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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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geschworen. Und was den Rest betraf, so wußte sie es nicht. Sie stand auf. Etwas übte eine Sogwirkung auf sie aus. Es ließ sie nicht in Ruhe. Beeinträchtigte ihr Wohlbefinden.
    »Was ist?« fragte Danivon erneut. Ihr Gesichtsausdruck irritierte ihn.
    »Ich will… Ich will gehen. Weg.«
    »Du lächerliche Frau.« Er schüttelte erst den Kopf und dann sie. »Wo willst du denn hingehen? Glaubst du etwa, es gäbe einen Ausweg? Wohin willst du gehen?«
    »Ja«, rief Nela. »Wohin willst du gehen?«
    Sie kam wieder zur Besinnung, wobei sie wie eine Eule schaute. »Nun, vielleicht nirgendwohin«, gestand sie. Sie wunderte sich, daß die Wirklichkeit sich weigerte, ihren Vorstellungen zu entsprechen. »Wenn ich aber einen Weg fände, würde ich gehen. Ich mußte dir das sagen, Danivon. Ich würde gehen!«
    In gespieltem Zorn schüttelte Danivon sie. »Du meinst natürlich ohne mich. Curvis sagte schon, daß ich dich nur deshalb wollte, weil du mich nicht wolltest. Vielleicht hatte er recht.«
    Nela schaute auf Bertran und sagte: »Den richtigen Weg gibt es nicht. Es gibt immer jemanden, der etwas anderes will. Selbst wenn er nicht weiß, was er will.«
    Fringe quittierte das mit einem zerknirschten Lächeln.
    »Du brauchst jemanden, der… bodenständiger ist, Danivon. Leute wie ich sind vielleicht für eine leidenschaftliche Begegnung interessant, aber für eine feste Beziehung sind wir zu unstet. Unsere Stimmung schlägt von einer Sekunde auf die andere um. Und wenn du glaubst, wir seien hier bei dir, sind wir ganz woanders.«
    »Zum Glück wäre das nun geklärt«, sagte Nela amüsiert. Sie stand auf und wischte sich das Gras vom Körper, wobei sie durch die seidige Bluse die sinnlich schwellenden Brüste spürte. Sie setzte einen Fuß vor, um die glänzenden Stiefel und den fließenden Rock zu bewundern, der sich an den Waden bauschte. Sie fuhr sich durchs Haar, verwuschelte es neckisch und reichte Bertran ihre zarte, kleine Hand. Er schaute sie für einen Moment an, ergriff sie dann mit seiner großen, schwieligen Hand und richtete sich zu seiner vollen Größe auf, wobei er die Muskeln anspannte und die Zähne unter dem männlichen Bart zusammenbiß. Er war einen ganzen Kopf größer als sie. Er sah auf Fringe und sie auf ihn. Sie schienen förmlich zu leuchten.
    In Danivons Augen waren die Zwillinge wie ein Lagerfeuer, warm und tröstlich. Doch Fringe war ein so weit entferntes Licht, daß man es kaum sah. Sie funkelte wie ein Diamant, den man sich an den Finger steckte. Den man berühren und besitzen wollte. Und wenn man dann die Hand nach ihm ausstreckte, verbrannte er einen zu Asche.
    Wenn er die Wahl hätte, gestand er sich, würde er sich anders entscheiden. Wenn er die Wahl hätte, würde er am Lagerfeuer sitzen und von den Wundern erzählen, die er gesehen hatte – an einem anderen Ort, in einer anderen Zeit.
    »Ich frage mich, ob Zasper mich kannte«, sagte Fringe zu sich selbst. »Ich wollte, ich könnte ihn fragen… fragen, was ich sein soll.«
    Irgendwie rang Danivon sich ein Lächeln ab und streckte die Hand zu ihr aus. Es stimmte. Zasper hatte sie gekannt. Hatte sie gekannt und sich bis zum letzten Atemzug nach ihr gesehnt; er wollte, daß sie war… was auch immer sie war.
     
    Jory und Asner saßen händchenhaltend auf der Terrasse.
    »Dieses Ende gefällt mir nicht«, sagte sie. »Es ist kein glückliches Ende. Ich mag aber ein glückliches Ende. Wenn ich gewußt hätte, daß es so ausgeht…«
    »Wir müssen es nicht abwarten«, sagte er sanft. »Wir müssen uns dem nicht aussetzen.«
    »Ich weiß«, sagte sie ärgerlich. »Aber wir haben all diese Leute hierher gebracht. Ich werde nicht davonlaufen. Ich werde das Schicksal mit ihnen teilen, das sie mir zu verdanken haben.«
    »Natürlich nicht«, sagte er und versuchte das Thema zu wechseln. Leider gab es nur noch dieses Thema.
    »Was wird mit dem Großen Drachen und seinen Kindern geschehen?« fragte er. »Er hat sich der Beeinflussung durch das Arbai-Gerät entzogen, stimmt’s? Er wird den Brannigans sicher entkommen.«
    »Ich weiß, daß er ihnen entkommen wird, wenn er will«, sagte sie angespannt. »Er ist schon sehr lange hier. Er hätte wieder auf Forschungsreise gehen sollen, wie wir es getan haben. Oder auf seine Heimatwelt zurückkehren, um mit seinen Artgenossen im Mondenschein zu tanzen.«
    Der Große Drachen hatte durchaus einen Grund zum Bleiben gehabt; Jory wußte das, doch Asner verdrängte es. »Ob er sich nach dieser langen

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