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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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und ihre Gefühle nicht so im Griff wie die beiden Männer. Allerdings hatten die auch mehr Praxis…
    Als sie die Küste erreichten, trafen sie auf ein paar Ober-Fischer, die mit auf die Seite geneigtem Kopf dastanden, als ob sie lauschten.
    »Weshalb habt ihr euch überhaupt die Mühe gemacht, eine Beschwerde einzureichen«, knurrte Danivon. »Noch ein paar Tage, und es wären keine Kinder mehr dagewesen, die euch Grund zur Beschwerde gegeben hätten!«
    »Ich habe es dir doch gesagt«, sagte ein Fischer zum andern. »Ich habe dir gesagt, daß etwas sie tötet!«
    Der Angesprochene wandte sich mit einer abfälligen Geste ab. »Nicht unser Problem.«
    »Aha«, knurrte Danivon. »Nicht euer Problem. Woher wollt ihr denn wissen, daß das, was auch immer es ist, draußen im Schilf bleibt? Was wird es nun tun, nachdem wir die Kinder herausgeholt haben? Hä? Was macht ihr, wenn es euch im Dorf besucht? Ihr werdet natürlich nach einem Beauftragten rufen, und vielleicht sitzen die gemütlich im Posten in der Nähe von Flachwasser und sagen euch, es sei nicht ihr Problem.« Zornig winkte er den anderen und ging zum Pfad, der zu den Klippen von Chor führte.
    Dann ist er also, sagte Fringe sich mit einer warmen Empfindung für Danivon, doch nicht so gefühllos. Ihm ist nicht alles egal. Mit diesem Gedanken beruhigte sie sich für eine Weile, bis sie sich sagte, daß Danivon sich vielleicht nur deshalb so aufgeregt hatte, weil ein nicht gemeldeter Räuber sein Unwesen trieb. Sie quälte sich mit diesem Gedanken, bis der Anstieg so steil wurde, daß sie nur noch die Energie aufbrachte, einen Fuß vor den andern zu setzen.
    Obwohl sie ein paarmal anhielten, um den Kindern eine Pause zu gönnen, womit Danivon sich grunzend einverstanden erklärte (»Sie sind halb verhungert«, murmelte Fringe), währte die Wanderung zu den Höhen nicht lange. Sie hatten drei Viertel des Aufstiegs bewältigt, als der Pfad eine Biegung machte und sie von Musik begrüßt wurden.
    Fringe vergaß alle Ängste, Zweifel und das flaue Gefühl im Magen. All ihre Empfindungen wurden von der Musik verdrängt. Musik zog sie den Pfad hinauf. Sogar die Kinder wurden von ihr beflügelt, während sie die letzten Meter bis zu den steinernen Wällen zurücklegten; doch dann brachen die meisten von ihnen auf den Steinen zusammen. Fringe sackte auch zusammen, lehnte sich japsend an eine Mauer und hörte nur diese wundervollen Klänge. Sie wurde von einem Wirbelwind der Freude mitgerissen! In Harmonie verloren stand sie da und nahm nichts anderes mehr wahr außer der Musik.
    »Sie werden dafür gezüchtet«, knurrte Curvis beim Vorübergehen und klopfte ihr herzhaft auf den Po, um sie wieder zur Besinnung zu bringen. »Was auch der Grund für den ganzen Ärger zu sein scheint. Ich glaube, nun werden wir etwas für unser Geld tun müssen, Beauftragte!«
    Solcherart mit den Dienstpflichten konfrontiert, wenn auch noch leicht benommen, folgte sie ihm zum nahegelegenen Säulengang, wo sie von einer Gruppe Chor- Dirigenten erwartet wurden. Auf den Gesichtern spiegelte sich weniger Freude als Verärgerung wegen der Störung der täglichen Proben. Sie waren mit bestickten Chorhemden bekleidet und hielten rituelle Taktstöcke in der Hand, die sie nun schwenkten, um die Beauftragten in die leere Halle hinter ihnen zu lotsen. Die Dirigenten gaben sich so bemüht geduldig und unverhohlen angewidert, daß Fringe sich vornahm, mit voller Härte durchzugreifen, falls die Dirigenten sich stur stellten. Im Moment spielte sie indes nur eine Statistenrolle, während Curvis und Danivon die Verhandlung eröffneten.
    Die Beschwerde und die Verfügung wurden langatmig verlesen und erläutert. Die Dirigenten erwiesen sich als unkooperativ. Es half nichts, sagten sie. Die Kinder, deren Zahl sich später sogar noch erhöhen würde, müßten in die Marsch geschickt werden.
    Fringe zückte den Dolch und reinigte sich damit die Fingernägel. »Die Lebensbedingungen, die Ihren Kindern geboten werden, entsprechen vielleicht nicht ganz Ihren Vorstellungen. Sie werden ins Schilf geschickt und sich selbst überlassen. Sie haben kein Dach über dem Kopf und nichts zu essen. Und etwas tötet sie, grausam und blutig.« Die Worte riefen ihr das Schilf in Erinnerung, die Laute, die Gerüche, und sie mußte an sich halten, um nicht selbst zu schlucken.
    Die Dirigenten wechselten Blicke. Fringe versuchte, den Ausdruck in ihren Gesichtern zu lesen. Verärgerung? Kummer? Frustration?
    »Dafür ist doch das

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