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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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einen Schrei aus.
    »Was ist denn los?«
    »Fringe«, sagte sie mit brechender Stimme. »Etwas ist ihr zugestoßen.«
    Der alte Mann faßte sie an den Schultern.
    »Sag schon! Was ist los!«
    »Ich bin mir nicht sicher«, rief sie. »Sie war auf dem Rückweg…«
    »Dann haben sie sie gerettet.«
    »Danivon ist aber nicht dort. Und Zasper auch nicht.«
    »Die Zwillinge?«
    »Ich weiß es nicht. Ich kann es nicht sagen. Oh, Asner…«
    »Sollen wir dorthin gehen, wo sie sind?«
    Sie schlug die Hände vors Gesicht und murmelte: »Ich weiß nicht, was ich tun soll. Es ist alles verloren. Sie ist tot.«
    Der alte Mann hielt die weinende Frau. Er hielt sie und wiegte sie.
    Curvis tat nichts, um Jory zu trösten. Er nickte nur, froh, daß Danivon nichts passiert war. Zasper war nichts passiert. Es tat ihm wirklich leid um Fringe, aber…
    Er drehte sich wieder zu den Drachen um. Sie waren nicht mehr da. Sie waren im Wald verschwunden.
    Sie hatten Kleidung getragen. Sie hatten Werkzeuge bei sich gehabt. Und zweifellos handelte es sich bei ihnen um das, wonach er und Danivon suchen sollten.

 
     
      Fünfter  Teil

 
13
    •••••••••••••••••••••••••••••••••••••••
     
     
    Jasper und Danivon gingen im Trott, den sie an der Akademie erlernt und im langjährigen Einsatz perfektioniert hatten, am Flußufer entlang. An Orten der niederen Kategorien waren Beauftragte oft zu Fuß unterwegs und mußten sich zügig und ausdauernd bewegen – und lautlos. Eine Strategiediskussion erübrigte sich. Ihre Strategie bestand lediglich darin, in Bewegung zu bleiben, Siedlungen zu meiden, Bohnenfelder zu durchqueren und immer weiter nach Westen zu gehen, bis sie die Mauer hinter sich hatten. Danivon hatte Zasper mit ein paar dürren Worten gesagt, daß die unterirdischen Monster dort vielleicht noch nicht Fuß gefaßt hatten. Er hatte das bei Jory ›geschnüffelt‹, obwohl er kaum in der Lage gewesen wäre, das auch zu begründen.
    Für eine Weile war die Angst ihr ständiger Begleiter. Die ständige Rundumsicherung war ermüdend. Als sie jedoch schon viele Meilen unbehelligt zurückgelegt hatten, schalteten sie gleichsam auf Automatik und dachten an gar nichts mehr, bis Danivon plötzlich stehenblieb und mit erstickter Stimme murmelte: »Warte. Nein. Fringe…« Er nahm Witterung auf, wobei sein Gesicht vor Angst wie versteinert war.
    Zasper hatte auch etwas gespürt, wenn auch nicht als Geruch. Eher als Geräusch, ein Brüllen in der Ferne, wie eine rauschende Brandung. Gefahr. Nicht die allgemeine Gefahr, die Woanders bedrohte und von Tag zu Tag tödlicher wurde, sondern etwas, das ihn persönlich betraf.
    »Fringe«, sagte er und bestätigte Danivons Befürchtung. »Und die Zwillinge?«
    Danivons Nase zuckte. Da war dieser schale Geruch, dieser eisige Hauch, der die Lunge erfüllte und ihm den Eindruck vermittelte, Brackwasser einzuatmen. »Etwas stimmt nicht.« Ein Schluchzen stieg in seiner Kehle auf. Etwas Schlimmes hatte sich ereignet.
    Zasper wischte sich übers Gesicht. »Die Zwillinge?« fragte er wieder, wobei er sich bemühte, ruhig zu klingen. »Alle drei?«
    »Ich weiß nicht. Ich rieche sie nicht. Vielleicht ist ihnen doch… nichts passiert.« So meinte er das aber nicht. Er wollte damit nur sagen, daß er nicht wußte, ob sie nun tot, verschwunden oder bewußtlos waren. Und ob sie noch lebten, wußte er genauso wenig.
    »Wie sollte nur Fringe etwas passiert sein und ihnen nicht?«
    Danivon schluckte. Ihm stockte der Atem. Er verspürte einen Verlust, als ob er einen Arm verloren hätte oder das Augenlicht. Es war Trauer. Er hatte noch nie zuvor Trauer verspürt, noch nie jemanden verloren.
    »Spürst du, wo sie sind?« fragte Zasper düster.
    Danivons Gespür sagte, daß sie im Westen suchen müßten. Wortlos wies er in die entsprechende Richtung. In diese Richtung marschierten sie ohnehin. Eine Planänderung war nicht erforderlich.
    Zasper nickte und versuchte, die sich jagenden Gedanken unter Kontrolle zu bringen und den Körper zu entspannen. Trauer war Ballast für Beauftragte. Dennoch fühlte er Trauer und mußte sie irgendwie ausdrücken. »Danivon«, sagte er gleichmütig. »Sie war… sie war wie eine Tochter für mich. Wie eine Familie.« Eine andere Familie hatte er nie gehabt. Sie – und Danivon – waren alles, was er hatte.
    »Sprich nicht in der Vergangenheit von ihr«, sagte Danivon zornig. »Sprich nur nicht in der

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