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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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von den Selten- Inseln stammten, was für viele Gangster und Vagabunden galt, dann war ihr Aufenthaltsort durchaus plausibel.
    »Wahrscheinlich falsche Namen«, sagte Fringe sich, als sie nach Zerka und Zenubi Troms fragte und man ihr den Weg zu ihrer Unterkunft beschrieb. Es handelte sich um eine billige Absteige an der Rückseite des Komplexes, fast schon unter der Brücke. Fringe richtete die Beauftragten- Montur, wischte sich Fusseln vom Mantel und drückte auf den Knopf der Sprechanlage. Die ältere Frau, die ihr öffnete, wies nicht die geringste Ähnlichkeit mit den Leuten auf, die Fringe bisher kennengelernt hatte. Sie sah nicht aus wie Ari oder Nada, auch nicht wie Tantchen oder Souile.
    »Ja?« fragte sie im schwerfälligen Dialekt der Inselbewohner, der aus einer Silbe zwei machte.
    »Zenubi Troms? Ich komme im Auftrag von Yilland Dorwalk«, sagte Fringe. »Um Ihre Nachlaßforderung gegen ihren Vater zu regeln.«
    »Unsere Forderung gegen sie«, sagte die Frau. »Er hat nichts hinterlassen.«
    Fringe setzte das für sie typische sardonische Lächeln auf. »Gleicht die Versklavung eines Familienangehörigen denn den Verlust eines anderen aus?«
    »Sie gehört nicht zu meiner Familie«, schnaubte die Frau. »Seine erste Frau gehörte zu meiner Familie.«
    »Schau’n wir mal; das wäre also Souile?«
    »Meine kleine Schwester«, seufzte die Frau. »Die süße Souile.«
    Fringe tat so, als ob sie im Notizbuch nachsehen würde. »Die Sie im Stich gelassen und der Sie die Versorgung Ihrer alten Eltern allein aufgebürdet haben.«
    Das hatte gesessen. »Sie hat reich geheiratet«, sagte sie schroff. »Das wußten wir.«
    »Und wo sie und er nun tot sind, verlangen Sie Geld, um die Trauer darüber zu lindern, daß Sie Ihre Eltern im Stich gelassen haben«, sagte Fringe und klappte das Notizbuch zu.
    Ein Mann trat aus einem anderen Zimmer in den Flur und sah sie düster an. »Wer ist das?« fragte er die Frau.
    »Ich bin im Auftrag von Yilland hier«, wiederholte Fringe.
    Mit finsterer Miene machte der Mann einen Ausfallschritt, nur um in die Mündung einer großkalibrigen Vauvau-Waffe zu starren, lautmalerisch für die Abkürzung VV, Verletzen und Verstümmeln.
    Erneut schenkte Fringe der Frau ein Lächeln und hob an, als ob sie eine Formel aufsagte: »Ich bin hier, um Sie davon in Kenntnis zu setzen, daß Fringe und Bubba Dorwalk, Souiles leibliche Kinder, eine Nachlaßforderung gegen Sie erheben in Höhe von zwei Dritteln der gesamten, periodisch abgegrenzten Aufwendungen für Kost und Logis für Ari, Nada und Tante Troms, zuzüglich Zinsen und Zinseszinsen, Ausgaben, welche die Verschuldung ihres Vaters erhöht und dazu geführt haben, daß er nicht mehr in der Lage war, seinen Verpflichtungen ihnen gegenüber nachzukommen, woraus wiederum Einbußen an Status und Komfort resultierten. Da dies in die vom Exekutivrat der Stadt Enarae definierte Kategorie dauerhafter und sittenwidriger Verschuldung fällt, wird beim Lebensgericht Klageantrag gestellt werden mit dem Ziel, einen vollstreckbaren Titel zu erwirken.«
    Überrascht stellte sie fest, daß sie wirklich wütend war, jedoch nicht auf diese Abstauber, sondern auf Souiles richtige Verwandte, wo auch immer sie sich aufhielten. Auch wenn sie selbst nur Asoziale gewesen waren, hätten sie dennoch helfen können!
    »Wir sind aber keine Bürger von Enarae!« rief die Frau ebenso empört wie ängstlich.
    Fringe gähnte ostentativ. »Das Urteil erging an alle Bezirke, einschließlich Fineen, wo Sie gemeldet sind. Ich habe in meiner Eigenschaft als Beauftragte die Pflicht, die Schuldner zu verfolgen, sollten Sie vor Inkrafttreten des Urteils Enarae verlassen. Als Beauftragte muß ich Sie davon in Kenntnis setzen, daß Fringe Dorwalk über Ihre Forderung empört ist und sich bereit erklärt hat, Blutrache anstatt von Blutgeld zu akzeptieren.« Sie holte das Notizbuch heraus. »Ich habe vermerkt, daß Sie beide gewarnt wurden. Sollen andere Mitglieder Ihrer Familie benachrichtigt werden?«
    Das alles war ein einziger Bluff, doch die beiden Opfer wußten das offensichtlich nicht. Der Mann war blaß geworden und schien an Atembeschwerden zu leiden.
    »Ja. Nein! Nein. Ich werde es ihnen sagen«, schrie die Frau.
    Fringe ging, wobei sie noch kurz an der Tür lauschte. Dann setzte sie sich in einer Taverne in eine ruhige Ecke und nippte an einem Bier, während sie hörte, was aus dem hinter das Ohr geklemmten Empfänger drang. Trotz des Lärms in der Taverne hörte sie die

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