Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
Vom Netzwerk:
ihm nichts anderes übrig, als Fragen zu stellen, Zweifel zu säen und ihren Vormarsch zu verzögern. Er knurrte und kochte vor Wut, denn er wußte, daß diese Verzögerungen nicht genügten. Es würde mindestens noch zwei Tage dauern, bis sein Körper fertig war. Cling und die anderen würden das Massiv jedoch schon früher erreichen.
    Cling sagte zwar, sie würden nur ein paar töten, doch sie waren förmlich im Blutrausch. Sie verglichen die Anzahl der Opfer, wie Jäger, die Vögel abschossen. Vor dem geistigen Auge sah Jordel sich als Wildhüter, der verzweifelt versuchte, die Wilderer zu stellen, und den Restbestand des Wilds dennoch nicht zu schützen vermochte.
     
    »Es wird Zeit, diesen Ort zu verlassen«, sagte Nela tapfer, denn Tapferkeit mußte ein Merkmal ihrer neuen Identität werden.
    Fringe beugte sich zu der alten Frau hinüber. »Kommst du, Jory?«
    Jory, die für eine Weile reglos im Schaukelstuhl gesessen hatte, blickte auf und sagte: »Ja, natürlich, Kind. Ich werde auf einem der Pferde reiten.«
    »Asner?« sagte Bertran.
    »Glaubst du etwa, ich würde sie allein gehen lassen?« fragte Asner.
    »Großer Drachen?« fragte Fringe und ließ den Blick schweifen.
    »Glaubst du etwa, ich würde sie allein gehen lassen?«
    Die Stimme hallte in Fringes Bewußtsein nach. Wie ein Schlag auf einen Amboß. Wie ein Gift, das seine Wirkung entfaltete. Fringe zitterte wie Espenlaub. Die Stimme hatte sie förmlich betäubt.
    »Was ist mit Haifazh?« fragte Danivon, der nichts gehört hatte.
    »Ich werde nachkommen«, sagte Haifazh. »Ich möchte noch etwas an diesem schönen Ort bleiben. Mich mit meinem Kind an den Fluß setzen.«
    »Dann auf Wiedersehen«, sagte Fringe und gab Haifazh die Hand. »Auf Wiedersehen.«
    Auf Wiedersehen, auf Wiedersehen. Nela und Cafferty und Latibor. Auf Wiedersehen, auf Wiedersehen. Jory und Asner und Danivon. Auf Wiedersehen auch Alouez und Jacent. Auf Wiedersehen.
    »Wie weit sind die Brannigans noch entfernt?« flüsterte Nela Danivon zu.
    »Nicht mehr weit«, sagte er. Ihre Schönheit raubte ihm fast den Verstand. War das wirklich noch Nela? Die kleine, spindeldürre Nela? Er räusperte sich. »Sie bewegen sich fast so schnell wie wir. Sie rücken genauso schnell vor, wie das Arbai-Gerät sich zurückzieht.«
    Nela fuhr sich mit dem Ärmel übers Gesicht. Als sie aufschaute, sah sie, daß jemand die Pferde gebracht hatte. Sie waren bereits gesattelt, und Jory und Asner trugen Reitkleidung.
    Fringe trat vor und half Jory in den Sattel. Das war für sie die einzige Möglichkeit, sich fortzubewegen. Die alten Leute waren zu langsam, um den Brannigans davonzulaufen.
    Dann marschierten sie den Hügel hinab, Nela neben Jory, Danivon neben Asner, und Fringe ging neben Bertran. Bertran, der nun Stiefel trug, mit einem Mantel bekleidet war und einen wallenden Federbusch am Hut hatte, löcherte sie mit Fragen über Enarae und die Beauftragten- Ausbildung. Es blieb ihm so wenig Zeit, um alles zu lernen!
    Cafferty und Latibor hielten sich in der Nähe, und Alouez und Jacent bildeten die Vorhut: Alle hatten den Blick nach vorn gerichtet, als ob sie ein bestimmtes Ziel hätten. Wenn sie nach vorn schauten, sahen sie nicht zurück. Fringe sah sie beziehungsweise stellte sie sich als Fries an einem großen Menschentempel vor, das sich auf die Kante einer mächtigen Struktur zubewegte. Sie würden ewig marschieren, denn die Ecke wurde bei Sonnenuntergang gedreht. Keiner von ihnen hatte Angst. Keiner von ihnen war unwürdig. Sogar die alte Jory, hoch zu Roß, saß in stolzer Haltung und hielt die Zügel wie eine Königin.
    So marschierten sie nun, nicht schnell, aber stetig, und hinter ihnen ertönte das Wimmern und Jammern der Maschinen.
    Nachdem sie von Jorys Haus aus eine beträchtliche Strecke in westlicher Richtung zurückgelegt hatten und auf einem Hügel standen, ließ Fringe die anderen an sich vorbei und kontrollierte die Waffen. Von dieser Position aus sah sie unten im Tal den Ort, den sie kürzlich verlassen hatten. Sie sah die Weide, den großen Baum und sogar die beiden weißen Steine, aber die Pferde waren verschwunden. Das Haus auch.
    Jory und Asner waren schon weitergeritten. Danivon war nicht in der Nähe. »Bertran…«, rief Fringe leise.
    »Ich weiß«, sagte er und stellte sich neben sie.
    »Wo ist das Haus?« murmelte sie nachdenklich. »Wo sind die Pferde?«
    »Im Netzwerk, nehme ich an. Im Arbai-Gerät. Haus, Pferde und Katzen dürften vom Gerät erschaffen worden

Weitere Kostenlose Bücher