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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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stirbt.
    Allerdings müssen die kleinen Leute immer bluten, wenn irgend etwas das Mißfallen der Chimi- Hunde erregt.
    Bevor der Alte Vater also noch kalt ist, machen die Leute sich schon flußaufwärts oder -abwärts auf den Weg. Der Ti’il fließt durch flaches Land, bis man die Quelle des Flusses erreicht, wo das Land gebirgig und bewaldet wird. In der von unzähligen Höhenzügen und Schluchten durchzogenen Gegend findet man hier und da Hütten mit einer Gartenparzelle, vielleicht sogar mit Milchvieh und einer Herde Gimmers, deren Fleisch als Nahrung dient und aus deren Haut Bekleidung gefertigt wird. Nicht daß die Chimi- Hunde nicht imstande wären, hierher zu kommen; sie wären dazu in der Lage und tun es manchmal auch, doch in der Regel machen sie sich die Mühe nicht. Weshalb so weit gehen, wenn man in der Stadt eine fettere Beute hat?
    Flußabwärts befindet sich Du-you, der Hafen am Zusammenfluß des Ti’il und des Fohm. Du-you ist ein ungünstiger Ort. Chimi- Hunde durchstreifen Du-you, von den Docks bis zu den Farmen entlang des Deltas. Doch das Ufer des Fohm wird im Osten und Westen von meilenlangen Schilfrändern gesäumt, wo man untertauchen kann. Nur das Wiederauftauchen ist manchmal ein Problem, wegen der Blutvögel, Monsterkäfer und Gaver, die in den Nestern aus verfaulendem Schilf lauern; doch man kann ihnen aus dem Weg gehen. Es gibt auch Inseln im Schilf, auf denen Menschen leben. Die Leute sind so vorsichtig, daß die Chimi- Hunde nicht einmal von ihrer Existenz wissen.
    Auf einer dieser Inseln, in geringer Entfernung von einem namenlosen Ort, wird das Flüchtlingspaar gefunden. Der Mann und die Frau im mittleren Alter liegen entkräftet auf dem Boden und sind von geduldigen Blut-Vögeln eingekreist. Solche Orte senden Streifen aus, und eine Streife findet die Leute.
    »Am Schilf-Kanal«, sagt die Streife zum Anführer, Ghatoun. »Sie liegen halbtot im Schilf.«
    Sie sind nicht halbtot. Vierteltot vielleicht, angezapft von den Käfern, zerkratzt von Sumpfrosen, übersät mit Stichen von Mücken und anderen Insekten, aber nichts davon ist tödlich.
    »Wer seid ihr?« fragt Ghatoun. Daß es sich nicht um Chimi- Hundehandelt, weiß er bereits. Ein Chimi- Hundhätte nämlich keine Frau dabei.
    »Latibor Luze«, sagt er.
    »Cafferty Luze«, sagt sie.
    Beide haben graue Schläfen und Falten um die Augen. Beide haben offene Gesichter und klare, offene Augen, wie die von Kindern, die noch zu jung sind, um von Chimi-ahm zu wissen; aber sie wirken auch wachsam. Und traurig, aber das ist in Derbeck normal.
    »Und woher?«
    »Wir kommen gerade aus Houmfon«, seufzt der Mann.
    »Gerade? Und wo waren sie vorher?« Der Anführer schaut Latibor in die Augen und fragt sich, ob er das wirklich wissen will.
    »Vorher waren wir in Bohnenfelder«, sagt Latibor leise und sieht Ghatoun direkt an. »Für ein paar Jahre. Und davor auch. Für eine lange Zeit.« Es ist zwar ein Risiko, Ghatoun das zu erzählen, aber ein kalkulierbares. Ghatouns Leute würden nicht hier draußen im Schilf leben, wenn sie mit dem System in Derbeck einverstanden wären.
    »Mist«, murmelt Ghatoun unhörbar. Er will das nicht hören. Grenzverletzer! Womöglich Agitatoren, denen vielleicht Rats-Beauftragte auf den Fersen sind, und wenn schon keine Rats-Beauftragten, dann sicherlich Chimi- Hunde, die es kaum erwarten können, Ungläubige zu töten. Eine äußerst heikle Sache!
    »Wer weiß, daß ihr hier seid?« fragte er barsch. »Wer ist hinter euch her?«
    »Niemand«, flüstert Latibor erschöpft. »Wir waren nur für kurze Zeit in Houmfon. Als wir hörten, daß ein Mann namens Alter Vater im Sterben liegt, beschlossen wir, von dort zu verschwinden. Bevor wir gingen, erzählten wir unseren Nachbarn aber, wir würden flußaufwärts gehen, zur Viel- Schlucht.«
    »Werdet ihr in Houmfon gesucht?«
    »Wahrscheinlich nicht«, sagt Cafferty. »Gewiß nicht. Es gibt keinen Grund. Wir sind ganz normale Leute.«
    Sie sind aber nicht nur Derbeck-Leute! Obwohl sie durchaus menschlich wirken, sind sie zu groß für die Leute von Murrey. Der Mund ist zu breit und die Nase zu lang für die Leute von Houm, und die Haut ist zu hell, als daß sie Hoch-Houm wären. Sie sind anders, und Ghatoun glaubt keine Minute lang, daß sie nicht gesucht werden. Dennoch…
    »Glaubt ihr an Chimi-ahm?« fragt der Anführer leise, so leise, daß nicht einmal seine Leute ihn hören. »Geht ihr zum dabbo-dam?«
    »Nein«, flüstern die Fremden. »Wir sind keine

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