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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Einstellungen und Identitäten vermischten sich…«
    »Unsinn«, winselte Orimar. »Völliger Unsinn!«
    Jordel überrannte ihn. »Teil unserer Muster waren die Tugenden, die unsere Mütter uns als Kinder gelehrt hatten: Sitte, Anstand und Moral, die Verhaltensweisen, die unsere Grundbedürfnisse regulieren. Weil diese Tugenden jedoch erlernt und nicht instinktiv sind, verkümmern sie leicht unter Belastungen oder wenn sie nicht gepflegt werden…«
    »Es gab aber keine Belastungen…«
    »Aber auch keine Pflege! Deshalb gingen die Tugenden verloren, und die alten Bestien kamen wieder zum Vorschein. Das galt für alle Bewußtseine, und sie überlagerten und verstärkten sich…«
    Orimar wimmerte.
    »Alle Bewußtseine des Große-Frage-Komitees blubbern im Kern wie in einem Suppenkessel und werden immer matschiger und unansehnlicher, je länger sie köcheln.«
    »Ich glaube dir nicht«, rief er. »Ich werde nicht…«
    »Es ist mir egal, ob du mir nun glaubst oder nicht. Zumal ich noch nicht fertig bin.
    Jede Personalität erwirbt außerdem eine intellektuelle Peripherie: keine Erinnerung, sondern Ansichten, Reflexe und Reaktionen. Viele dieser Fragmente lösten sich und drifteten umher. Als die Matrix auf diese Fragmente traf, eliminierte sie sie einfach.
    Außer Gesichtern und Namen sind es gerade diese Merkmale, durch die wir uns voneinander unterscheiden. Und wo sie nun verschwunden waren, gab es kaum noch einen Unterschied zwischen euren Bewußtseinen. Also identifizierte der Kern sie als Redundanzen und aggregierte sie.«
    »Du sagst, wir seien verschmolzen und kombiniert worden …«, rief Orimar.
    »Verschmolzen. Ja. Immer wenn ich aufwachte, wart ihr weniger geworden…«
    »Was meinst du damit, wenn du aufwachtest? Wir hatten doch beschlossen, nicht zu…«
    »Hast du wirklich geglaubt, ich hätte mich von eurem Votum beeindrucken lassen? Ich bestach die Techniker! Sie steckten mich und meine Kollegen in eine schön ruhige Ecke des Kerns, und ich habe die ganze Zeit geschlafen, bis auf die jährlichen Aktualisierungen, wo ich euch zählte. Gegen Ende der ersten Dekade waren es nur noch hundert. Hundert Jahre später waren es nur noch ein Dutzend. Und nun gibt es nur noch vier monströse Egos und ein paar Splitter. Und meine Wenigkeit natürlich. Und meine Kollegen.«
    »Lügner…«
    »Jeder von euch hatte ein volles Komplement biologischer Daten, als er in den Kern geladen wurde: Muskeltonus und Lungenkapazität, Herzrhythmus und Körperkraft, die Neigung zu Flucht oder Kampf etcetera. Es war alles da, als ihr in den Kern gingt, das ganze Gepäck der Evolution. Es ist für jeden praktisch identisch! Kriechen ist Kriechen. Saugen ist Saugen. Die Matrix war jedoch darauf programmiert, Redundanzen zu erkennen und zu beseitigen, um notfalls zusätzlichen Speicherplatz zu schaffen, und was habt ihr getan? Ihr habt eigene Welten und sogar ganze Universen erschaffen. Weil dafür Platz gebraucht wurde, löschte die Matrix alle Bio-Datensätze bis auf einen. Ihr vier müßt nun all eure Körperfunktionen miteinander koordinieren!«
    »Aber es gibt noch immer tausend Gesichter und tausend Namen.«
    »Ja, tausend Gesichter und tausend Namen, die um jeweils ein einzelnes Ego zentriert sind. Cling glaubt, er habe noch immer Gefolgsleute, wo er in Wirklichkeit nur noch Splitter seiner selbst nachzieht, wie ein Kometenschweif!«
    »Du lügst«, zischte eine neue Stimme, die gerade von einer anderen Verrichtung zurückgekehrt war. »Hör nicht auf ihn, Breaze.«
    »Du lügst, Jordel.«
    »Jordel, Spanner und Einbrecher, Strolch und Lügner«, rief eine dritte Stimme. »Keiner von uns, Orimar. Keiner von uns.«
    »Keiner von euch«, pflichtete Jordel ihr bei, wobei sein Muster so schnell verschwand, daß sie ihm nicht zu folgen vermochten. »Keiner von euch, Gott sei Dank«, sagte er mit ersterbender Stimme.
    »Lügner, Lügner«, riefen sie im Chor. »Jordel der Lügner.«
    »Habt ihr sie gefangen?« fragte Breaze. »Habt ihr jene gefangen, die sich uns entzogen haben?«
    Haß. Verwirrung. Verlust. Die Gefangenen waren entkommen! Sie waren davongeflogen!
    »Sie wissen etwas«, trompetete Cling. »Sie wissen etwas Wichtiges! Ich werde sie zurückholen, und ich werde solange hierbleiben, bis sie wieder hier sind.«
    »Sie gehören uns allen«, sagte Thob. »Wir werden alle hierbleiben!«
    »Das wäre Zeitverschwendung«, schrie Cling. »Wenn wir alle auf einem Haufen sind. Deshalb haben wir sie auch verloren. Wir waren

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