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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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zuckte die Achseln. »Wie dem auch sei, Jory, es gibt kein Entkommen. Die Kanäle sind gesperrt, und die Sperren werden von Chimi- Hunden bewacht. Die Taube sitzt hier fest.«
    Er beugte sich über die Reling und blickte zur Stadt hinauf. Er war sich sicher, daß hier und jetzt der Ärger stattfinden würde, den er gerochen hatte, seit er von Toleranz aufgebrochen war. »Ich weiß nicht, welches Spiel dieser Houdum-Bah treibt, aber er will es anscheinend gewinnen. Am besten tun wir, was sie wollen und vertrauen im übrigen darauf, daß unsere Fähigkeiten uns davor bewahren, in Schwierigkeiten zu geraten.«
    »Oder darauf, daß sie uns heraushelfen«, murmelte Fringe. »Nachdem wir hineingeraten sind.«
    Sie bereiteten sich auf ihren Auftritt vor, allerdings ohne die sonst übliche Vorfreude. Curvis und Danivon verbrachten einige Zeit mit der Überprüfung ihrer Ausrüstung, wobei sie entschieden, welche hochentwickelten Geräte sie unter den Kostümen verbargen und welche sie offen trugen. Fringe trug einen Strahler am Gürtel, unter der Zauberkutte. Die Zwillinge hatten sich Nachbildungen der Kostüme genäht, die sie in Mulhollans Zauber-Zirkus getragen hatten. Jory und Asner erschienen wie üblich in weiten Hosen und Hemden, in denen sie zerbrechlich und verwundbar wirkten; allerdings trugen sie diesmal noch einen leichten Mantel.
    Als Danivon sie in der Dämmerung vom Schiff führte, nahmen die Chimi- Hunde sie in die Mitte. Fringe, die so nervös war wie eine Novizin, drehte sich immer wieder um; sie war sicher, daß noch eine weitere Person sich ihnen angeschlossen hatte, aber sie sah niemanden.
    »Entspann dich«, sagte Jory und klopfte ihr auf die Schulter. »Alles wird gut werden.«
    »Ich habe den Eindruck, daß jemand uns begegnen wird«, murmelte Fringe.
    »Wieso auch nicht?« fragte Jory nüchtern. »Wieso sollte uns nicht jemand begegnen?«
    Fringe schüttelte den Kopf; Jory hatte sie mißverstanden. Sie richtete den Blick auf Danivons Nacken. Jory und Asner waren hinter ihr und halfen ihr, die sperrige Schicksals-Maschine zu führen; dann kamen die Zwillinge, und Curvis bildete die Nachhut. Die alten Leute bestimmten das Tempo. Allerdings war das nicht schnell genug für die Chimi- Hunde, denn sie trieben sie an wie Tiere, fletschten die Zähne und lachten hysterisch.
    Danivon beachtete sie gar nicht, während er sich einen Weg durch die Masse der Murrey- Leutebahnte. Sie teilte sich vor ihm wie Eis vor dem Bug eines Eisbrechers und schloß sich hinter ihnen wieder nahtlos: jan-Murrey, ver-Murrey, zur-Murrey, alle wuselten sie durcheinander, wobei die farbigen Punkte auf ihren Gesichtern und Körpern wie Echsenschuppen glitzerten, während sie die Nebenattraktion mit flüchtigen Blicken musterten und sich sofort wieder abwandten.
    »Wir erregen ihre Neugierde«, murmelte Jory.
    »Kann ich mir vorstellen«, sagte Fringe. »Wir sind doch auch eine bizarre Truppe.« Sie zupfte abwesend an ihrem Kopfschmuck; die Seitenklappen schränkten das Blickfeld ein.
    »Wenn diese Mistköter uns nicht von den Hacken bleiben, ziehe ich ihnen noch die Zähne«, grummelte Danivon.
    »Vorsicht«, sagte sie. »Hast du das nicht selbst gesagt?«
    Er gab einen Laut von sich, bei dem es sich vielleicht um ein zustimmendes Knurren handelte und nahm gewohnheitsmäßig Witterung auf. Er roch aber nicht viel. Die Droge wirkte noch nach. Statt dessen verließ er sich nun auf das Gehör und achtete auf jeden Laut. Es gab viel zu hören. Wildes Geheul von entfernten Dächern. Dumpfe Trommeln, eine Kakophonie von Rhythmen. Brüllender Gesang drang aus vielen Kehlen, wurde vom Wind weitergetragen und vermischte sich mit anderen Geräuschen. Der Lärm wurde immer lauter, je näher sie der Stadt kamen.
    Auf dem Hügel endete die Straße vor einem Lagerhaus, dessen Tore zu beiden Seiten von Feuern beleuchtet wurden. Rauchendes Fleisch zischte über den Kohlen. An einer Ecke des Gebäudes aufgestapelte Fässer wurden halb von einer Meute Chimi- Hunde verdeckt, deren Gemurmel durch gelegentliches grölendes Gelächter unterbrochen wurde. Der Ort stank nach Schweiß, Rauch, Blut und brennendem Fett. Fringe fühlte sich in den Swale von Enarae zurückversetzt. Eine kaum verhohlene Drohung ging von diesem Ort aus.
    Der Anführer der Eskorte lotste sie mit einer ausladenden Geste und einer gespielten Verbeugung zwischen den Feuerstellen und durch die offenen Tore hindurch, bevor er sich seinen Kameraden anschloß. In der höhlenartigen Halle

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