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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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wollen Sie verhindern, daß benachbarte Provinzen infiziert werden?« fragte Bertran.
    »Wir verwenden Krankheiten, die durch Körperkontakt übertragen werden, manchmal auch durch sexuelle Kontakte«, sagte Curvis.
    »Eine solche Krankheit hatten wir auf der alten Erde auch«, sagte Nela. »Eine Immunschwächekrankheit. Viele Menschen starben daran…«
    »Es ist bekannt, daß solche Epidemien spontan auf übervölkerten Planeten entstehen«, bemerkte Jory. »Wenn eine Umwelt ihre Tragkapazität überbeansprucht, brechen Epidemien aus, und die Menschen wundern sich dann darüber.«
    »Unsere Geschichte ist eine einzige Abfolge der Vernichtung von Habitaten«, sagte Asner. »›Ist schon in Ordnung‹, sagen die Leute. ›Brennt das Haus ruhig nieder. Wir können schließlich immer noch beim lieben Gott leben!‹« Er schnaubte und rang die Hände. »Ich habe genug von diesem deprimierenden Kram.« Er blinzelte ostentativ und klopfte auf eine Tasche. »Sollen diese Beauftragten ihren Geschäften nachgehen, während wir etwas trinken gehen.«
    Nela wischte sich die Tränen aus den Augen, und Bertran legte den Arm um ihre Schultern. Dann folgten sie den Alten, wobei sie sich auf etwas Stärkeres als Tee freuten.
    »Was Asner sagte, erinnert mich an Siminone Drad«, sagte Fringe. »Siminone glaubt, er könne das Haus abbrennen und immer noch Musik machen. Sieht er denn nicht…«
    »Sie sehen es nicht«, sagte Danivon. »Sie haben es noch nie gesehen; sonst bräuchten wir auch keine Beauftragten.«
    »Danivon und ich sind uns einig, daß Siminone Drad das Problem ist«, sagte Curvis. »Wir müssen etwas wegen ihm unternehmen.«
    Fringe kam sich vor wie das Junior-Mitglied, das zu wenig Erfahrung hatte, um zu widersprechen, und nachdem sie sich auf eine Vorgehensweise verständigt und ausgelost hatten, wer die Sache übernahm, war es Fringe selbst, die am späten Abend wieder nach Chor ging, um die Lage zu klären.
    Sie ging wieder den Pfad hinauf und strebte im Zustand kontrollierter geistiger Umnachtung der Musik entgegen. Sie sagte sich die ganze Zeit, daß sie nur tun mußte, was als notwendig erachtet wurde, ohne die Konsequenzen zu bedenken. Danivon und Curvis hatten die Notwendigkeit erkannt, sie hatten größere Erfahrung als sie, und deshalb würde sie das tun, was sie für das Beste hielten. Als sie oben angekommen war, sprach sie den ersten Passanten an und sagte ihm, sie sei zurückgekommen, um eine Frage zu stellen, die nur Siminone zu beantworten vermochte. Nachdem sie zu ihm gebracht worden war, zog sie den Handschuh aus und gab ihm die Hand. Er nahm die Hand vom Mund und ergriff die ihre. Sie drückte sie warm und fuhr mit dem Daumen über den Knöchel, an dem er immer kaute. Gewalt war nicht erforderlich. Der Druck des Daumens, den sie zuvor mit einer Salbe aus der Beauftragten- Ausrüstung bestrichen hatte, genügte schon. Sie hatte die Hand kaum losgelassen, als er sie schon wieder zum Mund führte und ahnungslos das Präzisions-Virus ableckte, das sie ihm aufgedrückt hatte. Fringe holte den anderen Handschuh aus der Tasche, dessen Innenseite mit dem Gegenmittel imprägniert worden war und streifte ihn über.
    »Was möchten Sie denn von mir wissen?« fragte er.
    »Wer komponiert die Lieder, die hier gesungen werden?« fragte sie. Es war eine spontane Frage, die ihr während des Aufstiegs eingefallen war.
    »Ich«, sagte er schlicht. »Jedenfalls die meisten.«
    Sie lächelte unverbindlich und dankte ihm. Sie hatte erst vor kurzem erkannt, welche Funktion er hatte. Sie fühlte den Drang, den Handschuh abzustreifen, am infizierten Daumen zu lutschen und sich in Zukunft aus solchen Dingen herauszuhalten. Am besten schlug sie sich das gleich wieder aus dem Kopf. Sie schaute auf den Pfad und dachte an den Schildkrötenpanzer in ihrer Wohnung. Graue Dornen, graues Laub und graue, wallende Nebel. Höhen waren gefährlich. Vielleicht hätte sie doch zu Hause bleiben sollen, in ihrem eigenen Teich.
     
    Als Fringe auf die Taube zurückkehrte, war Danivon allein an Deck und blickte auf das glitzernde Wasser, wo die langbeinigen Vertreter des Fischer-Volks auf den Deichen zwischen den Fischteichen entlanggingen. Manche trugen Eimer mit Fischfutter, andere waren mit Speeren bewaffnet und spähten nach den kleinen Gavern, die nachts im seichten Wasser auf Nahrungssuche gingen.
    Er drehte sich um und begrüßte sie leise, wobei er den Eindruck hatte, daß ihr Gesicht im Licht der Fackeln blasser war als sonst.

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