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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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der Fette Schleimer eine inkompetente Dumpfbacke. Seine Mama war eine knackige, wenn auch hirnlose Hoch-Houm, die oft von Zhulia der Hure, der weiblichen Verkörperung des Chimi-ahm, besessen war. Der Alte Vater hatte den Fetten Schleimer immer als leiblichen Sohn anerkannt (und wer hätte schon etwas anderes behauptet), doch nun ist der Alte Mann nicht mehr imstande zu sagen, ob… nun, vielleicht ist der Fette Schleimer überhaupt nicht der Sohn des Alten Mannes. Vielleicht ist er gar von niederer Herkunft. Wer weiß schon, wer gekauft und wofür bezahlt wurde? Chimi-ahm verbreitet das Gerücht, daß er vielleicht auch der Sohn einer anderen Mutter sei. Vielleicht der Sohn der Hohepriesterin? Oder der Sohn des Führers der Chimi- Hunde? Oder gar der Führer der Chimi- Hunde selbst, der alte Houdum-Bah?
    Draußen, in der Halle, wo die langen Tische sich unter der Last der Getränke, Speisen und Drogen biegen, wird geflüstert und gemurmelt. Die Dienstboten sind ganz in Weiß gekleidet und haben sich weiße Tücher um den Kopf gebunden. Die kleinen Leute, die Diener, die zur-Murrey, was ›Blaue Jungs‹ heißt in der alten Sprache, die die meisten Leute noch sprechen, haben sich die Füße und die Handflächen blau bemalt und Stirn und Wangen mit blauen Streifen verziert. Die Murrey sind so menschlich wie die Höchsten der Houm, doch sie sind klein und bräunlich, mit drahtigem schwarzen Haar, das wie eine Bürste vom Kopf absteht. Nur die Farbe an Füßen, Händen und im Gesicht gibt Aufschluß darüber, welchem Farb-Stamm sie angehören.
    »Sie werden den Fetten Schleimer nicht wählen«, sagt einer der blauen Jungs zu einem, dessen Füße und Knöchel gelb sind und dessen Augenpartie und Kinn mit gelben Punkten bedeckt sind. »Der Dicke wird an den Füßen aufgehängt. Der Dicke kommt in die Grube.« Und dann ertönt ein Kichern, ein hysterisches Kichern, denn es gibt hier kaum einen Murrey, männlich oder weiblich, dem der Fette Schleimer nicht auf die eine oder andere Art übel mitgespielt hätte.
    »Zehn auf Sonnenuntergang«, sagt ein grüner Junge zu einem blauen, der die Wetten annimmt. Zehn Derbecki, daß der Alte Vater bei Sonnenuntergang den letzten Seufzer tut. »Noch zehn auf Sonnenaufgang!« Zehn Derbecki, daß der Fette Schleimer seinen letzten Atemzug bei Sonnenaufgang tut, und zwar am Galgen. Die Machthaber mögen den Fetten Schleimer nämlich nicht. Obwohl der Fette Schleimer blöde ist – und normalerweise bevorzugen die Priester und Hunde Leute von etwas schlichterem Gemüt –, haben sie aus irgendeinem Grund gegen ihn Position bezogen! Also fließt im ganzen Palast das Geld in Strömen, und jeder plaziert seine Wette. Das Wetten macht es realer, unmittelbarer, sicherer. Wenn sie doch nur einen von ihnen tot sehen würden! Wenn sie doch nur erleben würden, daß beide innerhalb eines Tages sterben!
    Andere Bewohner des Murrey, selbst ein paar Angehörige des Hoch-Houm, der Aristokratie, spielen mit dem Gedanken, für eine Weile aus Houmfon zu verschwinden, bis die Dinge sich wieder beruhigt haben. Es ist nicht nur, daß der Alte Mann stirbt, es ist nicht nur die Wahl, es sind auch noch andere Dinge. Es liegt daran, daß der Chimi-ahm sich in letzter Zeit ständig manifestiert, daß Leute zu einem dabbo-dam gehen und nicht mehr wiederkehren. Also spielen die Houm mit dem Gedanken, vielleicht einen kranken Verwandten auf dem Land zu pflegen. Oder sie melden sich vielleicht selbst krank, ziehen sich in ein gut gesichertes Hinterzimmer zurück und warten ab, bis die Wahl gelaufen ist: aus den Augen, aus dem Sinn. Einfach in eine andere Stadt zu gehen, hätte auch keinen Sinn. Die anderen Städte sind nicht besser als Houmfon. Wenn man überhaupt irgendwohin geht, dann aufs Land oder in die Wälder. Wenn im Zusammenhang mit dem Sterben des Alten Vaters überhaupt etwas feststeht, dann das, daß irgend jemand seinen Platz einnehmen wird. Also wird ein Mann gehen, und kommen werden vielleicht mehr als nur einer, und der dabbo-dam frißt Menschen wie Chug- Nüsse. Die Mächte zerreiben die Leute wie Mühlsteine, und wer außer den zur-Murrey, den jan-Murrey und den ver-Murrey wird zwischen diese Mühlsteine geraten? Blaue Jungs, gelbe Jungs, grüne Jungs, ohne Unterschied; Ströme von Blut werden die Straßen überfluten und die Altäre umspülen, wenn der Machtwechsel im Palast vollzogen wird. So besagt der alte Spruch: Alle rou-Murrey, wenn der Führer geht. Alle roten Jungs, wenn der Alte Mann

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