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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Fischer-Volk verantwortlich«, sagte einer.
    »Haben die Kinder denn keine Eltern hier in Chor, die sich Sorgen um sie machen?«
    »Wir haben keine Familien in Chor. Wir haben nur Musik.«
    Fringe schlüpfte in ihre Rolle, seufzte dramatisch und richtete den Blick gen Himmel. »Sogar eilte ausgesprochen liebliche Musik. Welch tragischer Verlust für Woanders. Nach der Pest wird es sicher viele Jahre dauern, bis es wieder genug Stimmen gibt, um einen Chor zu bilden.«
    »Unser Volk erfreut sich aber guter Gesundheit«, sagte der älteste Dirigent verstockt.
    Fringe gähnte und spielte mit dem Dolch, wobei die von der Klinge erzeugten Lichtreflexe die Dirigenten blendeten. »Das sagten die Bewohner meiner Heimatprovinz auch, und sie waren wirklich gesund. Aber dann. Die paar, die es überlebt haben, brüsten sich nun nicht mehr mit ihrer Gesundheit.«
    »Sie würden doch nicht…?« sagte ein korpulenter junger Dirigent ängstlich.
    »Es würde uns nichts anderes übrigbleiben«, sagte Fringe und rammte den Dolch mit Gusto in die mit Schnitzereien verzierte Tischplatte, wobei sie versuchte, sich wie ein Barbar aufzuführen. »Sie haben gegen die Regeln verstoßen; Sie erhalten den Status quo nicht aufrecht. Sie waren ein kleines Volk, als Sie auf Woanders eintrafen. Deshalb wurde Ihnen auch nur eine kleine Provinz zugewiesen. Ihre Hemi-Provinz Salzmarsch kann vielleicht hundert Kinder im Jahr aufnehmen, aber nicht die doppelte Anzahl! Die Kinder, die diese Zahl übersteigen, müssen Sie in Chor großziehen.«
    »Aber, aber«, stammelten die Dirigenten.
    »Wir schlagen vor, daß Sie zu den Sitten und Gebräuchen zurückkehren, die Sie bei Ihrer Ankunft gepflegt hatten«, sagte Curvis jovial.
    »Das würde aber eine Beeinträchtigung der persönlichen Freiheit bedeuten«, rief der füllige Dirigent. »Nachdem wir den Worten und der Musik von Siminone Drad gelauscht haben, ist eine solche Beeinträchtigung uns zuwider.« Mit einer um Unterstützung heischenden Geste wandte er sich an den größten Dirigenten, einen jugendlichen Mann, der hinter den anderen stand und an den Fingerknöcheln kaute. Das war Siminone, der bei der Nennung seines Namens errötete, sich verneigte und anschließend wieder die Hand traktierte, wie ein Hund, der an einem Knochen kaut. »Zuwider«, wiederholte der Dirigent, als ob die Wiederholung das leisten würde, wozu der Verstand nicht in der Lage war.
    »Und dem Fischer-Volk, Ihren Verwandten, ist es zuwider, wenn man ihnen zu viele Kinder aufhalst«, sagte Danivon mit fester Stimme. »Und für die Kinder ist es sogar tödlich. Sie müssen zu Ihren alten Gepflogenheiten zurückkehren.«
    »Aber wir waren immer sehr stringent«, rief der junge Dirigent. »Vor allem, was den Ausdruck von Sinnlichkeit betraf. Es war jedoch Siminone, der uns zeigte, daß eine solche Stringenz die musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten einschränkt und zu Disharmonien führt.«
    Danivon drohte ihnen mit der Faust. »Sie sollten lieber wieder stringent werden oder sich andere Beschränkungen auferlegen.«
    »Wenn wir das täten, würden wir die Spontaneität zerstören«, rief Siminone.
    »Draußen gibt es eine Reihe von spontanen Kindern«, schnaubte Danivon, »um die Sie sich kümmern müssen. Obwohl sie weniger sind als zuvor und nicht mehr zeugungsfähig sind, können sie doch noch einen Ton hervorbringen …«
    »Einen Ton hervorbringen!« rief Siminone. »Sie glauben, es sei damit getan, einen Ton hervorzubringen…«
    »Wir überlassen es Ihnen«, unterbrach Danivon ihn. »Auf dem Rückweg werden wir in Chor vorbeikommen und uns vergewissern, ob wir uns auch verständlich ausgedrückt haben. Epidemie heute oder morgen, aber auf jeden Fall die Pest, wenn Sie Ihre Politik nicht wieder am Status quo ausrichten.«
    Sie gingen zum Schiff zurück, wo Jory die Beauftragten bat, ihnen alles zu erzählen, während die Zwillinge trotz der zur Schau gestellten Abscheu aufmerksam lauschten.
    »Hättet ihr wirklich die Pest verbreitet?« fragte Nela zornig.
    Danivon lächelte sie an und tätschelte ihr die Wange.
    »In der Praxis ist das fast nie notwendig, Nela. Wir sind nicht die Barbaren, für die du uns hältst. Die Drohung genügt schon. Ich selbst habe die Pest noch nie eingesetzt, und nach dem, was ich an der Akademie gehört habe, ist sie in den letzten Jahrhunderten vielleicht ein halbes Dutzend Mal eingesetzt worden, und dann auch nur gegen hoffnungslos übervölkerte und widersetzliche Provinzen.«
    »Aber wie

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