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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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sein. Als das Gerät sich dann zurückzog, hat es seine Schöpfungen mitgenommen.«
    »Aber die Steine sind noch da«, murmelte sie. Als er sich umdrehte und den anderen folgte, blieb sie noch für einen langen Moment stehen und betrachtete die Steine.
    Sie setzten den Marsch fort. Fremde bestiegen die Hügel vor und hinter ihnen; Fremde strichen durch die Wälder zu beiden Seiten. Jemand zu ihrer Linken begleitete den Marsch mit einer Trommel, einem getragenen Trauermarsch, der immer lauter wurde, je weiter sie gingen. Was sich zuvor als lockere Kette um Panubi gelegt hatte, zog sich nun zu einer Würgeschlinge zusammen, zu einem Band, das sich immer enger um das Massiv legte und in dem Männer, Frauen und Kinder gefangen waren, die stetig ihrem Untergang entgegengingen.
    »Wenn wir schon sterben müssen, dann wenigstens unter der Sonne«, sagte Nela zu Danivon. »Ich hätte es gehaßt, in dieser Höhle zu sterben, wo die Gesichter mich angeglotzt haben.«
    »Ja«, sagte Bertran und schaute sie über die Schulter an. Erneut dankte er dem alten Gott der Sonntagsschule, den alten Heiligen und Engeln. Auch wenn es nur für einen halben Tag war, es war gut, neben einer schönen Frau zu gehen und über Dinge zu sprechen, von denen er bisher nichts gewußt hatte. Er wollte mehr, doch das war auch nicht schlecht!
    Hinter ihnen nahte das Ende der Welt. Hinter ihnen schimmerten und heulten die Maschinen der Brannigans. Bald würden sie den letzten Rest von Woanders überrannt haben. Und dann, sagte Fringe sich, würden sie sich wahrscheinlich gegenseitig töten.
     
    Gegen Abend erreichten sie einen Hain, der nur etwa hundert Meter vom Massiv entfernt war. Die Müdigkeit, die sie nun überkam, war weniger körperlich als psychisch.
    »Seelenmüde«, sagte Jory zu Nela.
    »Seelenmüde«, wiederholte Nela, die etwas in Jorys Augen sah, das über reine Müdigkeit hinausging. »Ist mit dir alles in Ordnung?« fragte sie und erkannte im selben Atemzug, wie dumm die Frage gewesen war.
    »Ich bin hier«, sagte Jory. »Zumindest für eine Weile. Obwohl ich gestehe, daß ich einmal richtig ausschlafen möchte…« Nicht daß sie in absehbarer Zeit Gelegenheit zum Schlafen haben würden. Sie führte ihr Pferd auf eine Wiese am Rand des Wäldchens und riß eine Handvoll Gräser aus, um das Tier damit zu füttern. Sie strich ihm über das glänzende Fell und legte die Wange an seine weiche Nase.
    Sie verabschiedet sich, sagte Nela sich. Sie verabschiedet sich von allem.
    Asner beobachtete sie vom nächsten Baum aus, während Danivon ein Lagerfeuer anzündete und Proviant aus den Taschen holte. Die Leute, die sich um den kreisförmigen Steinwall versammelt hatten, rasteten auch. Asner sah von seinem Standpunkt aus die Feuer, eine durchgehende Linie, die sich nach links und rechts hinzog und schließlich aus dem Blickfeld verschwand. Er wußte jedoch, daß sie sich um den gesamten Umfang des Walls herumzogen. Die Front des Arbai-Geräts verlief nur eine halbe Meile hinter ihnen. Es verharrte in dieser Position, als ob es geschlafen hätte, als ob die Arbai sich selbst einen letzten Aufschub gewährt hätten, eine Henkersmahlzeit, vielleicht noch eine letzte Umarmung. Hinter dieser Linie tanzten die kleinen Schlächter und warteten auf den Morgen. Und hinter ihnen, ziemlich weit im Osten, dräute ein Ding wie ein Vulkan, der unmittelbar vor dem Ausbruch stand, in der Dämmerung. Der Große Krabbler, der Große Sabberer, der Mächtige Berg, Großer Gott Breaze. Die anderen Monster hatten sich wie Kompaßstriche um das Massiv gruppiert: Magna Mater, die Glorreiche Dame Bland und das dreifaltige Monster, Subble Cling alias Chimi-ahm.
    Die Menschen wußten, was ihnen bevorstand. Alle hatten gehört und gesehen, was mit denjenigen, die am Wegesrand zurückgeblieben waren, geschehen war, und niemand gab sich Illusionen über das hin, was sich am Morgen ereignen würde. Im Schein der Lagerfeuer suchten die Leute verzweifelt nach einem Ausweg und verabschiedeten sich von ihren Liebsten.
    Fringe betrachtete für einen langen Moment die wuchtige Masse des Großen Sabberers. Dann holte sie zu Asners Erstaunen die Galauniform eines Beauftragten aus ihrem Gepäck und zog sie an. Als sie fertig war, ging sie mit dem Helm in der Hand über die Lichtung zu ihm hinüber. »Willst du mit mir kommen, Asner?«
    »Wohin, Mädchen?«
    »Zu Jory, Asner.«
    »Und weshalb hast du dich so in Schale geworfen?«
    Fringe schnippte ein Stäubchen vom Ärmel. »Weshalb

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