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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Der Raum sollte nicht kleiner oder schäbiger sein als das Modul, das Bett nicht schmaler oder härter und das Saniton mindestens genauso funktionell. Am nächsten Tag packte sie ihre Sachen und zog aus, ohne ihrem Vater Bescheid gesagt zu haben.
    An diesem Abend kam sie zur Essenszeit nach Hause, setzte sich auf ihren Platz und wartete darauf, daß ihr Vater oder Bubba sie fragten, wo sie gewesen war. Bubba erzählte von dem Ausbildungsprogramm, in dem Großmutter Gregoria ihn untergebracht hatte. Er würde der Professionellen Klasse angehören, der Kaste der Architekten. Er war ganz begeistert von der Herausforderung und dem Reiz des Neuen. Keiner von beiden erwähnte ihre Abwesenheit. Sie fragte sich, ob sie überhaupt bemerkt hatten, daß sie ausgezogen war. Vielleicht war ihr Aufenthaltsort weniger wichtig als der Umstand, daß das Modul endlich entsorgt war.
    Wenn sie ihr etwas vormachten, würde sie ihnen auch etwas vormachen. Sie wohnte zwar in dem gemieteten Zimmer, ging aber immer zum Essen nach Hause, wenn sie sich dazu imstande sah oder wenn der Hunger sie hintrieb. Gelegentlich ging sie auch zu Großmutter Gregoria. Niemand verlor ein Wort über ihre Aktivitäten, obwohl ihr Vater und Großmutter die Dinge im allgemeinen und Fringes Versagen im besonderen beanstandeten.
    Wenn sie es nicht über sich brachte, nach Hause zu gehen und wenn sie nicht allzu hungrig war, verbrachte sie die Zeit damit, aus Schrott und Ausschuß aus dem Waffengeschäft komplizierte kleine Maschinen zu bauen, die sich drehten und glitzerten und ihr quasi Gesellschaft leisteten. Sie wünschte sich ein Haustier, hatte aber nicht das Geld, um es zu ernähren. Obwohl sie sich selbst für häßlich hielt (Zasper sagte, das würde nicht stimmen), machte sie hin und wieder Männerbekanntschaften. Nach jeder Begegnung fühlte sie sich noch einsamer als zuvor, und schließlich verzichtete sie darauf. So lief sie wenigstens nicht Gefahr, Bemerkungen zu machen, die andere als Anmache oder Beleidigung auffaßten, und ihre Unsicherheit äußerte sich nicht in Sticheleien, mit denen sie anderen auf die Zehen trat. Wenn sie allein war, machte sie keine Fehler, die auf sie zurückfielen. Außer der Freundschaft mit Zasper und Bloom hatte sie keine Beziehungen. Die Leute erwarteten immer, daß sie ihre Identität verleugnete.
    »Ich habe mit Männern kein Glück«, sagte sie zu Zasper, als der sie zu ihrem Liebesleben befragte. »Ich habe nicht die richtige… ach, ich weiß nicht, Zasper. Es klappt einfach nicht, das ist alles.«
    Er schüttelte den Kopf, sagte aber nichts. Vielleicht hatte sie einfach kein Glück in der Liebe. Es gab solche Menschen. Zasper sagte sich, daß er vielleicht auch dazugehörte.
    Allerdings, so sagte sie ihm, hatte sie bei der Arbeit viel Gesellschaft und wurde von den Leuten akzeptiert.
    Ihre Tätigkeit umfaßte das Einschießen von reparierten Waffen. Die meisten Techniker benutzten einen Schießstand, doch Fringe zog es vor, nach Gefühl zu schießen und entwickelte eine solche Fertigkeit darin, daß die Kunden ihre Arbeit sehr schätzten und ihren fachlichen Rat suchten. Selbst Zasper sagte, halb im Scherz, daß ein Mädchen mit ihrer Treffsicherheit ihr Talent in einer Werkstatt verschwendete. Um sich die Freude darüber nicht anmerken zu lassen, bemerkte sie, daß sie diese Begabung wahrscheinlich einem Revolverhelden verdankte, der vor Tausenden von Jahren auf der Erde gelebt hatte.
    Eines Nachmittags ging sie zu Großmutter Gregoria und versuchte, manierlich den servierten Fisch zu verzehren, während Großmutter strenger als sonst über Fringes asoziales und unverzeihliches Verhalten räsonierte und Chars unstandesgemäße Ehe beklagte.
    »Wenn deine Mutter«, sagte Großmutter, »und diese Tromses nicht gewesen wären, wäre vielleicht etwas aus dir geworden…«
    Fringe war in letzter Zeit oft allein gewesen. Auf dem Teller vor ihr lag das erste Essen, das sie seit Tagen bekommen hatte. Sie war noch immer sehr jung und oft verängstigt. Tag für Tag versuchte sie die Verwirrung zu unterdrücken, versuchte, nicht über die nächste Minute, die nächste Aufgabe hinauszudenken und hatte überhaupt Mühe, sich immer wieder selbst zu motivieren. Beim Klang der nörgelnden Stimme riß etwas in ihr. Sie spürte, wie es riß, wie das Gewebe ihres Lebens auf links gedreht wurde und wie etwas Schreckliches durchschimmerte.
    »Wenn ich eine Asoziale bin«, platzte sie heraus, »dann nur deshalb, weil Paps sich in

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