Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
Vom Netzwerk:
daß sie mit der Arbeit in der Werkstatt ihr Talent vergeudete, eine Bemerkung, bei der Fringe errötet war und nicht gewußt hatte, wie sie darauf reagieren sollte.
    Fringe Owldark indes, die den Mund voll saftigen Fleischs hatte, wußte mit absoluter Sicherheit, daß sie bisher Perlen vor die Säue geworfen hatte. Sie würde nie wieder hungern müssen!
    »Ich möchte, daß du mir die Ausbildung an der Beauftragten-Akademie finanzierst«, sagte sie bestimmt, was sie nicht minder erstaunte als Zasper.
    »Äh – Fringe«, sagte er, wobei der Ausdruck in ihren Augen ihn plötzlich an Danivon Luze erinnerte, »nee, nee, das möchtest du sicher nicht.«
    Fringe Dorwalk hätte vielleicht klein beigegeben, nicht aber Fringe Owldark. Diese Forderung war einer Quelle der Verzweiflung entsprungen, die nicht geschlossen oder ignoriert werden konnte. »Ich muß etwas tun, Zasper. Nach Hause kann ich nicht zurück, und allein komme ich gerade so über die Runden. Ich bin es leid, immer Hunger zu haben.«
    »Du kannst immer zu mir kommen! Es wird keinen Tag geben, an dem du diesen Ort hungrig verläßt!«
    »Ich will zu niemandem gehen müssen, verstehst du das denn nicht! Ich will wegen nichts zu niemandem gehen. Ich will von niemandem abhängig sein. Ich will selbständig sein. Ich will nicht um eine Unterkunft, Essen und Kleider betteln müssen. Ich habe genug von Leuten, die mich ernähren und kleiden und eine Abneigung gegen mich hegen, weil ich nicht ihren Erwartungen entspreche.«
    »Ich hatte nie…«
    »Das weiß ich! Aber dann wäre ich auf dich angewiesen, Zasper, und würde immer noch nicht auf eigenen Füßen stehen! Was ich will, ist deine Unterstützung. Hilf mir. Irgendwann werde ich es dir zurückzahlen.«
    Er drückte sie mit sanfter Gewalt auf den Stuhl zurück, gab ihr ein Glas Bier und bat sie, ihm zuzuhören. »Fringe-Mädchen, ich werde dir helfen, wo ich kann, aber hör mir zu. Etwas… etwas verändert sich auf Woanders. Es gab eine Zeit, da alles klar und einfach war, selbst für die Beauftragten. Dieser Tage ist die Lage uneinheitlich. Es ist, als ob etwas…«
    »Du weichst mir aus, Zasper«, rief sie. »Ich brauche Hilfe, und du äußerst dich nicht dazu!«
    »Schon gut, schon gut, hör zu! Ich bin ein Floh, der auf einem Hund lebt; alles klar?«
    »Du bist also ein Floh, Zasper. Das kann ich mir vorstellen.« Sie lachte hysterisch, wobei ihr Tränen übers Gesicht strömten.
    Er schüttelte sie. »Richtig. Und ich glaube, daß etwas nicht stimmt. Die anderen Flöhe lachen mich aus, weil alles unverändert ist. Die Sonne geht auf, die Sonne geht unter. Der Hund frißt und scheißt auf den Rasen. Dann fällt der Hund eines Tages tot um, und bei mir fällt der Groschen: Das war es also! Der Hund war krank!«
    »Und was hat das zu bedeuten?«
    »Das bedeutet, daß Woanders sich in Schwierigkeiten befindet. Eine Krankheit, eine Gefahr ist im Verzug.«
    Sie starrte ihn an und schüttelte den Kopf. »Das Leben an sich ist krank und gefährlich, Zasper. Sag’s mir auf eine andere Art!«
    Das hatte er zwar nicht gemeint, aber er war nicht in der Lage, sich klarer auszudrücken. »Ein Beauftragter hat ein hartes Leben, Fringe.«
    »Es kümmert mich nicht, wie hart es ist.«
    Manchmal versagten Beauftragte bei der Ausübung ihres Amts, sagte er. Er selbst hatte nicht immer die volle Leistung gebracht. Er tat sich bis heute schwer, einen Gleiter zu fliegen. Und dann war da noch der kleine Junge, den er regelwidrig vor der Folter und dem sicheren Tod bewahrt hatte. Und er bildete sich ständig eine eigene Meinung. »Du wirst entweder deinen Eid brechen oder dich manchmal hassen«, sagte er.
    »Ich hasse mich jetzt schon«, erwiderte sie. »Wenn ich mich nur zeitweise hassen würde, wäre das schon eine Verbesserung.«
    Sie beharrte auf ihrer Forderung und ignorierte das Eingeständnis seines Versagens, wobei sie sich wunderte, daß er ihr das überhaupt erzählte, denn wenn jemand ihn denunzierte, würde er Ärger bekommen. Nicht daß sie ihn verraten würde. Niemals. Nicht Zasper. Sie ging auf Tuchfühlung mit ihm und legte ihm die Hand auf den Arm (was sie nur selten tat oder zuließ) und sagte ihm, sie wüßte, daß es nicht leicht sein würde, und sie wüßte auch, daß die Arbeit zum Teil hart und unangenehm sei, aber so hart und unangenehm sie auch war, es wäre immer noch besser als die Lage, in der sie sich nun befand.
    Zasper schüttelte den Kopf, öffnete den Mund und schloß ihn wieder. Die Argumente

Weitere Kostenlose Bücher