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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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erwähnen, und er macht sich vor Angst fast in die Hose! Und er interessiert sich nur für Fringe. Ich hatte ihm gesagt, er solle mit mir von hier verschwinden, aber er will sie nicht allein lassen. Und wie dankt sie es ihm? Hä? Zum Teufel mit ihnen! Jetzt kümmere ich mich nur noch um mich selbst, alter Mann.«
    Asner wollte etwas Tröstliches sagen, doch er fand nicht die richtigen Worte. Curvis war so wütend, daß er überhaupt nicht zuhörte. Curvis wollte auch gar nicht zuhören. Curvis war in blindem Aktionismus gefangen.
    Während Asner hilflos zuschaute, kletterte Curvis in den Gleiter, mit dem Jacent gekommen war, zog ihn in einer engen Spirale nach oben und flog in östlicher Richtung davon. Das war indes ein Täuschungsmanöver, denn Curvis kehrte nach Toleranz zurück. Curvis wollte ermitteln, ob die Brannigan- Kreaturen irgendeine Verwendung für ihn hatten.
     
    Am späten Abend nahm Danivon Fringe an der Hand und führte sie von Jorys Haus auf den Hügel.
    »Komm«, sagte er. »Das Ende ist nah. Laß uns als Liebende sterben.«
    Sie legte den Kopf an seine Schulter. »Haben wir denn Zeit, uns zu lieben, Danivon?«
    »Wieso nicht?«
    »Uns richtig zu lieben, Danivon? Für Leidenschaft ist Zeit genug, aber das scheint mir eine unwürdige Wahl für die letzten Stunden zu sein. Was hätten wir denn davon?«
    »Spaß? Wäre das nicht Grund genug?«
    »Na gut, wenn du Spaß daran hast…«
    Er schwankte zwischen Weinen und Lachen, zwischen Schmerz und Zorn. »Nein, ich hätte keinen Spaß daran, wenn du so drauf bist. Dann setz dich neben mich an einen Baum. Wenn du nicht meine Geliebte sein willst, sei wenigstens meine Kameradin. Stell dir vor, wir rüsten uns für das letzte Gefecht.«
    Dazu war sie bereit. Sie setzten sich unter den großen Baum, nicht weit von den beiden Steinen. Danivon lehnte sich gegen den Stamm, und Fringe lehnte sich an ihn, wobei er die Arme locker um sie legte. Vor ihnen lagen die von einem Bach durchflossenen Weiden, dahinter erstreckte sich eine Baumreihe, und am Horizont ragte glühend das mächtige Massiv auf.
    Bertran und Nela sahen sie sitzen, kamen den Hang herauf und ließen sich in der Nähe nieder, wobei die gefiederte Glyphe sich in seinen pelzigen Arm schmiegte, wie sie es gewohnt war.
    »Eigentlich wollte ich immer ein ganz normales Mädchen sein«, flüsterte Nela, aber nicht so leise, daß sie es nicht doch hörten. »Ich klinge wie Pinocchio, nicht? Daß ich ein richtiger Mensch sein will.«
    »Wer ist Pinocchio?« fragte Fringe, wobei sie das Bild verdrängte, das Nelas Gedanken ihr vermittelten.
    »Eine Puppe aus einem Märchen. Eine Holzpuppe, die ein Mensch sein wollte. Ich wollte eine richtige Frau sein. Die ganze Zeit auf der Bühne der Nebenattraktion, all die Jahre mit Tante Sizzy – immer wenn ich an die Zukunft dachte, sah ich mich als richtige Frau. Mit einer Familie und Kindern…«
    »So habe ich mich nie gesehen«, sagte Fringe überrascht. »Kein einziges Mal.«
    »Als wir im Zirkus anfingen«, sagte Bertran, »stellte ich mir immer vor, unseren Vater zu finden und zu sagen: ›Ich bin dein Sohn. Ich bin der Junge, den du verlassen hast. Sieh mich an. Du mußt nicht weglaufen. Ich bin ein Mann, auf den du stolz sein kannst.‹«
    »Das hatte ich mir auch gesagt«, sagte Danivon. »Ich fragte mich, wer mein Vater war und wieso er mich verlassen hatte. Ich stellte mir vor, ihn eines Tages zu finden und mit meiner…«
    »Mit deiner Männlichkeit zu überraschen«, sagte Nela und entfaltete eine Schwinge. »Und mit deinem guten Aussehen und deinem Verstand.«
    Danivon lächelte.
    »Die anderen Träume, vom Schwimmen und Fliegen, waren wohl nur… sinnlich«, sagte Bertran. »Die Muskeln und Sehnen wollten im Traum ihren Zweck erfüllen…«
    »Ich weiß«, murmelte Nela. »Bei mir auch…«
    »Ich schmiedete Pläne für die Zeit nach der Trennung«, sagte er versonnen. »Ich wollte Forscher werden. Ich wollte all die Dinge tun und all die Orte aufsuchen, die uns verwehrt waren. Bergsteigen.« Er streckte eine pelzige Pfote aus und imitierte die Bewegung des Kletterns. »Tiefseetauchen. Ich wollte Drachen fliegen. Ich wollte mit dem Fallschirm aus einem Flugzeug springen…«
    Fringe verdrängte die Gedanken und Gefühle der Zwillinge, die gegen sie anbrandeten, jede Wahrnehmung von ihnen, und ließ nur das zu, was sie hörte und sah. Sie spürte, wie die Präsenz der beiden in ihr verschwand, genauso, wie Jory es gesagt hatte.
    »Anstatt Nela Flügel

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