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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Vergangenheit von ihr, Zasper. Vielleicht… vielleicht ist sie tot - ich weiß es nicht. Vielleicht ist ihr auch etwas zugestoßen, von dem wir gar nicht wissen. Vielleicht ist sie gar nicht tot. Nein. Etwas…« Er wußte es nicht. Etwas anderes eben. Etwas noch Schlimmeres vielleicht; er wußte es nicht. »Sprich nicht in der Vergangenheit von ihr. Es… stimmt nur etwas nicht, das ist alles.«
    Wenn er darüber sprach, half ihm das auch nicht weiter, aber er mußte darüber sprechen.
    »Sie hat mich nicht… sie hat mich nicht geliebt, Zasper. Du hast richtig erkannt, daß ich sie liebte, aber sie hat mich nicht geliebt. Sie hat es versucht. Ich weiß, daß sie es versucht hat, aber sie konnte nicht.«
    »Sie will mehr«, sagte Zasper. »Jory weiß Bescheid. Über das, was sie will.«
    »Was? Was will sie noch mehr?«
    »Wie soll ich das wissen, Dan? Es gab Zeiten… als ich jünger war… als ich auch so gefühlt habe. Ich sehnte mich… sehnte mich nach etwas anderem. Es war fast so, als ob ich einen unstillbaren Hunger gehabt hätte, eine Geschmacksknospe, die nie stimuliert worden war oder so. Ein Loch im Bewußtsein, das gleichsam zugeschüttet werden wollte. Etwas, das mir keine Ruhe ließ. Kennst du dieses Gefühl?«
    Danivon schüttelte den Kopf. »Nicht daß ich wüßte. Wenn ich etwas will, weiß ich genau, was es ist.«
    »Aber nicht Fringe. Ich hatte versuchte, aus ihr schlau zu werden, seit sie ein kleines Mädchen war. Vielleicht will sie auch etwas, das überhaupt nicht existiert.« Er dachte angestrengt nach. »Sie strebt nach Transzendenz, Dan. Ich glaube… ich glaube, es gibt eine Zufriedenheit, einen Status, mit dem neunundneunzig Prozent der Menschen sich begnügen, nachdem sie ihn erreicht haben. Für diese Menschen gibt es ein Schicksal, das all ihre Bedürfnisse erfüllt. Vielleicht ist das auch die Antwort auf die Große Frage. Einer von tausend oder vielleicht auch einer von einer Million gibt sich mit diesem Schicksal jedoch nicht zufrieden. Er tut es nicht unter einer Singularität. Fringe ist eine davon.«
    Danivon schüttelte den Kopf; er widersprach Zasper nicht, sondern er war betrübt. »Ach, ich wünschte…« Was er sich wünschte, sagte Danivon indes nicht. Statt dessen nuschelte er etwas vor sich hin und kümmerte sich dann um Zaspers Verletzungen, die zwar schmerzhaft, aber nicht schwer waren und dank der Salbe und des Breitband-Antibiotikums des Medo-Koffers bereits verheilten. Dann liefen sie weiter. Die Zeit verging, während sie mit raumgreifenden Schritten an Felsen und Bäumen vorbeieilten, über Berg und Tal, wobei der Fluß zur Rechten glitzerte, in einer Intensität, die mit der Bewölkung variierte. Als sie dann eine Hügelkuppe erklommen, sahen sie im Licht der untergehenden Sonne eine dunkle Linie, die sich am Horizont in nordwestlicher Richtung hinzog, als ob ein Künstler Himmel und Erde mit einem langen schwarzen Pinselstrich voneinander getrennt hätte.
    Danivon blieb stehen und wies auf diese Linie. »Die Große Mauer westlich von Thrasis.«
    »Und westlich von Bohnenfelder. Sie zieht sich ringförmig um das Zentrum des Kontinents.«
    Danivon nickte verstehend. Die Linie war auch auf den Karten eingetragen, und er hatte von der Existenz der Mauer gewußt – er hatte sie sogar gesehen, als er in Thrasis gewesen war –, doch ihre Größe wurde ihm erst jetzt richtig bewußt. »Ich frage mich, wer sie gebaut hat. Jory weiß es vielleicht.«
    Für Zasper, dem der Magen knurrte und der Durst hatte, war die Mauer im Moment zweitrangig. »Haben wir Proviant dabei?« fragte er und wischte sich übers Gesicht. »Ich hoffe doch?«
    »Ja«, erwiderte Danivon und wandte den Blick vom Gebiet im Westen ab. »Ich habe Feldrationen in den Beintaschen. Wir brauchen auch Wasser. Wir gehen zum Fluß runter.«
    »Direkt unter uns fließt ein Bach«, sagte Zasper und wies auf das Gewässer. »Wie lang wollen wir noch marschieren?«
    »Bis es so dunkel wird, daß wir nicht mehr die Hand vor Augen sehen. Falls die Nacht sternenklar wird, orientieren wir uns am Fluß. Ob wir wohl in der Lage sind, uns schneller zu bewegen, als sie bauen?«
    Zasper stieß ein müdes bellendes Gelächter aus. »Ja, sie werden das Netzwerk ausbauen. Und sie sind sogar imstande, selbständige Einheiten zu erschaffen, fliegende Augen und Ohren, vielleicht sogar Killer-Maschinen. Wenn wir dazu in der Lage sind, sind sie es wohl auch. Alles, wozu wir fähig sind, leisten sie auch… und

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