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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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sagte Fringe entrückt und mit kalter Stimme. »Was ist die örtliche Währung, Derbecki? Verdonnert sie zu fünf Derbecki!«
    »Fünf Derbecki sind gar nichts«, sagte Curvis.
    »Ich weiß«, sagte sie und wandte sich ab. »Aber es genügt den Anforderungen der B&V. Und hängt eine Warnung in Molock aus. Das dürfte Bekräftigung genug sein.«
    »Was hat dich denn gestochen?« fragte Danivon schroff, der sich schon wieder über sie ärgerte. Sie hatten nun zweimal miteinander geschlafen, und jedesmal hatte sie danach so getan, als ob sie ihn haßte. Sie hatte kein Recht, sich so zu benehmen! Was hatte diese Frau für Probleme?
    »Erinnerst du dich an Shimm-nau?« fragte sie mit dieser entrückten Stimme. »Wißt ihr beide denn nicht über Shimm-nau Bescheid?«
    Die Männer ließen Shimm-nau Revue passieren, eine Theokratie der Kategorie Fünf, die mit strenger Hand von einer Priester-Klasse regiert wurde und in der Prozesse wegen Häresie, Folter und Exekutionen an der Tagesordnung waren. Wegen der Nähe zu Toleranz hatten die Beauftragten den Ort ungewöhnlich strengen Kontrolle unterzogen. Jemand in Shimm-nau hatte einen tödlichen Krankheitserreger entdeckt und mit Hilfe von mindestens tausend Komplizen die Wasservorräte der Provinz verseucht. Es hatte keine Überlebenden gegeben. Das war der einzige Fall eines Massen-(Selbst-)Mords, der bisher in einer der Provinzen von Woanders zu verzeichnen war. Es hatte keine Überlebenden gegeben. Shimm-nau diente an der Akademie als abschreckendes Beispiel.
    »Weißt du«, sagte Curvis beiläufig, »sie hat recht, wenn sie sagt, daß eine Geldstrafe von fünf Derbecki und ein Aushang mit einer Warnung hinreichend seien. Ich meine, damit ist den Bestimmungen Genüge getan. Und wenn jemand sich beschwert, verweisen wir ihn auf Shimm-nau.«
    »Man muß den Leuten einen Ausweg lassen«, sagte Fringe und wandte sich mit düsterem Blick zu Danivon um. »Selbst wenn in Molock neunundneunzig Bewohner diese Praktiken gutheißen, muß man dem Hundertsten einen Fluchtweg offenhalten! Was für den einen richtig ist, ist es für den anderen noch lange nicht!«
    »Aber so läuft das eben in Molock«, sagte Danivon stur; er begriff nicht, worauf sie eigentlich hinauswollte. »Ich glaube nicht, daß es mit einer Geldstrafe von fünf Derbecki und einem Aushang getan ist!«
    »Was?« sagte sie und schaute ihn zornig an. »Vielleicht würdest du am liebsten selbst noch ein paar kleine Kinder verhungern lassen, nur um den Leuten zu zeigen, daß eine Flucht aussichtslos ist. Vielleicht würde es dir sogar noch Spaß machen, ihre Knochen zu zerstampfen, wenn sie tot sind!«
    Sie sahen einander böse an, und dann ging Fringe weg und gesellte sich zu der an der Reling stehenden Jory.
    »Frauen taugen nicht zu Beauftragten«, knurrte Danivon, der nun ernstlich wütend war. »Sie sind zu emotional. Sie sind einfach nicht imstande, sich auf die philosophischen Aspekte einer Sache zu beschränken.«
    »Du hast dich ganz schön aufgeregt«, murmelte Jory.
    »Am meisten über mich.«
    »Nicht über Danivon?«
    »Doch, über ihn auch. Die Beauftragten präsentieren das Beschwerde- und Verfügungs- Schreiben, und dann trampeln sie auf den Leuten herum.«
    »Und Danivon trampelt auch auf den Leuten herum?«
    »Manchmal schon.«
    »Auch auf dir?«
    »Nun…« Sie dachte darüber nach und versuchte, zu einem fairen Urteil zu gelangen. »Ja, tut er. Aber ich befürchte, er tut es nur deshalb, weil ich es zulasse.«
    »Aha«, sagte Jory. »Und das ärgert dich.«
    Fringe errötete und nickte. Natürlich ärgerte sie das. Wenn sie sich so verhielt. Wenn sie sich wie ein Schulmädchen mit Liebeskummer verhielt! Sie hatte sich das ganze Leben lang nach… was auch immer gesehnt, und dann vergaß sie das und gab sich Danivon hin wie eine läufige Hündin!
    Zumal sie sich daran erinnerte, daß Zasper ihr von dem Kind erzählte, das er gerettet hatte. Gewiß war Danivon dieses Kind gewesen, obwohl Danivon das nicht wußte. Er hätte vielleicht auch als Schädel auf dem Gestell geendet, doch das wußte er auch nicht. Vielleicht war es nun an der Zeit, daß er es erfuhr!
    Sie hatte nicht vor, Zasper zu verraten, aber sie würde Danivon auch nicht mit einem Mord davonkommen lassen.
     
    Stadt Fünfzehn wurde zu drei Vierteln von Dinka-Dschinns bewohnt, von denen die Hälfte sich dem vergeistigten Leben verschrieben hatte. Weshalb sollte man sich überhaupt zerlegen, wenn nicht zu dem Zweck, um den Geist von

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