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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Zehenspitzen und blieb alle paar Meter stehen, um zu lauschen.
    Seine Nase sagte ihm, daß jemand… Nein. Etwas anderes war vor ihnen auf dem Pfad.
    »Was?« flüsterte Fringe, als sie seinen Gesichtsausdruck bemerkte.
    Er verzog das Gesicht, zuckte die Achseln und signalisierte ihnen mit der entsprechenden Geste, daß sie lauschen sollten.
    Wie auf Kommando ertönte der Laut, ein vernehmliches Schlucken, als ob Luft in einen gewaltigen Schlund gesaugt wurde.
    »Was, zum Teufel?« murmelte Curvis.
    »Wo?« flüsterte Danivon.
    Die beiden anderen wiesen in unterschiedliche Richtungen.
    Fringe verzog das Gesicht. »Was war das?«
    »Gaver?« fragte Danivon Curvis.
    »Gaver geben nicht solche Geräusche von sich. Sie brüllen.«
    Sie bewegten sich noch vorsichtiger und kamen an ein paar Hütten vorbei, bei denen es sich im Grunde nur um aufeinandergestapelte Schilfbündel handelte, die provisorisch ausgehöhlt worden waren, um Schutz zu bieten. Die Hütten waren leer, doch im Rauch, der vor ihnen über dem Pfad hing, erkannten sie weitere Behausungen.
    Sie gingen darauf zu und blieben plötzlich wie angewurzelt stehen.
    »Was ist das für ein Geruch?« fragte Fringe und rümpfte die Nase.
    »Es gibt drei Möglichkeiten«, sagte Danivon und pirschte sich an die vorderste Hütte heran. Er steckte nur kurz den Kopf hinein und kehrte nach Luft schnappend zu ihnen zurück.
    »Was?« fragte Fringe.
    »Ein Körper«, murmelte Danivon. »Oder was davon übrig ist.«
    Fringe bekam eine Gänsehaut. »Dort«, sagte sie. Sie hatte aus den Augenwinkeln eine Bewegung erkannt.
    Es war ein Kind, das sich hastig ins Schilf schlug.
    Curvis machte zwei Schritte, packte das Kind am schmutzigen Hemd und brachte es zurück.
    Im Schilf ertönte der Laut erneut.
    »Wie lang geht das schon so?« fragte Danivon den mit Schlamm verschmierten Jungen; doch der zitterte und keuchte nur und bekam kein Wort heraus.
    »Laß ihn in Ruhe«, sagte Fringe und nahm sich des Jungen an. »Komm schon, Junge. Gibt es noch mehr von euch?«
    Das Kind wies mit zitternder Hand nach vorn.
    »Sollen wir es riskieren, sie zu rufen?« murmelte Danivon, der angestrengt lauschte, ob der Laut noch einmal ertönte.
    »Sollen wir es nicht riskieren«, erwiderte sie, straffte sich und rief in die Stille:
    »Wir sind Beauftragte des Aufsichtsrats und gekommen, um euch nach Chor zurückzubringen. Kommt raus. Bei uns seid ihr sicher.«
    »Sagt sie«, murmelte Curvis, lockerte die Waffe im Gürtelholster und sicherte rundum.
    Das schluckende Geräusch ertönte erneut, aus größerer Entfernung, nur daß diesmal… Belustigung mitschwang. War das möglich?
    Schmutzige Gesichter tauchten zwischen den Binsen auf. Elf-, zwölfjährige Kinder erschienen, manche etwas älter.
    Danivon wischte einem Kind mit dem Hemd das Gesicht ab. »Wie lang geht das schon so?« fragte er.
    Der Junge schaute die drei ängstlich an. »Jede Nacht holt es ein paar von uns.«
    »Hast du etwas gehört? Etwas gesehen?«
    Der Junge schauderte. »Nichts, Herr Beauftragter. Wir sagen… wir sagen, die Geister fressen uns.«
    »Wann fing das an?« fragte Curvis den Jungen.
    Er beriet sich mit den anderen. Ungefähr vor zwanzig Tagen.
    Danivon schüttelte zornig den Kopf. »Sind das alle?«
    Sie zählten durch, und ein paar gingen ins Schilf und kamen mit ein paar anderen zurück, die sich zuerst nicht hervorgewagt hatten.
    »Wie viele sollten es eigentlich sein?« fragte Fringe.
    »Ungefähr hundert«, sagte Danivon.
    »Es sind aber nicht mehr als fünfzig hier.«
    »Ich weiß«, grunzte er und wandte sich ab, um den Rest auf dem verschlungenen Pfad aus dem Schilf herauszuführen.
    »Die Leiche, die du gesehen hast. Wie sah sie aus?« fragte Curvis Danivon im Flüsterton, jedoch nicht so leise, daß Fringe es nicht auch gehört hätte.
    »Sie war seziert«, sagte Danivon. »Die Organe waren entnommen und überall verstreut. Aus der großen Blutlache schließe ich, daß das Kind bei lebendigem Leibe verstümmelt wurde.«
    »Junge? Mädchen?« erkundigte Fringe sich, wobei sie sich nach dem Grund für ihre Wißbegierde fragte.
    Danivon schüttelte den Kopf und sagte mit zusammengebissenen Zähnen: »Ein Anatom würde das vielleicht erkennen. Ich nicht.«
    Fringe bekämpfte die aufsteigende Übelkeit und sagte sich, daß ihr in letzter Zeit nur übel gewesen war bei dieser Sache. Vielleicht hatte Zasper doch recht gehabt! Vielleicht hätte sie keine Beauftragte werden sollen. Auf jeden Fall hatte sie ihren Magen

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