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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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existieren, weil dies das wichtigste Organ war. Und sie waren bestimmt so intelligent wie die Vorfahren, die in den Kern gegangen waren. Die… die brauchte er, die, von denen Chadra Hume gesprochen hatte.
    Doch wie sollte er Kontakt mit ihnen aufnehmen, ohne daß der Kern davon erfuhr? Der Kern wußte alles!
    Er ging durch die Überwachungsräume, nickte und lächelte, wobei er spürte, daß die Haut um die Lippen aufriß. Er versuchte, die Übelkeit und die Magenkrämpfe zu unterdrücken, als er stehenblieb, um einen Arbeiter zu grüßen und einen Blick auf den Monitor zu werfen, der die abgrundtiefen Gräben von Tiefe zeigte.
    Täusche ein falsches Ziel vor, sagte er sich. Nein. Wenn sie dich nämlich dort erwarten und du erscheinst nicht, werden sie mißtrauisch. Also mußt du schon den angegebenen Ort aufsuchen. Auf dem Rückweg machst du aber Station in Stadt Fünfzehn. Und inzwischen benachrichtigst du Stadt Fünfzehn von den Vorkommnissen…
    Aber wie sollte er die Nachricht absetzen? Welchen Mechanismus sollte er benutzen? Es hatte keinen Sinn, einen Code zu verwenden. Dort unten befand sich eine geballte Ladung von Bewußtseinseinheiten, von denen ein paar sicher ziemlich kompetent waren. Und ein paar waren vielleicht sogar brillant. Und bei den wenigen, die noch übrig waren, handelte es sich wohl um die intelligentesten. Daß sie wahnsinnig waren (alle oder nur ein paar?), beeinträchtigte nicht notwendigerweise ihre Intelligenz. Obwohl das Ding von einer undurchdringlichen Barriere geschützt wurde und über ein eigenes Kraftwerk, eigene Werkstätten und ein eigenes Lagerhaus verfügte, das mit allen nur vorstellbaren Gütern angefüllt war (Boarmus hatte die Inventurliste ein paarmal durchgelesen), und obwohl es ursprünglich nur über das Archiv und den Kommandeur mit der Außenwelt kommunizieren sollte – nur symbolisch, nur verbal –, hatte jemand einen Weg gefunden, diese Sperren zu überwinden. Und nun lief er Amok!
    Eine codierte Botschaft würde sofort entschlüsselt werden.
    Wie sollte er den Dinka-Dschinns also eine Nachricht zukommen lassen?
    Boarmus schaute auf einen Monitor, der den Mondaufgang über Neu-Athen abbildete. Dann trat er zu einer Gruppe, die aufmerksam eine Szene in Derbeck verfolgte, wobei die Bilder in rascher Abfolge auf dem Bildschirm erschienen.
    »Hier anhalten«, sagte die Referentin für Derbeck, wobei sie sich respektvoll vor Boarmus verneigte. »Genau hier! Kommandeur, ich bin froh, daß Sie das auch sehen. Ihre Gottheit hat sich kürzlich öffentlich manifestiert!«
    Sie sahen, wie Chimi-ahm, die heilige Dreifaltigkeit von Derbeck, durch die Straßen von Houmfon flanierte.
    »Das Objektiv nach unten richten«, sagte die Referentin mit schwankender Stimme. »Ich will die Füße sehen!«
    Die Linse wurde auf die großen, trampelnden Füße gerichtet, die im Kopfsteinpflaster Abdrücke hinterließen, Füße, die über freies Land trampelten und Häuser niederrissen.
    »Es hinterläßt Fußabdrücke«, rief ein Beobachter. »Und einen Pfad der Zerstörung! Unglaublich! Es ist ein materielles Wesen!«
    »Wie lang geht das schon so?« fragte Boarmus, wobei ihm beim Anblick der einherschreitenden Gestalt noch schlechter wurde. »Erinnere ich mich recht, daß der Gott von Derbeck immer halluzinatorisch gewesen ist?«
    »Gewesen ist«, sagte die Referentin knapp. »Nun ist aber eine Veränderung eingetreten, Kommandeur. Das verdammte Ding ist real.«
    »Sozusagen«, sagte ein anderer Referent, der sich über eine flackernde Instrumententafel beugte. »Nicht ganz. Aber fast.«
    »Entscheiden Sie sich endlich«, knurrte der Kommandeur. »Was ist es nun?«
    »Es variiert«, murmelte der Referent. »Manchmal ist es lebendig und manchmal nicht. Schauen Sie selbst.«
    Und sie sahen, wie die Nadeln rhythmisch ausschlugen. Manchmal war das Ding für kurze Zeit real. Und dann wieder nicht. Es stand jedoch außer Frage, daß das Ding, ob real oder irreal, existierte. Zwar nicht ganz synchronisiert, aber es existierte.
    Boarmus schluckte. Die Referenten schauten ihn fragend an. Sie erwarteten, daß er dieses Phänomen unverzüglich untersuchen ließ. Vielleicht erwarteten sie sogar, daß er die Untersuchung selbst durchführte, aber Derbeck befand sich weit von Stadt Fünfzehn entfernt, und im Moment hatte die Fahrt nach Stadt Fünfzehn höchste Priorität.
    »Wir haben ein Team in der Nähe von Derbeck«, sagte er mit fester und entschlossener Stimme. »Danivons Gruppe. Beauftragen

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