Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)
zu ruinieren. Sie rührte in ihrem Zitronensaft und runzelte die Stirn.
»Haben Sie einen anderen Vorschlag?«, fragte sie, ohne den Blick von ihrem Glas zu heben.
»Nein«, antwortete Chaval, der beim Gedanken ans Gefängnis erschauerte. »Um die Wahrheit zu sagen, bevor Sie sich mit mir in Verbindung gesetzt haben, hatte ich mit dem Plan, reich zu werden, endgültig abgeschlossen … Abgesehen vom Lottospielen, natürlich.«
»Pfft!«, entgegnete Henriette achselzuckend. »Das ist ein Zeitvertreib für Waschlappen … Und im Übrigen gewinnen dabei auch immer die Waschlappen, niemals wohlhabende Menschen mit gutem Abschluss!«
»Weil es im Leben noch Gerechtigkeit gibt«, murmelte Chaval. »Lotto ist der Trost der Leidgeprüften.«
»Moral beim Lotto!«, schimpfte Henriette. »Wie absurd! Sie reden Unsinn! Sie suchen lediglich Ausreden für Ihre Faulheit!«
»Das ist alles, was mir geblieben ist«, entschuldigte sich Chaval erneut mit hängenden Schultern.
»Sie haben wirklich nicht den geringsten Ehrgeiz und keinen Mumm in den Knochen! Ich hatte Sie für gewiefter gehalten … Ich hatte große Hoffnungen in Sie gesetzt. Früher waren Sie zupackend und gerissen …«
»Ich sagte Ihnen doch, sie hat mich fertiggemacht, gebrochen …«
»Hören Sie endlich auf, von sich selbst in der Vergangenheitsform zu reden! Visualisieren Sie sich stattdessen als starken, mächtigen, reichen Mann. Sie sind nicht hässlich, Ihre Augen können noch blitzen, sie können immer noch Eindruck schinden. Es besteht die Chance, dass sie zu Ihnen zurückkommt. Wenn schon nicht aus Liebe, dann aus Eigennutz, der Abstand zwischen den beiden ist gering und das Ergebnis identisch!«
Als er zu ihr aufschaute, war sein Blick von irrwitziger Hoffnung erfüllt, einer Hoffnung, die er schon vor langer Zeit im Fundbüro abgegeben hatte.
»Glauben Sie, wenn ich reich werde, nimmt sie mich wieder zurück?«
Denn es war ihm immer noch lieber, ihretwegen zu leiden, als ohne jede Hoffnung auf weiteres Leiden dahinzuvegetieren.
»Ich habe keine Ahnung, aber ich bin mir sicher, dass sie es sich zumindest noch einmal überlegen würde. Ein reicher Mann ist zwangsläufig anziehend. Das ist eine Binsenweisheit. Mehr als offensichtlich. So funktioniert die Welt seit Anbeginn der Zeit … Denken Sie nur an Kleopatra. Sie hat ausschließlich mächtige Männer geliebt, Männer, die ihr Länder und Meere schenkten, Männer, die bereit waren, für sie zu töten, was sage ich da: die bereit waren, für sie ein Gemetzel anzurichten. Sie hat sich nicht mit Waschlappen abgegeben! Und Hortense hat sehr viel mehr von Kleopatra als von Isolde oder Julia!«
Er wagte nicht, sie zu fragen, wer die beiden anderen waren, aber er registrierte den Vergleich mit Kleopatra. Er hatte den Film eines Abends mit seiner Mutter zusammen gesehen, beide mit einem Thymiantee in der Hand, da sie beide ein bisschen Fieber hatten. Kleopatra hatte die violetten Augen von Elizabeth Taylor und einen großen, bebenden Busen. Er wusste nicht mehr, wohin er schauen sollte: in die großen, verstörenden, gebieterischen violetten Augen oder auf die milchigen Monde, die auf dem Bildschirm auf und ab wogten. Er war aufs Klo gegangen und hatte sich einen runtergeholt.
»Und was müsste ich tun, um reich zu werden?«, fragte er und setzte sich gerade hin, aufgerichtet von Kleopatras üppigem Busen.
»Wir müssen uns etwas einfallen lassen, einen unfehlbaren Plan … Und dann füllen wir uns mithilfe Ihrer Kenntnis der Firma und meiner Fantasie die Taschen. Ich werde keine Skrupel kennen! Ich gehe aufs Ganze …«
»Wenn ich sie nur zurückbekommen könnte … noch einmal in diese feuchte, warme Grotte eindringen könnte …«
»Chaval!«, brüllte Henriette und schlug auf den Tisch. »Ich will Sie nie wieder so über meine Enkelin reden hören! Haben Sie verstanden? Sonst zeige ich Sie an. Schließlich haben Sie selbst zugegeben, eine unsittliche Beziehung mit einem Mädchen unterhalten zu haben, das noch keine sechzehn Jahre alt war … Das bringt Sie geradewegs ins Gefängnis. Und wollen Sie wissen, was im Gefängnis mit Kinderschändern passiert?«
Chaval starrte sie entsetzt an, die Schultern von unwillkürlichem Zittern geschüttelt.
»O nein, Madame … nicht das, nicht das …«
»Also entwickeln Sie mir gefälligst einen Plan, einen brillanten Plan, um den alten Grobz auszuplündern. Sie haben eine Woche. Keinen Tag länger! In acht Tagen treffen wir uns wieder in der Kirche
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