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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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euch so lieber. Es war eure Entscheidung.«
    »Wir erschufen diese Welt. Wenn wir nicht gewesen wären…«
    Boarmus machte eine beschwichtigende Geste. Zwecklos. Die Stimmen redeten weiter.
    »Was ich wir sind darf nicht in Vergessenheit geraten! Wir sind… wir sind mehr als wir sind, Boarmus. Niemand wird uns vergessen, Boarmus. Wir sind… wir sind etwas Neues, Boarmus. Wir haben die absolute Macht, Boarmus.«
    Er stand mit offenem Mund da, wobei unter seiner Zunge Speichel wie eine Quelle aufwallte.
    »Knie nieder, Boarmus. Zeig uns deine Verehrung«, sagte der Schlucker mit einem hysterischen Unterton in der Stimme. »Du kniest jetzt nieder!«
    »Ja, Boarmus«, ertönte eine andere Stimme, die er eindeutig als weibliche Stimme identifizierte. »Knie nieder! Bete zu uns, Boarmus! Erweise uns den Respekt, den ein liebender Sohn uns schuldet!«
    »Ein liebender… Mann uns schuldet«, kicherte eine andere weibliche Stimme.
    Hatte er eben Gelächter gehört? Tu es, sagte sein Bewußtsein ihm. Auch wenn es dir nicht gefällt, tu es einfach. Tu es, damit sie zufrieden sind und von hier verschwinden. Schaudernd fiel er auf die Knie. Er verspürte eine solche kreatürliche Angst, daß er nicht in der Lage gewesen wäre, sich ihnen zu widersetzen, selbst wenn er es gewollt hätte.
     
    Sein Verstand funktionierte aber noch. Ein Teil von ihm, der sich die übliche Kaltblütigkeit bewahrt hatte, stellte Fragen. »Nennt mir eure Namen, damit ich euch Respekt erweisen kann«, murmelte er. »Bitte.«
    »Magna Mater«, kicherte eine Stimme.
    »Die Schönste und Entzückendste Dame«, sagte eine andere.
    »Allmächtig und Wundervoll«, schluckte eine dritte.
    Er verzichtete auf weitere Vorstellungen. »Tötet mich nicht, bitte«, flüsterte er. »Bitte, Ihr Allmächtigen.«
    Etwas wie ein glucksendes Lachen, etwas wie ein zufriedener Seufzer, etwas wie ein schriller Schrei. Alles zugleich, von verschiedenen Wesen.
    »Es ist uns egal, was du sagst«, ertönte eine verhallende Stimme, die männliche Stimme. »Wir werden bestrafen… wenn wir es so beschließen. Neugierige Leute. Blasphemische Leute. Wir bestrafen sie…«
    In Ordnung, sie taten es. Aber wie taten sie es? Jedenfalls nicht mit übernatürlichen Kräften. Er glaubte nicht an übernatürliche Kräfte. Es mußte mechanisch oder elektronisch geschehen. Vielleicht auch eine Kombination. Schall, um Angst zu erzeugen. Kombiniert mit holographischen Effekten, um Schrecken zu verbreiten. Vielleicht gerichtete elektromagnetische Felder. Konnte man mit gerichteten Feldern nicht auch einen Herzstillstand herbeiführen? Die Frage war indes unerheblich. Das tote Mädchen, das man unterhalb der Überwachungssektion gefunden hatte, hatte nämlich keinen Herzstillstand gehabt. Sie war zerrissen worden. Hatten sie das getan?
    Natürlich hatten sie das getan. Er mußte nicht einmal nach den Gründen fragen. Darauf kam es nicht an. Die einzig wichtige Frage lautete ›Wie?‹.
    Er ging zur Überwachungsstation, zu den blinkenden Lampen, den Pieptönen und dem umherwuselnden Personal, das die tausend Provinzen überwachte. Angenommen, sagte er sich, wobei er sich bemühte, entspannt und ruhig zu wirken, also angenommen, sie sehen, was in Panubi vorgeht. Dann folgen sie einem auch, wenn man Toleranz verläßt – sie sind dazu in der Lage und würden es auch tun! Angenommen, sie sind imstande, jeden Punkt der Oberfläche von Woanders zu erreichen. Wahrscheinlich nicht durch die Luft. Nicht, wenn sie mit Schall, Holographie und gerichteten Feldern arbeiten. Jedenfalls nicht in großer Höhe. Welchen Mechanismus sie auch immer für die Fortbewegung benutzen, er ist sicher nicht flugtauglich. Wahrscheinlich auch nicht seetüchtig. Zumindest noch nicht.
    Also… also müssen sie aufgehalten werden. Natürlich müssen sie aufgehalten werden. Der ehemalige Kommandeur, Chadra Hume, hatte das gewußt. Das hatte er Boarmus auch gesagt! Sie mußten aufgehalten werden, bevor… es war schon zu spät, den Anfängen zu wehren. Nun mußten sie im Ablauf gestoppt werden. Während sie diese schrecklichen Dinge taten. Und die einzigen Köpfe, die fähig waren, sie aufzuhalten, waren die Dinks in Stadt Fünfzehn. Aber nicht jeder Dink war dafür geeignet. Manche waren lächerliche Mechanismen, mit denen man keinen Blumentopf gewinnen konnte, doch andere waren brillante Geister, Genies. Chadra Hume hatte ihm einmal erzählt, daß es Dinka-Dschinns gab, die beschlossen hatten, nur noch als Gehirn zu

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