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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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wuselten Seeleute wie Ameisen umher. Keine Fringe. Keine Zwillinge. Wo waren sie?
    »Seht!« rief Cafferty atemlos. »Am Ufer!«
    Dort verwirbelten die fahlen Leuchtpunkte sich zu einer Spirale aus gräulichem Licht und führten einen Veitstanz auf. Die fahle Säule bohrte sich in den Erdboden und riß zwei zappelnde Gestalten mit, zwei dunkle Schemen.
    »Fringe!« schrie Danivon. Er hörte, wie er ihren Namen rief, wobei ihn nicht nur der Klang des Wortes erstaunte, sondern auch das Gefühl des Verlusts und der Trauer, dem er damit Ausdruck verlieh. »Fringe!«
    »Nela und Bertran«, murmelte Jory. »Oh, Asner, wir sind zu dicht ans Ufer herangekommen, zu dicht…«
    »Narren«, sagte Asner mit brüchiger Stimme. »Wir sind Narren gewesen, Jory. Wir haben am falschen Ort gesucht. Da hast du deine Teufel, die Ursache allen Übels, was auch immer diese verdammten Dinger sind!«
    »Boarmus hatte Danivon vor Geistern gewarnt«, sagte sie weinend, »und das hier sind vielleicht Geister, aber von was? Von wem?«
    Das morbide Licht versank im Erdboden. Das Schiff setzte die Fahrt flußaufwärts fort.
    »Sie sind fort! Sie haben die Verfolgung aufgegeben«, rief Latibor.
    »O ja«, sagte Jory mit tonloser Stimme. »Ganz recht, Latibor. Wir haben zwar nichts davon, doch immerhin. Für den Augenblick haben sie die Verfolgung aufgegeben.«
     
    Fringe sah die Gaver. Sie öffnete den Mund, vielleicht um eine Warnung zu rufen, vielleicht um zu schreien. Sie klammerte sich an die nächste Person: Bertran. Dann wurde ihr kalt; sie spürte einen eisigen Lufthauch und schaute aus großer Höhe auf den Fluß hinab, dessen lehmiges Ufer sich wie eine Schlange wand. Dann wurde sie in einem Mahlstrom aus grauem Feuer herumgewirbelt. Sie wollte um Hilfe rufen, doch sie bekam keine Luft.
    In der Ferne hörte sie Danivon ihren Namen rufen. Neben ihr schrie Nela vor Schmerz. Dann wurde es dunkel um sie herum.
    Als sie wieder erwachte, lag sie breitbeinig auf einem Sims in einer Steinkammer, die von ein paar verstreuten Lichtpunkten trübe erhellt wurde. Der Absatz unter ihr war mit einem dichten, aber harten Pelz besetzt, der sie an die Wurzelhaare eines Baums erinnerte. Sie hörte Wasser rauschen. Sie stellte sich tot und erkundete mit halb geschlossenen Augen die Umgebung. Wer auch immer oder was auch immer sie hierher gebracht hatte, war nicht anwesend.
    Sie stand auf und untersuchte die Kammer: Boden, Wände, Decke, alles aus Stein.
    Das Wasser lief an einer Wand herunter; es entsprang aus und versickerte in schmalen Schlitzen, die gerade eine Hand breit waren. Sie sah keine Öffnung, durch die sie vielleicht hereingekommen war; es gab keinen Fluchtweg. Und ihr Waffengurt war verschwunden.
    Sie entledigte sich der Zauberkutte und überprüfte in ihrem Schutz die Ausrüstung. Die Reservewaffe steckte noch im Stiefel. Sie ließ sie auch dort, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Wer auch immer ihr den Waffengurt abgenommen hatte, hatte sie ziemlich nachlässig durchsucht. Allerdings wollte das nicht viel besagen. War die Person oder das Ding bloß neugierig gewesen oder hatte sie/es beabsichtigt, sie zu entwaffnen? Wie dem auch sei, man war nicht neugierig beziehungsweise sorgfältig genug gewesen. Daß die Entführer zur Nachlässigkeit neigten, war der einzige Schluß, den sie im Moment zu ziehen vermochte.
    »Was ist geschehen?« fragte Nela mit schwacher Stimme, wobei sie hörte, wie ihr und Bertrans gemeinsames Herz hämmerte und die Lungen rasselten.
    Fringe legte dem Mädchen die Hand auf den Kopf und kniete sich hin, um Bertran anzuschauen. Beide waren sie aschfahl und zitterten am ganzen Leib. Wenn sie dieselbe Behandlung erfahren hatten wie sie selbst, dann hatte man ihnen bei der Entführung ganz schön zugesetzt. Nela sah noch immer schlecht aus, und Bertran hatte noch gar kein Lebenszeichen von sich gegeben.
    »Bleibt liegen«, sagte Fringe. »Steht nicht auf. Bewegt euch nicht.« Sie nahm die Zauberkutte und wickelte sie um die Zwillinge.
    »Was ist geschehen?« fragte Nela erneut.
    »Die Geister haben uns geholt«, sagte Fringe sachlich und unterdrückte die Hysterie, die sie zu überwältigen drohte. »Was auch immer sie sind.«
    »Wir waren zu dicht am Ufer«, flüsterte Nela. »Das dachte ich mir sofort.«
    »Die Gaver hätten zu keinem ungünstigeren Zeitpunkt auftauchen können«, pflichtete Fringe ihr bei. »Es war fast so, als ob etwas sie dazu veranlaßt hätte, uns in Richtung des Ufers zu drücken.« Sie kniete

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