mit… äh… Blasphemie. Wenn man über… heilige Dinge lästert.«
    »Das Verputzen des Tempels hat doch nichts Heiliges, nicht wahr, Jep?«
    Jep, der sich gerade das Gesicht mit dem Hemdzipfel abtrocknete, grunzte nur.
    »Ist der Gott denn nicht heilig?« setzte Harribon die Befragung fort, wobei er sich fragte, weshalb er den Kindern diese Fragen überhaupt stellte. »Ich meine, ihr bezeichnet ihn doch als Gott.«
    »Oh, wir könnten ihm alle möglichen Namen geben«, sagte Samstag. »Zum Beispiel Hinkelstein. Oder Dicker. Oder Australia. Es kommt doch gar nicht darauf an, wie man ihn nennt. Er ist Birribat Shum, genauso wie ich Samstag bin und Jep Jep ist. Genauso wie Sie Harribon

Weitere Kostenlose Bücher