Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
Vom Netzwerk:
mach endlich Schluß, sagte sie sich. Sie schrie nicht, heulte nicht und ertrank auch nicht. Sie hielt nur die Luft an. Mach endlich Schluß.
    Was er auch tat. Er spie die kleineren Brocken aus, um an den größeren mit dem ganzen Blut darin zu gelangen.
    Die Trümmer des Gleiters flogen ins Wasser, wurden von den Strudeln in der Nähe einer Sandbank erfaßt und blieben auf dem Sand liegen.
    Die im Wasser treibenden Boxen wollten schreien, brachten aber nur blubbernde Laute hervor. Sie bewegten Greifarme, um zu schwimmen, doch als Schwimmhilfe waren die Greifarme nicht konzipiert. »Fringe!« schrien sie, als sie wieder auftauchten, wobei der Ruf jedoch ungehört verhallte.
    Die Strudel in Ufernähe erfaßten nun auch die Boxen und schoben sie ruckartig auf die Sandbank, bis sie dort zur Ruhe kamen.
    Der Fluß toste und schäumte. Von einem rötlichen Klumpen unter Wasser tauchten Kleiderfetzen auf, dann Wrackteile, die ebenfalls von den Wirbeln erfaßt und auf die Sandbank gespült wurden. Die Kleidung war zerrissen und wies dunkle Flecken auf. An einem der Fetzen hing ein Beauftragten- Abzeichen. Ich kläre die Lage. Das Bild eines Kriegers und eine Glyphe.
    Ein Dink bewegte sich und nuschelte etwas. Eine Box versuchte, mit den Greifarmen die Kleiderreste zu glätten und das dort angesteckte Abzeichen zu identifizieren. Die Boxen brachen in Tränen aus. Die Laute wurden in der Klamm hinter ihnen merkwürdig verzerrt. Es klang wie das Weinen armer Seelen. Das Weinen von Geistern.
    Die Boxen drehten sich nicht um, vermochten sich nicht umzudrehen. Also sahen sie auch nicht, was hinter ihnen lag. Fringes Kopf, blutleer, doch sonst fast unversehrt, lag bei ihnen im Sand.
    Bei ihnen im Sand, weil der Sand vom Wind aufgewirbelt wurde und sich wie eine Decke über sie legte.
    »Weshalb sind wir nicht tot?« Mechanisch, müde, unendlich traurig.
    »Muß eine Möglichkeit geben. Einen Knopf, den wir drücken können. Einen Stecker, den wir herausziehen können.« Auch müde. Aber entschlossen.
    Stille. Der Sand steigt auf.
    »Wir werden einen Weg finden. Ich verspreche es.« Bertran tröstet Nela.
    »Später, Berty. Ich bin so müde.«
    »Später.«
    Und der Sand steigt noch höher, legt sich sanft über die Boxen der Dinks, über das tote Gesicht der Beauftragten und deckt die Kleiderfetzen und die Wrackteile zu.
    »Arme Fringe…«, sagte Nela mit fast menschlicher Stimme und schluchzte.
    »Arme Fringe.«
    Der Sand deckte alles zu, wie ein Teppich.
    Der Fluß Floh kräuselte sich, es bildete sich eine Welle, wie sie vielleicht von einem Fisch verursacht wurde, und die Welle fuhr einen Stiel mit einem Auge aus, das in alle Richtungen schwenkte und das Ufer, die Felsen, den Fluß und die Sandbank absuchte. Es suchte nach Menschen und nach einem Gleiter. Es hatte einen Gleiter gehört. Ein Gleiter bedeutete Menschen.
    Doch da waren weder Menschen noch ein Gleiter. Nichts als Sanddünen, wogendes Gras und der Rücken eines mächtigen Gavers, der gemächlich flußabwärts trieb, wie die Gaver es taten, wenn sie gefressen hatten oder auf der Jagd waren. Der Gaver war hierher bestellt worden. Der Gaver sollte hier sein. Das Auge beachtete ihn nicht weiter.
    Das Auge tauchte ins schlammige Wasser und spähte. Der Fluß hatte die Wrackteile des Gleiters fortgetragen. Sie trieben bereits weit flußabwärts. Auf dem Grund funkelte jedoch etwas, und das Auge schaute nach. Nichts Besonderes. Ein Armband aus Gold mit Worten darauf. Wie sie ist.
    Das Armband und die Worte waren bedeutungslos. Das Auge suchte nach Menschen oder einem Gleiter. Hierbei handelte es sich weder um Menschen noch um einen Gleiter. Das Auge tauchte wieder auf. Keine besonderen Vorkommnisse. Es würde weiter flußaufwärts gehen und sich dort umschauen.
    Derweil hinter dem Auge der Sand vom Wind wellenförmig über das Land getrieben wurde.
     
    Die Taube traf in Nirgendwo ein.
    Der an der Reling stehende Curvis erkannte fahle Gebäude auf einem Hügel in der Nähe. Er sah am Ufer aufgereihte Häuser mit Ziegeldächern, die im Schatten von Mammutbäumen standen. In der Ferne, in einem anderen Wäldchen, sah er die Drachen.
    Nicht den Großen Drachen. Sie hatten nicht die geringste Ähnlichkeit mit dem Großen Drachen. Obwohl sie wie Drachen wirkten, handelte es sich um ganz andere Wesen.
    Er drehte sich zu Jory um und wollte ihr etwas sagen, doch sie schrie auf und streckte die Arme aus, als ob sie sich an irgend etwas festhalten wollte. Dann stieß sie wieder

Weitere Kostenlose Bücher