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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Kahn ließ sich Zeit und legte unterwegs ein paar längere Zwischenstops ein. »Warten ist eine Tugend in Flachwasser«, sagten die Seeleute von Curward. »Träges Volk in Flachwasser«, sagten sie. »Tiefgründiges Volk in Tiefe, und lästiges Volk in Salzmarsch.« Selbst als das Boot anlegte, hielt es sich in einiger Entfernung vom Curward-Schiff, wobei die Besatzung des Boots herüberschaute und ängstlich flüsterte.
    Danivons Nase juckte. Der Ort war alles andere als koscher. Die Leute aus dem Hotel hatten eine Heidenangst, keine Frage. Aber wovor fürchteten sie sich?
    Endlich gelangten die Leute von Flachwasser zu dem Schluß, daß das Curward-Schiff keine Gefahr für sie darstellte, und das Zubringerboot kam längsseits und nahm sie an Bord, bevor es die Lagune wieder in Gegenrichtung durchquerte. An den Rudern saßen ein halbes Dutzend Leute mit Schwimmhäuten zwischen den Fingern, die bei jedem Geräusch und jeder Bewegung ihrer Passagiere zusammenzuckten.
    Außer ein paar geräumten Wasserstraßen, die zum Anlegesteg des Hotels führten, war die ganze Lagune mit blaublättrigen Seerosen bedeckt. Vögel mit langen Zehen liefen über die Blätter, schnappten nach schillernden Insekten und wurden ihrerseits ein Opfer der Gaver, die explosionsartig durch die Blätter brachen. Vom schilfbestandenen Ufer der Lagune drang ein melodisches Trommeln herüber.
    »Ein neuer Ort«, rief Nela. »Bertran, ein neuer Ort.« Sie klatschte in die Hände und demonstrierte Frohsinn.
    Ihr Zwillingsbruder starrte düster auf die Wasseroberfläche und wünschte sich, er könne tauchen und schwimmen wie ein Pinguin oder eine Robbe. Oder wie einer der Gaver mit dem schlanken Rumpf und den Schwimmfüßen. Allein, natürlich. Unbelastet. Wenn diese Expedition ein Erfolg wurde, würde er vielleicht hierher zurückkehren, allein und unbelastet. Nela gegenüber erwähnte er das aber nicht, wo sie sich doch so anstrengte, einen glücklichen Eindruck zu machen.
    »Ein neuer Ort«, bestätigte er und stellte sich vor, wie das Wasser von seiner Haut abfloß, vom makellosen, einzelnen Körper, der nicht so verkrüppelt war wie dieser. Wie immer bescherten diese Gedanken ihm zwiespältige Gefühle, teils ein masochistisches Vergnügen, teils einen quälenden Schmerz. Es würde nie geschehen. Auch wenn er noch so viel träumte, es würde nie Wirklichkeit werden.
    Sie machten am Anleger des Reiher-Nests fest. Leute in Wickelröcken nahmen ihnen das Gepäck ab und gingen die breite Treppe hoch, zu drei nebeneinanderliegenden Zimmern am Ende des Korridors. Sie sagten ihnen, das Essen würde in Kürze im Lichthof serviert werden, der mit Bastmatten verhängt war, um eine Privatsphäre zu gewährleisten.
    »Eine für uns wichtige Person hält sich hier auf, oder es geht etwas vor, das für uns von Bedeutung ist«, sagte Danivon mehr zu sich selbst, während er sich über das Geländer beugte. »Ich rieche es. Aber es gibt hier keine öffentlichen Räume! Wie sollen wir dann herausfinden, was los ist?«
    »Wir gehen nach Plan vor«, sagte Fringe und stellte sich neben Nela und Bertran, die auch schon am Geländer lehnten. »Wir ziehen die Show auf dem Anleger auf und sehen, wer sich einfindet.«
    »Welch ein schöner Ort«, sagte Nela, wobei sie Fringes Hand ergriff und liebevoll drückte. »Können sich glücklich schätzen, die Leute von Flachwasser, daß sie sich hier niedergelassen haben.«
    »Allerdings«, sagte Danivon düster. »Ich bezweifle nämlich, daß sie sich den Ort aussuchen durften, an den sie gebracht wurden.«
    »Haben die Leute, die hierher geflohen sind, denn nicht gesiedelt, wo sie wollten?« fragte Bertran entgeistert.
    Danivon schüttelte den Kopf. »Sie wurden von einer frick’schen Armee in Empfang genommen und an einen von den Supervisoren bestimmten Ort gebracht. Weil die Leute von Flachwasser aber schon Schwimmhäute an Händen und Füßen hatten, teilten die Supervisoren ihnen wenigstens eine feuchte Provinz zu, wofür sie ihnen sicherlich dankbar waren.«
    Fringe drehte sich zu ihm um. Eine steile Falte stand auf ihrer Stirn, so daß die Augenbrauen eine durchgehende Linie bildeten. »Bisher war ich der Ansicht, daß der Aufsichtsrat gewählt wurde, um den Planeten zu verwalten, nachdem die Leute von Brannigan gestorben waren. Um wen handelte es sich dann?«
    »Ich habe schon den Fehler gemacht, diese Frage zu stellen«, sagte Danivon schnaubend. »Das Archiv sagte, es hätte keine Informationen. Meine Regel lautete,

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