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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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verengten und der Atem sich beschleunigte.
    »Sie sollten eigentlich schlafen«, schloß Boarmus. »Einmal im Jahr aufwachen, den Bericht entgegennehmen und wieder einschlafen. Ich glaube aber nicht, daß sie geschlafen haben…«
    »In letzter Zeit nicht?«
    »Überhaupt nicht. Ich versuche, mir das vorzustellen. Wie sich das auf einen normalen Menschen auswirken würde. Die ganze Zeit wach im Kern…«
    »Aber… trotzdem würde das nicht erklären…«
    »Natürlich nicht!« zischte Boarmus. »Es erklärt gar nichts. Für nichts gibt es eine Erklärung. Ich habe es versucht… ich habe es wirklich versucht. Ich habe alles gelesen, was sie hinterlassen haben, ihre Biographien, alles. Es gibt keine Erklärung. Aber die Vorfälle… sie gehen vom Kern aus. Und sie gingen in den Kern. Also müssen sie irgendwie…«
    »Sie sagten, diese Leute wären dort hineingegangen, um wieder herauszukommen, nachdem die Große Frage beantwortet wurde?«
    »Das geht jedenfalls aus den Dokumenten hervor. Aber Chadra Hume, mein Vorgänger, ist der Ansicht, sie würden immer dann herauskommen, wenn sie glauben, günstige Bedingungen vorzufinden. In den Logbüchern gibt es einen Eintrag, wonach sie auf die Frage eines Kommandeurs, wann sie herauskommen würden, antworteten, wenn sie es für richtig hielten.«
    Zasper schüttelte verwundert den Kopf. »Und sie sind während der ganzen Zeit wach gewesen.«
    »Sie müssen die Spezifikationen geändert haben.«
    »Die ihre… geistige Gesundheit gewährleisten sollten, wie ich annehme.«
    »Vermutlich.«
    »Dann sind sie nun verrückt?«
    »Ich weiß es nicht! Ich bin nicht einmal sicher, ob sie es sind. Sind es nur ein paar? Vielleicht einer oder zwei? Oder alle? Oder… ist es vielleicht eine ganz andere Wesenheit, die nur unter ihren Namen auftritt?«
    »Können Sie ihn denn nicht herunterfahren? Den Kern?«
    »Nein. Das geht nicht. Aber ich glaube… sie wissen, daß wir das gern täten. An ihrer Stelle würden Sie es auch wissen, nicht wahr? Selbst wenn Sie verrückt wären… gerade wenn Sie verrückt wären, würden Sie es wissen. Sie wären mißtrauisch!«
    »Sie glauben, daß sie es auf Fringe und Danivon abgesehen haben?«
    »Wie sollten sie an Fringe und Danivon herankommen? Sie sind beide in Panubi. Der Verstand sagt mir, daß ihr Arm unmöglich bis nach Panubi reicht, und trotzdem… sie haben von Panubi gesprochen.«
    Boarmus verstummte und wischte sich den in Strömen fließenden Schweiß von der Stirn. »Während wir uns hier unterhalten, setzt mein junger Adjutant eine Nachricht an Stadt Fünfzehn ab. Unbemerkt hoffentlich. Es gibt dort eine Gruppe, die sich schon seit einiger Zeit mit diesem Problem beschäftigt. Chadra Hume hatte sie schon vor langer Zeit informiert. Damals schon hatte er den Eindruck, daß etwas nicht stimmte…«
    »Was wollen Sie von mir?«
    »Alles. Rat. Hilfe.« Als er Zaspers starren Gesichtsausdruck sah, seufzte er. »Vielleicht wollte ich auch nur mit jemandem reden. Oh, ich weiß schon, wie ihr Beauftragten über den Rat denkt, Ertigon. Wir müßten schon komplette Narren sein, wenn wir das nicht wüßten. Ihr haltet uns für affektierte Idioten und faule Säcke, die den ganzen Tag nur fressen und saufen, die Zeit mit sinnlosen Ritualen totschlagen und ansonsten nichts leisten. Sie haben ganz recht; so sind wir. Allerdings ist das unser Auftrag. Dazu sind wir da. Wir stehen in der Tradition des Beamtentums: Blockierer, Bremser, Feinde des Fortschritts, Bewahrer des Status quo. Hier auf Woanders nennen wir das Bewahrung der Vielfalt, und immer wenn die Sitten und Gebräuche bedroht sind, schicken wir euch Beauftragte los. Wir sind der Ansicht, daß wir unsere Pflicht erfüllen, Ertigon, genauso wie Sie – mehr oder weniger – Ihre Pflicht erfüllen.«
    »Mehr oder weniger?«
    »Nun, da war diese Sache mit der Rettung von Danivon Luze.«
    »Sie wußten davon?« fragte Zasper erstaunt.
    »Die meisten Beauftragten machen hin und wieder solche Sachen. Ein paar Dinge muß man ihnen schon nachsehen. Man muß ihnen einen gewissen Freiraum einräumen. Sonst begehren sie gegen uns auf. Das steht alles im Kommandeurs- Handbuch. Bis zu welchem Grad man euch eigenmächtige Handlungen durchgehen lassen darf. Es ist besser, man hat einen schuldigen Beauftragten als einen Heiligen. Beauftragte, die sich schuldig fühlen, engagieren sich dafür um so mehr. Heilige sind eine Plage. Natürlich kennt außer den Kommandeuren niemand die richtigen Regeln. Und wir

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