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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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wer hätte je gesagt, daß wir das nicht sind, du und ich.«
    Fringe setzte sich neben den Schaukelstuhl. »Ich bin vielleicht eine Närrin, Jory, aber du bist keine. Dessen bin ich mir sicher.«
    »Und wer sagt dir das?«
    »Die Präsenz des Großen Drachen sagt mir das.«
    Die alte Frau senkte den Blick und fragte leise: »Was weißt du über ihn?«
    »Sehr wenig. Was ich mir eben so zusammengereimt habe.«
    »Und welchen Reim hast du dir gemacht?«
    »Daß er, wenn er das wollte, den Arbai überallhin folgen könnte.«
    »Wahrscheinlich. Ich bin mir nicht sicher.«
    »Ich glaube nicht, daß sie ihm gewachsen sind.«
    »Damit magst du recht haben.«
    »Aber er wird ihnen nicht folgen. Er wird… überhaupt nichts tun. Er respektiert nämlich deine Gefühle.«
    Jory schüttelte den Kopf. »Ich glaube, es ist weniger eine Sache des Respekts als seiner eigenen Logik und Ethik. Er hat sich auch für Nichteinmischung entschieden, es sei denn, man bittet ihn um Hilfe. Wobei sie dann von der Sache und der Person des Bittstellers abhängt.«
    »Und wenn du ihn fragen würdest?«
    »Manche Dinge sind mir verwehrt. Weil ich bin, was ich bin.«
    »Was bist du?« flüsterte Fringe. »In Wirklichkeit?«
    »Ich weiß es nicht. Wirklich.«
    »Du darfst es nicht sagen…?«
    »Ich kann es einfach nicht. Diese Sperre ist eingebaut. Ich kann nicht sagen oder allzu deutlich reflektieren, was ich bin, oder ich wäre nicht das, was ich bin.« Sie lachte, wobei sogar echte Belustigung mitschwang. »Mancher von uns existiert nur deshalb, weil er sich seiner Identität nur vage bewußt ist. Wir sind wie die winzigen Teilchen, aus denen das Universum besteht. Wenn wir unsere Position bestimmen, sind wir nicht mehr imstande, unseren Geschäften nachzugehen. Und solange wir uns unseren Geschäften widmen, wissen wir weder wo noch was wir sind. Aber – und das sage ich mir immer wieder – wenn ich die richtige Wahl getroffen habe, wirst du es herausfinden. Und vielleicht…«
    Sie umarmten sich und schaukelten hin und her, während die Dunkelheit sich über sie legte und beide nach einer Antwort suchten, die keiner kannte.
     
    »Sieg«, rief der Große Krabbler. »Sieg«, rief Subble Cling, wobei sie die Worte wie geschmolzenes Blei verspritzten. »Sieg, Sieg! Wir, die Eroberer, treiben sie vor uns her und vernichten sie!« Als ob sie Vieh zusammengetrieben hätten. Die Brannigans, Cling, Thob, Bland und Breaze, hatten all ihre teuflischen Geräte in einem großen Kreis angeordnet und zogen ihn immer enger um die in der Mitte gefangenen Menschen. Als ob sie Fische im Netz fangen würden!
    »Was werden wir tun, wenn wir sie in der Falle haben?« fragte jemand.
    »Einsperren«, sagte Orimar Breaze ebenso panisch wie hektisch. Er wollte diese Sache hinter sich bringen, um sich interessanteren Dingen zu widmen. »In Lager sperren. Ihnen Gehorsam beibringen. Die Schlechten töten.«
    »Weshalb willst du überhaupt welche töten?« fragte die kleine lästige Stimme, dieselbe Stimme, die in letzter Zeit schon zu viele Fragen gestellt hatte. »Wieso willst du das tun? Ihr habt sowieso schon zu viele Menschen auf Woanders getötet. Weshalb tut ihr das?«
    »O nein«, schnarrte Orimar. »So viele haben wir überhaupt nicht getötet. Es sind noch viele übrig, an verschiedenen Orten. Es geht uns nur um diesen Ort, an den die Schlechten gegangen sind. Diejenigen, die uns nicht gehorchen. Wir müssen diejenigen töten, die uns nicht gehorchen.« Orimar wußte zwar nicht, weshalb sie das tun mußten, aber für ihn war es das Evangelium. Er hatte sich Gehorsam ausbedungen. Vorbehaltlos, unverzüglich, bis in den Tod.
    Die kleine Stimme, die von Jordel dem Ingenieur, schwieg. Nachdem er schließlich aufgewacht war, hatte er zwei Optionen verwirklicht, für deren Installation er seinerzeit die Techniker bestochen hatte: Er hatte sie beauftragt, einen Körper für ihn zu klonen und sich dafür entschieden, wach zu bleiben, bis es soweit war – und bald war es soweit. Die anderen wußten nichts davon. Die anderen waren zu sehr damit beschäftigt gewesen, die Welt zu terrorisieren, wie ein Rudel Hunde, das Federvieh jagte. Die Welt schwamm bereits in Blut, und sie hatten den Hals immer noch nicht voll!
    Der Prozeß der Auferstehung würde wie vorgesehen im Kern stattfinden. Und wenn er die Körperlichkeit erst einmal wiedererlangt hatte, würde er zugunsten der Menschen von Woanders intervenieren, sofern es dann überhaupt noch welche gab. Bis dahin blieb

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